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ARTIKEL/1497: In Hohenlockstedt ziehen Arzt, Apothekerin und Gemeinde an einem Strang für ein Gesundheitshaus (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 11/2018

Gesundheitszentrum
Im Austausch zum neuen Konzept

von Dirk Schnack


In Hohenlockstedt ziehen Arzt, Apothekerin und Gemeinde an einem Strang für ein Gesundheitshaus. Ärztegenossenschaft Nord hilft bei der Umsetzung.


Immer mehr Kommunen in Schleswig-Holstein erkennen, wie wichtig die ambulante Versorgung für ihre Region ist. Die Gemeinde Hohenlockstedt im Kreis Steinburg hat sich frühzeitig Gedanken gemacht, wie die Versorgung in ihrem Ort aussehen wird, wenn die jetzt noch vor Ort tätigen Ärzte die Altersgrenze erreichen. Ergebnis der Überlegungen ist ein Gesundheitshaus, das künftig niedergelassene und angestellte Ärzte, aber auch andere Gesundheitsberufe unter einem Dach vereint.

Um das Konzept zu realisieren, war zunächst der Austausch zwischen Gemeinde und Ärztegenossenschaft Nord erforderlich. Im Zuge dieses Austauschs fanden sich dann eine Investorin und ein Arzt-Ehepaar, das langfristig nicht nur am Standort bleiben, sondern seine Praxis erweitern will. Nun geht die Gruppe in die konkrete Umsetzung und sucht einen angestellten Arzt. Die Chance, diesen auch zu finden, beurteilt Praxisinhaber Arkadi Isaak als gut: "Wir sind aufgeschlossen für technische Neuerungen und arbeiten im Team etwa mit einer NäPa", so Isaak zu Vorteilen, die junge Ärzte oft überzeugen.

Isaak und seine Frau arbeiten in Gemeinschaftspraxis in Itzehoe und betreiben in Hohenlockstedt eine Zweigpraxis. Ihre zu kleinen Räume verlegen sie in das Gesundheitshaus. "Wir wollen mindestens einen Arzt anstellen. Die Räume im Gesundheitshaus bieten uns aber weitere Optionen für die Zukunft", sagt der Allgemeinmediziner. Die vorausschauende Planung ist wichtig, weil der 52-Jährige derzeit der jüngste unter den ortsansässigen Hausärzten ist.

Dass er diese Optionen bekommt, liegt am Zusammenwirken von Gemeinde und Ärztegenossenschaft. "Wir sind in den Dialog getreten und haben mögliche Alternativen aufgezeigt", sagt Harald Stender, der als hausärztlicher Koordinator auch in anderen Regionen des Landes zusammen mit der Ärztegenossenschaft neue Versorgungskonzepte realisiert. Bei der Lösungssuche stand im Vordergrund, dass die Betreiber eines Gesundheitszentrums möglichst aus den Reihen der freiberuflichen Heilberufe kommen sollten. Die ortsansässige Apothekerin Elisabeth Mürnseer erkannte das Potenzial. Sie investiert eine siebenstellige Summe. Das Gesundheitshaus wird eine Nutzfläche von rund 500 Quadratmeter umfassen und auf dem Gelände ihrer Apotheke mitten im Ort errichtet. In den Plänen sind vier ärztliche Sprechzimmer vorgesehen. "Mindestens ein weiterer Gesundheitsberuf wird neben den Ärzten in das Gesundheitshaus einziehen", sagt Mürnseer. Auch eine fachärztliche Präsenz kann sie sich in dem Gesundheitshaus vorstellen.

Stender und die bei der Genossenschaft für das Konzept verantwortliche Laura Löffler sehen mittelfristig ebenfalls die Chance, dass mehrere ergänzende Angebote hinzukommen. "Im Ärztezentrum Büsum erweitern wir auch ständig. Wenn das Haus erstmal steht und das Konzept funktioniert, kommen weitere Interessenten", sagen sie. Damit dieser Sogeffekt auch in Hohenlockstedt entsteht, bietet die Gemeinde nach Ansicht von Mürnseer gute Voraussetzungen. Erst kürzlich hat sich eine Kinderärztin neu in dem Ort niedergelassen. Bürgermeister Wolfgang Wein plant ein Neubaugebiet, sodass mit weiterem Wachstum zu rechnen ist. Die Kommune übernimmt auch die Kosten für die Arztsuche und würde bei einem Scheitern eine alternative Nutzungsmöglichkeit für die dann überdimensionierten Praxisräume schaffen.

Damit wird vor Ort getan, was möglich ist. Was aber ist mit den gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen? Hier verweisen Isaak und seine Partner in Hohenlockstedt auf die Abrechnungsmöglichkeiten in der Telemedizin: "Die Honoraranreize, Telemedizin im Praxisalltag einzusetzen, müssen verbessert werden." Auch Löffler, die an mehreren Standorten in Schleswig-Holstein für die Ärztegenossenschaft mit jungen Ärzten über eine Beschäftigung im ambulanten Sektor spricht, ist sich sicher: "Telemedizin ist ein ganz wichtiger Anreiz für die jungen Ärzte."


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Bürgermeister Wolfgang Wein, Laura Löffler von der Ärztegenossenschaft Nord, Hausarzt Arkadi Isaak, Apothekerin Elisabeth Mürnseer und Koordinator Harald Stender wollen gemeinsam das Gesundheitshaus in Hohenlockstedt realisieren.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 10/2018 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2018/201811/h18114a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
71. Jahrgang, November 2018, Seite 17
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Dezember 2018

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