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FORSCHUNG/037: Kosten- und Nutzenrechnung in der Personalisierten Medizin (idw)


Ruhr-Universität Bochum - 02.05.2012

Kosten- und Nutzenrechnung in der Personalisierten Medizin



Der Begriff der Personalisierten Medizin (PM) suggeriert Patienten eine persönliche und individuelle Behandlung, bei der sich der Arzt viel Zeit nimmt. Tatsächlich aber meint die PM in der wissenschaftlichen Forschung die Einteilung verschiedener Untergruppen von Patienten auf Grund gemeinsamer genetischer Merkmale zur besseren Diagnostik und Behandlung. Mit der begrifflichen, aber auch mit der ethischen, klinischen, rechtlichen und ökonomischen Problematik befasst sich das interdisziplinäre Verbundforschungsprojekt "Personalisierte Medizin in der Onkologie" unter der Leitung von RUB-Forscher Prof. Dr. Dr. Jochen Vollmann.

Vom BMBF gefördert

"Es darf bald niemand mehr ein Krankenhaus schließen - selbst, wenn es vereinzelt durchaus begründet wäre", beschreibt Professor Jochen Vollmann, Leiter des Instituts für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin an der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, die aktuelle Stimmung in der Gesundheitsnation Deutschland. Er fragt kritisch, ob die hohen Summen, die unsere Gesellschaft in das Gesundheitssystem investiert, nicht in anderen wichtigen Bereichen wie zum Beispiel der Bildung fehlen, und wie diese Opportunitätskosten ethisch zu bewerten sind. Auch innerhalb der Medizin sei zu fragen, welche Bereiche prioritär gefördert werden sollen. Umso wichtiger sind Forschungsbeiträge, wie das bis 2013 angelegte und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Kooperationsprojekt zur Personalisierten Medizin.

Frage nach Kosten und Nutzen

Am konkreten Beispiel der akuten myeloischen Leukämie, einer Erkrankung des blutbildenden Systems, werden in den Teilprojekten der jeweiligen Forschungsdisziplinen die verschiedenen Aspekte beleuchtet. Koordinator Professor Dr. Dr. Vollmann zeichnet mit seinen RUB-Kollegen PD Dr. Jan Schildmann (M.A.), Verena Sandow (M.A.) und Sebastian Wäscher (M.A.) für das Teilprojekt Ethik verantwortlich: Die Forscher interessieren sich für die ethischen Aspekte der Einzelentscheidungen in der Fallstudie. Bisher profitieren nur kleine Untergruppen von Patienten von den Fortschritten der PM. Ist es vertretbar, einen Großteil der Ressourcen für die Behandlung einer vergleichsweise kleinen Gruppe von Patienten zu nutzen? "Generell muss es in Deutschland zu einer Debatte um Priorisierung im Gesundheitswesen kommen", fordert Vollmann. Es dürfe schließlich nicht sein, dass von den Fortschritten individuellerer Therapien nur die "Gewinner profitieren, während für die Mehrzahl der Patienten zu wenig Ressourcen in Forschung und Versorgung übrig bleiben.


Weitere Informationen

Prof. Dr. Dr. Jochen Vollmann
Leiter des Instituts für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin
Ruhr-Universität Bochum
Malakowturm

Julius Philipp
Markstr. 258a, 44799 Bochum
jochen.vollmann@rub.de

Angeklickt
Flyer zum BMBF-Verbundforschungsprojekt
"Personalisierte Medizin in der Onkologie"
http://www.ruhr-uni-bochum.de/malakow/download/pdf/2011/111221flyer_pm.pdf

Redaktion:
Daniel Duhr

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution2

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Ruhr-Universität Bochum, Dr. Josef König, 02.05.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2012