Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN


AUSLAND/2549: Mittelmeer - Ärzte ohne Grenzen fordert von EU-Innenministern sicheren Hafen für Ocean Viking (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 28. Oktober 2019

Mittelmeer: Ärzte ohne Grenzen fordert von EU-Innenministern sicheren Hafen für Ocean Viking


Die G6-Innenminister beraten heute in München erneut über eine Lösung für die Verteilung von aus dem Mittelmeer geretteten Menschen. Währenddessen harren seit zehn Tagen 104 Geflüchtete an Bord des von SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen betriebenen Rettungsschiffs Ocean Viking aus und warten auf die Zuweisung eines sicheren Hafens.

"Vor einem Monat wurde in Valletta der Beschluss eines freiwilligen solidarischen Ausschiffungsmechanismus zwischen Deutschland, Frankreich, Italien und Malta als Durchbruch europäischer Solidarität gefeiert. Damit sollte das tagelange, unwürdige Gezerre um die Aufnahme einzelner geretteter Menschen endlich ein Ende haben. Es ist uns unverständlich, warum wir trotzdem seit zehn Tagen auf die Einhaltung dieser Zusagen warten", sagt Marie von Manteuffel, Expertin für humanitäre Fragen bei Ärzte ohne Grenzen. "Wir erwarten von den europäischen Innenministern heute in München eine Lösung für die 104 Personen an Bord der Ocean Viking."

Auf dem Rettungsschiff befinden sich unter anderem zwei Schwangere und 41 Minderjährige. Die Kleinsten sind elf und zwei Monate alt, eines von ihnen wurde nach Angaben der Mutter in einem libyschen Internierungslager geboren. Das medizinische Team von Ärzte ohne Grenzen an Bord hat bislang 60 Konsultationen in der Klinik an Bord durchgeführt. "Jeder Patient, den wir dabei betreut haben, hat von Gewalterfahrungen berichtet, entweder in seiner Heimat oder auf der Flucht. Mehrere haben immer noch sichtbare Narben an ihren Körpern", sagt Stefanie, die das medizinische Team von Ärzte ohne Grenzen an Bord leitet. "Es ist bestürzend zu hören, dass einige der Frauen, mit denen wir gesprochen haben, extra Verhütungsmittel genommen haben, weil sie um das Risiko wussten, auf der Flucht vergewaltigt zu werden."

Der einzige Hafen, der der Ocean Viking für die 104 Menschen an Bord bisher angeboten wurde, lag in Libyen. Doch Libyen ist kein sicherer Ort für Geflüchtete. Gestern besuchte Bundesaußenminister Heiko Maas dort eines der Internierungslager. "Wir hoffen, dass damit die bisherige Passivität der Bundesregierung hinsichtlich der katastrophalen Umstände für Geflüchtete und Migranten im Bürgerkriegsland Libyen überwunden wird und besonders vulnerable Menschen direkt aus Libyen nach Deutschland gebracht werden", sagt Marie von Manteuffel.

*

Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 28. Oktober 2019
Am Koellnischen Park 1 - 10179 Berlin - Germany
Pressestelle: Telefon: + 49 (30) 700 130 - 230
Fax: + 49 (30) 700 130 - 340
E-Mail: office@berlin.msf.org
Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang