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MELDUNG/192: Möglichkeiten und Grenzen für eine evidenzbasierte Interessenkonfliktregulierung (idw)


Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. - 23.03.2011

Offenlegen und dann?
Schritte hin zu einem angemessenen Umgang mit Interessenkonflikten

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. legt ein Diskussionspapier zu Interessenkonflikten in der Medizin vor


Interessenkonflikte sind ein ständiger Begleiter in der Medizin und Gesundheitsversorgung. Im Vordergrund stehen finanzielle Verbindungen zur Industrie, aber auch die Karriereplanung oder die Anreize eines Vergütungssystems können wirksame Interessenkonflikte darstellen. Solche Situationen können - müssen aber nicht - das Urteil und Handeln von Experten unangemessen beeinflussen. "Das Thema Interessenkonflikt findet in Deutschland zunehmend Aufmerksamkeit, die Sensibilität ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen", stellt Prof. Dr. David Klemperer fest, der sich seit Jahren mit dem Thema Interessenkonflikten in der Medizin befasst. Während Interessenkonflikte bislang oft als Beeinträchtigung der Glaubwürdigkeit verstanden werden, setzt sich international eine nüchternere Betrachtung durch: Interessenkonflikte können als Risiko für Verzerrungen (Bias) betrachtet werden, als Einflüsse also, die mal stärker, mal weniger stark wirken. "Was die Verringerung von Verzerrungen in der Durchführung und Interpretation von Ergebnissen klinischer Studien angeht, haben wir mit dem Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) in den vergangenen Jahren viel erreicht", sagt Klemperer: "Das Thema Interessenkonflikte bietet jedoch einige neue Herausforderungen."

Es fehle an einer einheitlichen und breit konsentierten Definition, ehe man Methoden und Regularien zum Umgang mit Interessenkonflikten angehen kann. Das DNEbM hat daher 2010 eine "Arbeitsgruppe Interessenkonfliktregulierung" eingerichtet. Neben dem Leiter, Daniel Strech (Hannover) gehören der Arbeitsgruppe fünf weitere Mitglieder an: David Klemperer (Regensburg), Hannes Knüppel (Hannover), Klaus Koch (Köln), Ina Kopp (Marburg) und Gabriele Meyer (Witten). Die Gruppe hat sich die Aufgabe gestellt, internationale Entwicklungen zu sichten und die Grundlage für eine kritische und zugleich praxisrelevante Diskussion im deutschen Gesundheitswesen zu erarbeiten.

Ein erstes Produkt dieser AG ist das im März 2011 veröffentlichte Diskussionspapier "Interessenkonfliktregulierung: Internationale Entwicklungen und offene Fragen". "Es geht uns jetzt nicht darum, konkrete Vorschläge zu machen, wie Interessenkonflikte geregelt werden sollten", betont Prof. Dr. Daniel Strech: "Das Ziel unserer Arbeitsgruppe ist erst einmal die Aufarbeitung und kritische Diskussion der Möglichkeiten und Grenzen für eine Evidenz-basierte Regulierung von Interessenkonflikten."

Das DNEbM lädt interessierte Personen und Institutionen ein, sich an einer Diskussion um die Regulierung von Interessenkonflikten zu beteiligen. Das Diskussionspapier steht unter folgender Adresse kostenlos zum Download zur Verfügung:
www.ebm-netzwerk.de/aktuelles/news2011-03-16-1

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution640


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V., Karsta Sauder, 23.03.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2011