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FORSCHUNG/068: Versorgungsforschung - "Besser und effizienter" (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 9/2016

Versorgungsforschung
"Besser und effizienter"

Von Dirk Schnack


Gemeinsamer Parlamentarischer Abend von Ärztekammer und Zahnärztekammer in Kiel. Der diesjährige Schwerpunkt Versorgungsforschung kam gut an bei den Gästen aus Politik und Verbänden.


Versorgungsforschung hilft im medizinischen Alltag und beim Aufdecken von Über-, Unter- und Fehlversorgung. Welche Bedeutung die Versorgungsforschung darüber hinaus für das deutsche Gesundheitswesen hat, zeigte der diesjährige Parlamentarische Abend von Ärztekammer und Zahnärztekammer Schleswig-Holstein, der im Juli mit rund 60 Gästen im Haus der Zahnärztekammer in Kiel stattfand.

Neben Gästen aus der Politik - u. a. die gesundheitspolitischen Sprecher Karsten Jasper (CDU), Bernd Heinemann (SPD) und Wolfgang Dudda (Piraten) aus dem Landtag und Thomas Stritzl (CDU), Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages - waren auch Vertreter von Krankenkassen und Krankenhäusern dabei.

Dr. Michael Brandt, Präsident der Zahnärztekammer, nahm das Ergebnis der Versorgungsforschung in seiner Begrüßung vorweg: "Durch Versorgungsforschung werden wir effizienter, besser und wirtschaftlicher." Prof. Christoph Dörfer, Studiendekan Zahnmedizin und ärztlicher Direktor an der Kieler Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, beschrieb die einzelnen Forschungsebenen als Zyklus - von Public Health zur Epidemiologie, zur Grundlagenforschung, zur klinischen Forschung und schließlich zur Versorgungsforschung. Mit jedem Schritt in diesem Zyklus, so Dörfer, sei ein Gewinn an Allgemeingültigkeit verbunden, aber auch ein Verlust von Kontrolle. Hilfreich sind für die Versorgungsforschung Praxisnetzwerke: Gruppen von Ärzten oder Zahnärzten, die eine Forschungsfrage gemeinsam bearbeiten und sich verpflichten, ihre Erfahrungen und ihre Expertise zu teilen. Solche Praxisnetzwerke werden in einigen Ländern öffentlich gefördert, z.T. "perfekt organisiert", wie Dörfer sagte. In Deutschland dagegen gibt es bislang nur Insellösungen. Weil Versorgung weitgehend in den Praxen erfolgt, müsse auch die Versorgungsforschung in den Praxen erfolgen.

PD Dr. Katja Götz vom Lübecker Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein zeigte anhand verschiedener Untersuchungen, dass die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung auch von der Gesundheit des Personals abhängt und dass Arbeitsbedingungen und Arbeitszufriedenheit die Versorgungsqualität beeinflussen. Vereinfacht gesagt: Zufriedenes Praxispersonal bewirkt zufriedene Patienten. Die Arbeitszufriedenheit wiederum wird stark von intrinsischen Faktoren beeinflusst. Speziell über die Versorger in Schleswig-Holstein lassen sich Aussagen aus zwei Befragungen ableiten. Von 1.538 angeschriebenen Hausärzten im Land beteiligten sich 2015 470 an einer Befragung, von 1.811 Zahnärzten 540. Die Ergebnisse zeigen, dass die Arbeitszufriedenheit der Zahnärzte insbesondere durch die Kollegen steigt, gefolgt von der Nutzung der eigenen Fähigkeiten und der Wahl der Arbeitsmethode. Am stärksten negativ wird die Arbeitszufriedenheit bei Zahnärzten durch die physische Arbeitsbelastung beeinflusst. Bei den Hausärzten sind es ebenfalls die Kollegen, die sich am stärksten positiv auf die Arbeitszufriedenheit auswirken, noch vor der Abwechslung in den Arbeitsaufgaben und der Anerkennung. Am stärksten negativ wirkt sich bei Hausärzten die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden aus. Auf einer Skala von eins (sehr unzufrieden) bis sieben (sehr zufrieden) liegen beide Gruppen in der Gesamtzufriedenheit zwischen fünf und sechs, wobei die Hausärzte einen etwas besseren Wert aufweisen.


Info

Praxisnetzwerke sind laut Experte Prof. Christoph Dörfer ideal für die Versorgungsforschung. Dr. Franz Bartmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, erinnerte in diesem Zusammenhang an die gute Zusammenarbeit der Ärzte in Praxisnetzen, von denen es landesweit rund 30 gibt. Für die Versorgungsforschung werden sie bislang nicht auf breiter Fläche eingesetzt.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 9/2016 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2016/201609/h16094a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, September 2016, Seite 12
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2016

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