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AUSLAND/2117: Costa Rica - Gleiche Gesundheitsversorgungsansprüche für homosexuelle Paare (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. Juni 2014

Costa Rica: Gleiche Gesundheitsversorgungsansprüche für homosexuelle Paare

von Diego Arguedas Ortiz


Bild: © Roberto Carlos Sánchez/Präsidentschaft von Costa Rica

Am Vortag des Internationalen Tags gegen Homophobie am 17. Mai ließ Staatspräsident Luis Guillermo Solís (zweiter von oben) die Regenbogenflagge der LGBT hissen
Bild: © Roberto Carlos Sánchez/Präsidentschaft von Costa Rica

San José, 13. Juni (IPS) - Costa Rica hat die Gesundheitsversorgungsansprüche von schwulen und heterosexuellen Paaren gleichgesetzt. Mit der Reform, die im August in Kraft tritt, hat sich das zentralamerikanische Land zum regionalen Vorreiter aufgeschwungen.

Die Entscheidung fiel kurz nachdem Staatschef Luis Guillermo Solís am 16. Mai als Zeichen seiner Solidarität mit den sexuellen Minderheiten des Landes deren Regenbogenflagge vor dem Präsidentenpalast hissen ließ. Der Mitte-Links-Präsident ist seit 8. Mai im Amt.

Obwohl der 70-jährige Schwulenaktivist Marco Castillo den Großteil seines Lebens in das costaricanische Sozialversicherungssystem eingezahlt hat, war sein Lebensgefährte Rodrigo Campos nie mitversichert, weil die Beziehung der beiden nicht vom Staat anerkannt worden war.

Doch der Benachteiligung der Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (LGBT) hat das für die öffentliche Krankenhausversorgung und das Sozialversicherungssystem zuständige Sozialversicherungsinstitut CCSS nun einen Riegel vorgeschoben, als es am 22. Mai der Reform zur Gleichstellung homosexueller mit heterosexuellen Paaren zustimmte. Allgemein wird davon ausgegangen, dass der CCSS-Vorstand in Kürze den Rentenanspruch von Partnern gleichgeschlechtlicher Paare beschließen wird.

"Das ist wirklich ein großer Schritt nach vorn und das Ergebnis einer zunehmenden sozialen Anerkennung unserer Probleme", meinte Castillo, ein Anwalt, der die Bewegung für Vielfalt anführt, die für die Rechte der LGBT eintritt.


Progressives Land in konservativer Region

Die Offenheit, die sich in dem mehrheitlich katholischen Land mit seinen 4,5 Millionen Einwohnern zeigt, ist in anderen Staaten der Region nicht gegeben. Innerhalb Lateinamerikas bildet Zentralamerika das Schlusslicht, hieß es auf der Sechsten Regionalkonferenz der Internationalen Vereinigung der Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen für Lateinamerika und die Karibik (ILGALAC). Das Treffen fand vom 5. bis 10. Mai auf Kuba statt.

Die Situation sei sehr komplex, erklärte die mexikanische Aktivistin Gloria Careaga von der Internationale Vereinigung der Lesben und Schwulen (ILGA) während der Konferenz. "Wir haben bemerkenswerte Forschritte, aber auch schwere Rückschläge in Regionen wie Zentralamerika erlebt."

Vor allem die hohe Zahl von Gewaltverbrechen verdeutlicht, wie weit Zentralamerika bei den LGBT-Rechten dem Rest der Region hinterhinkt. Nach Angaben des Zentrums für Aids-Erziehung und Prävention (CEPRESI), einer nicaraguanischen Nichtregierungsorganisation, wurden in den letzten fünf Jahren in Zentralamerika fast 300 solcher Hassverbrechen gegen Mitglieder sexueller Minderheiten begangen.

Wie Marvin Mayorga von der Initiative der sexuellen Vielfalt für Menschenrechte berichtete, ist der einzige institutionelle Fortschritt, den die in Nicaragua seit 1985 organisierte LGBT-Bewegung vorweisen kann, die 2009 erfolgte Ernennung eines Sonderstaatsanwalts zur Verteidigung der sexuellen Minderheiten. Der Sonderstaatsanwalt ist im staatlichen Menschenrechtsbüro angesiedelt, das jedoch an finanzieller Auszehrung leidet.

In Honduras vertritt die Zivilgesellschaftliche Gruppe (GSC), ein Zusammenschluss verschiedener Hilfs- und Menschenrechtsgruppen, die Interessen der LGBT. "Eine Herkulesaufgabe", wie der GSC-Aktivist Omar Rivera betonte. "Es gibt so viele Tabus, gegen die wir ankämpfen müssen", sagte er. "Doch immerhin konnten wir erreichen, dass das Büro der Staatsanwaltschaft eine Sonderstelle zur Untersuchung von Morden an Journalisten, Anwälten, Menschenrechtlern und Mitgliedern der LGBT-Gemeinschaft eingerichtet hat."

Dem UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) zufolge ist Honduras das Land mit der weltweit höchsten Mordrate. Sie liegt statistisch gesehen bei 96,1 Morden pro 100.000 Einwohner. Der weltweite Durchschnittswert bewegt sich bei 8,8, während auf Lateinamerika und Zentralamerika 29 respektive 41 Morde pro 100.000 Bürger entfallen.

In Costa Rica wird der Kampf um die Rechte der LGBT vor allem durch das Parlament ausgebremst. Die PAC versucht nun vier Gesetze durchzubringen, die Zivilehen von gleichgeschlechtlichen Paaren ermöglichen sollen. Bisher wurden sie von der Vorgängerregierung verhindert.

Das zentralamerikanische Land hat mit Tourismusminister Wilhem von Breymann seinen ersten Regierungsvertreter, der offen mit seiner Homosexualität umgeht. (Ende/IPS/kb/2014)


Links:

http://www.ipsnoticias.net/2014/06/costa-rica-abre-esperanzas-para-lgbt-en-america-central/
http://www.ipsnews.net/2014/06/costa-rica-holds-out-hope-for-lgbt-rights-in-central-america/

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IPS-Tagesdienst vom 13. Juni 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juni 2014