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ARTIKEL/1451: Praxiskooperation nutzt Wissen aus herkömmlicher Medizin und alternativen Heilmethoden (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2017

Praxiskooperation
Ganzheitliche Betreuung

von Anne Lütke Schelhowe


Kinderärztin Dr. Susanne Dutzki setzt neben der Schulmedizin auch auf alternative Heilmethoden und kooperiert dafür mit einer Heilerin.


Nur Medizin war Dr. Susanne Dutzki, Kinderärztin in Norderstedt, irgendwann nicht mehr genug: "Mir fehlte etwas. Zufällig schenkte mir meine Mutter in dieser Zeit ein Buch des Dalai Lama, das ich zwar nicht so richtig verstand, das mich aber interessierte." So begab sich die Ärztin, die damals am Universitätsklinikum Eppendorf auf der Kinderkardiologie tätig war, auf die Suche nach mehr Informationen und landete schließlich nebenberuflich im Studium der Buddhistischen Philosophie, das sie gemeinsam mit ihrer Schwester absolvierte. Vor gut 20 Jahren erlernte Dutzki so verschiedene Methoden des traditionellen Geistesschulungstrainings und praktiziert sie bis heute. "Man sieht an sich selbst, welche Vorteile es hat, so etwas zu machen. Ich bin konzentrierter, entspannter und weniger anfällig für Stress", so die 56-Jährige, die ab Mitte dieses Jahres auch Seminare in Entspannungstraining/Meditation für ihre Berufskollegen anbieten möchte. "Es gibt viele Methoden, die schnell und einfach zu erlernen sind und die man gut in den Berufsalltag integrieren kann", so die Kinderärztin. Nutzen will sie dafür einen Entspannungsraum in ihrer neuen Privatpraxis im Hamburger Stadtteil Langenhorn, die sie im November 2016 eröffnete und in der sie Räumlichkeiten mit der Heilerin Imke Turau teilt.

Die beiden Frauen fanden vor sechs Jahren über Kollegen zusammen und kooperieren seitdem in Fällen, in denen die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt. "Es gibt immer wieder Fälle, die man nicht in ein Schema pressen kann. Da sind die Eltern manchmal ganz dankbar, wenn sie einen anderen Weg ausprobieren können", so Dutzki. Kinder mit Angstsymptomatik, psychische oder psychosomatische Fälle, Mütter, die Probleme beim Stillen haben, oder Säuglinge, die nach der Entbindung unruhig sind und für die die Eltern mehr Unterstützung brauchen - all das können Fälle sein, wo die Kinderärztin ihre Empfehlung für Turau und deren "Praxis für Sensitive" ausspricht. Turaus Spektrum umfasst Homöopathie, Mentaltraining, energetische Heilbehandlung und spirituelle Arbeit. "Die Kinder sind soweit gesund, aber die Eltern brauchen noch etwas mehr. Man muss auch bedenken, dass ich in der Kinderarztpraxis mit den vielen Patienten nur eine sehr begrenzte Zeit habe. Fünf bis zehn Minuten pro Patient, manchmal auch weniger. Da kann man manche Ansprüche, für die man etwas länger Zeit bräuchte, nicht immer erfüllen", erklärt Dutzki, die sich selbst keine spirituelle Ader bescheinigt, dafür aber eine gewisse Sensibilität, die als Kinderärztin allerdings ohnehin unabdingbar sei.

"Als Kinderarzt behandelt man nie nur den Patienten, sondern die ganze Familie. Das Umfeld spielt eine große Rolle." Nicht jede Therapie funktioniere bei jedem gleich. Die Nachfrage nach alternativen Behandlungsmethoden wachse, aber auch die Unsicherheit der Eltern. Das beginne schon mit der Schwangerschaft, die durch zahlreiche Untersuchungen gekennzeichnet sei und damit für viele wie eine Krankheit behandelt werde. Bei den Kindern werde bei einigen Eltern dann schon der Schnupfen zu einer riesigen Erkrankung hochstilisiert.

Dutzki bedient sich neben dem Spektrum der Schulmedizin von altem tibetischem Heilwissen, über Heilmeditation, Körpertherapie und Yoga bis hin zur Ernährungsmedizin. Damit hat sie auch selbst schon gute Erfahrungen gemacht: Über mehrere Monate litt die Kinderärztin unter schwerer Migräne, die kaum in den Griff zu bekommen war. Ein befreundeter Allgemeinmediziner machte Dutzki auf einen tibetischen Arzt aufmerksam. "Ich wusste bis dahin gar nicht, dass es tibetische Medizin überhaupt gibt. Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) war mir ein Begriff, tibetische Medizin aber nicht", erzählt sie. Durch Akupunktur und eine radikale Ernährungsumstellung fand die Kinderärztin Erleichterung. Seitdem habe sie keine Migräneattacken mehr gehabt.

Dutzki plädiert für eine ganzheitliche Behandlung ihrer kleinen Patienten und sieht in der Kooperation mit Turau nur Vorteile: "Man kann nicht immer alles zu 100 Prozent selbst abdecken. Ich habe noch nie Probleme damit gehabt, meine Patienten zu anderen Kollegen zu schicken, die auf etwas Bestimmtes spezialisiert sind. Das ist hier nicht anders. Es gibt auch Leute, die sagen, dass sie mit Homöopathie überhaupt nichts am Hut haben, das ist auch okay."


info

5-10 Minuten müssen die Methoden der Entspannungstechniken / Meditation jeden Tag geübt werden, damit sich eine positive Wirkung einstellt. Interessierte können sich bei Dr. Susanne Dutzki unter Telefon 040-5292629 melden.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 4/2017 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2017/201704/h17044a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
70. Jahrgang, April 2017, Seite 23
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juni 2017

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