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AUSLAND/1516: In China werden zu wenig Mädchen geboren (DSW)


DSW [news] - Januar 2010
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

In China werden zu wenig Mädchen geboren

Im Jahr 2020 werden einer Studie zufolge schätzungsweise 24 Millionen junge Frauen fehlen


Die traditionelle Bevorzugung von Jungen führt in China zu einem besorgniserregenden Ungleichgewicht im Verhältnis von männlichen und weiblichen Neugeborenen. Die Chinesische Akademie für Sozialwissenschaften hat im Januar eine Untersuchung veröffentlicht, nach deren Hochrechnungen in zehn Jahren 24 Millionen junge chinesische Männer vergeblich auf Brautschau gehen werden - insbesondere dann, wenn sie arm sind. Zudem werden wahrscheinlich viele jüngere Männer ältere Frauen heiraten. Die Studie bezeichnet diesen Sachverhalt als das schwerwiegendste demographische Problem Chinas.

Doch nicht nur kulturelle Traditionen, sondern auch wirtschaftliche Erwägungen führen dazu, dass Eltern weibliche Föten gezielt abtreiben lassen: Insbesondere Bauern trauen einem Sohn eher als einer Tochter zu, sie im Alter zu ernähren. Der problematische Trend hat Anfang der 1980er Jahre eingesetzt, als es möglich geworden war, das Geschlecht von Föten mittels Ultraschall zu bestimmen. Normalerweise kommen 103 bis 107 Jungen pro 100 Mädchen zur Welt. Derzeit werden in China auf 100 weibliche 116 männliche Babys geboren - in einigen ländlichen Gebieten beträgt das Verhältnis sogar 100 zu 130. Erste Konsequenzen dieses Verhaltens beginnen sich bereits abzuzeichnen: In Gegenden, in denen heute bereits ein hoher Männerüberschuss herrscht, haben der Handel mit und die Entführungen von Frauen und Kindern drastisch zugenommen. Auch illegale Heiraten und Zwangsprostitution nehmen zu. Vorgeburtliche Geschlechtsdiagnose ist in China - außer aus medizinischen Gründen - schon länger verboten. Nach Angaben der Studie ist seit 2005 allerdings eine Umkehrung des Trends zu beobachten: Die Geburtenraten von Jungen und Mädchen gleichen sich langsam wieder an.


Quelle: China Daily, 11. Januar 2010; Aljazeera.net; Associated Press, 12. Januar 2010, International Planned Parenthood Association, 13. Januar 2010; Xinhua.net, 9. Oktober 2009, 8. September 2009 sowie 8. April 2009


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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2010