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KASSEN/715: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 31.03.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 31. März 2010


→  KBVMesse bietet Marktplatz für Innovationen
→  KBV und Kassen beschließen, Regelleistungsvolumen aufzuwerten
→  Innovatives Vertragskonzept feiert Geburtstag
→  Erstes ambulantes Klinikzentrum QEPR-zertifiziert
→  Preis für wissenschaftliche Arbeit über Ärzteschaft im Nationalsozialismus ausgeschrieben
→  Bremer Hausärzte müssen erneut Verluste befürchten
→  Rabattverträge: Ab April gibt es für Millionen Versicherte andere Arzneimittel als bisher
→  Nicht alle Massageformen helfen gegen Rückenschmerzen

Raute

___Aus KBV und KVen___

KBVMesse bietet Marktplatz für Innovationen

Die KBV hat auf der Messe Versorgungsinnovationen 2010 in Berlin erstmals Anbieter und Nachfrager innovativer Projekte zusammengebracht. 32 Projekte aus ganz Deutschland, etwa von Ärztenetzen und Kassenärztlichen Vereinigungen, präsentierten sich den Krankenkassen. Das Ziel war es, Kooperationen zu fördern, Verträge anzubahnen und damit die Patientenversorgung noch besser zu gestalten. Zum Messeauftakt stellte die Vertragswerkstatt der KBV zwei neue Konzepte für die qualitätsgesicherte ambulante Versorgung spezieller Krankheitsbilder vor: eines für Patienten mit ausgeprägter chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und eines für Menschen mit Blutgerinnungsstörungen (Hämophilie).

Der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler, und der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Daniel Bahr (FDP), eröffneten die Veranstaltung mit einem sogenannten Impulsdialog. Darin kritisierte Bahr die Kurzsichtigkeit der Kassen, sich nicht auf die Erprobung von Versorgungskonzepten einzulassen und in neue Behandlungsformen zu investieren. Schließlich könnten sie mit den Verträgen langfristig Geld sparen und eine höhere Versorgungsqualität erreichen.

Der KBV-Chef diskutierte mit Mitgliedern des Bundestages sowie Patientenvertretern das Thema Versorgungsinnovationen. Köhler forderte einen Innovationsfonds, der die Erforschung von Versorgungskonzepten finanziert. Dr. Stephan Etgeton, von der Verbraucherzentrale Bundesverband, drängte auf mehr Transparenz für die Versicherten und wies auf das Problem der Evaluation hin. Qualität müsse man standardisiert messen können. Köhler wies darauf hin, mit dem KBV-Projekt AQUIKR (Ambulante Qualitätsindikatoren und Kennzahlen) einen Anfang gemacht zu haben. In einem weiteren Programmpunkt gaben nationale und internationale Experten einen Ausblick in die Versorgungsplanung der Zukunft und stellten den Einsatz sogenannter georeferenzierter Daten vor. Die KBV entwickelte hierzu Instrumente für eine kleinräumige Versorgungsanalyse.

(KBV-Pressemitteilung, 25. März, 29. März)


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KBV und Kassen beschließen, Regelleistungsvolumen aufzuwerten

Die KBV und Krankenkassen haben sich darauf geeinigt, ab 1. Juli aus der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung (MGV) zunächst die Finanzierung der Regelleistungsvolumen (RLV) sicherzustellen und danach erst die Vergütungen für bislang "freie Leistungen" zu berechnen. Zur Steuerung dieser Leistungen werden qualifikationsgebundene Zusatzvolumen (QZV) eingeführt. "Es ist uns gelungen, die Basisversorgung zu stärken und die RLV zu stabilisieren. Wir haben den Finanzfluss umgekehrt und auf diese Weise die Berechnung der RLV gerechter gestaltet", erklärte Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV das Verhandlungsergebnis.

Prof. Kuno Winn, Vorsitzender des Hartmannbundes, begrüßte diesen Beschluss. Kritisch beurteilte Winn dagegen, dass die regionalen Unterschiede für die Behandlung von Versicherten mit identischer Erkrankung durch den Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses nicht behoben worden seien.

(KBV-Pressemitteilung, 29. März, Pressemitteilung des Hartmannbundes, 31. März)


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Innovatives Vertragskonzept feiert Geburtstag

Das Konzept der Vertragswerkstatt zur Behandlung von Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts-)Syndrom (AD[H]S) in Baden-Württemberg feierte ein Jubiläum. Vor einem Jahr unterzeichneten die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, die Vertragsarbeitsgemeinschaft der Betriebskrankenkassen (BKK) des Bundeslandes und die KBV den Vertrag. In den haben sich inzwischen rund 1.000 Versicherte eingeschrieben. Ziel des Vertrages ist es, betroffene Kinder und Jugendliche ohne Umwege zielgerichtet und qualitätsgesichert zu diagnostizieren und zu therapieren. Dazu haben sich die teilnehmenden Ärzte und Therapeuten zu 36 Teams zusammengeschlossen, die wiederum mit weiteren Behandlern wie Ergotherapeuten zusammenarbeiten. Ein Schwerpunkt ist die Diagnosesicherung

(KBV-Pressemitteilung, 30. März)


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Erstes ambulantes Klinikzentrum QEPR-zertifiziert

Erstmals hat jetzt eine Klinikeinrichtung das QEPR-Zertifikat erhalten. QEP steht für "Qualität und Entwicklung in PraxenR" und ist ein Qualitätsmanagementsystem, das die KBV gemeinsam mit den Kassenärztlichen Vereinigungen speziell für den ambulanten Bereich entwickelt hat. Dass auch Klinikeinrichtungen QEPR erfolgreich nutzen können, hat nun das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) der Charité bewiesen. Der Leiter des SPZ, Dr. Theodor Michael, sagte: "Wir haben uns für QEPR entschieden, weil es ein praxisnahes Qualitätsmanagementsystem ist, das auch in einem großen multiprofessionell arbeitenden Zentrum alle wesentlichen Bereiche der Versorgung abbildet. Es hat eine klare Systematik, bietet gute Umsetzungshilfen und eine umfassende Musterdokumentation."

(KBV-Pressemitteilung, 26. März)


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Preis für wissenschaftliche Arbeit über Ärzteschaft im Nationalsozialismus ausgeschrieben

Das Bundesgesundheitsministerium, die Bundesärztekammer und die KBV haben zum dritten Mal einen Forschungspreis für wissenschaftliche Arbeiten zur Geschichte der Ärzte während der NS-Diktatur ausgeschrieben. Der Preis ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Das Ziel ist, die Rolle der Ärzteschaft im Nationalsozialismus weiter aufzuarbeiten. An der Ausschreibung teilnehmen dürfen Ärzte und Psychotherapeuten als Einzelpersonen, Kooperationen und Gemeinschaften aus Ärzten und Psychotherapeuten, Studenten der Humanmedizin sowie an humanmedizinischen und medizinhistorischen Instituten tätige Wissenschaftler. Bewerbungsschluss ist der 30. November. Die Ausschreibung steht auf der KBV-Website als Download bereit.

(KBV-Pressemitteilung, 31. März)


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Bremer Hausärzte müssen erneut Verluste befürchten

Das sogenannte Bremer Hausarztmodell, ein Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bremen und mehreren Krankenkassen, steht erneut auf der Kippe. Nachdem das Bundeskartellamt die Forderung des Bremer Hausärzteverbandes nach einem Nachprüfungsverfahren abgelehnt hatte, legte die Vertragsgemeinschaft Berufung beim Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen gegen diese Entscheidung ein. Die beteiligten Kassen hatten den Vertrag zum Jahresende 2009 gekündigt, die Kündigung dann aber zurückgenommen. Das beanstandete der Verband. Hätte dessen Beschwerde gegen die Fortführung des alten Vertrags nun Erfolg, würde das einen Verlust von etwa 800.000 Euro für die Hausärzte bedeuten, schätzt die KV Bremen.

(Pressemitteilung der KV Bremen, 29. März)

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___Aus den Verbänden___

Rabattverträge: Ab April gibt es für Millionen Versicherte andere Arzneimittel als bisher

Millionen Versicherte in Deutschland müssen sich ab dem 1. April an neue Arzneimittel gewöhnen. Der Grund hierfür sind neue Rabattverträge von Krankenkassen, die in Kraft treten. So haben die AOK für 80 Wirkstoffe, die Techniker Krankenkasse für 89 Wirkstoffe sowie die GWO Service Plus AG im Auftrag von 36 Krankenkassen für insgesamt 44 Wirkstoffe neue Rabattverträge angekündigt. Dem Deutschen Apothekerverband (DAV) zufolge würden allerdings viele Patienten erst bei der Rezepteinlösung in der Apotheke erfahren, dass ihre Krankenkasse bestimmte Präparate für sie vorgesehen hat, und deshalb ihre Medikation umgestellt werden muss. Vor diesem Hintergrund sagte der DAV-Vorsitzende, Fritz Becker: "Die Apotheken helfen den Patienten bei allen Fragen zu den neuen Rabattverträgen, egal ob es um pharmazeutische Bedenken oder Zuzahlungsregelungen geht." Die Krankenkassen forderte er indes auf, offenzulegen, wie viel Geld sie durch die Rabattverträge mit den Pharmaunternehmen einsparen.

(Pressemitteilung der ABDA, 30. März)

Raute

___Außerdem___

Nicht alle Massageformen helfen gegen Rückenschmerzen

Massagen können zwar Rückenschmerzen lindern, doch gibt es Ausnahmen. So sei nicht für jede Massageform wissenschaftlich belegt, dass sie gegen chronische Rückenschmerzen tatsächlich hilft. Das hat der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Prof. Peter Sawicki, gesagt. "Daher ist es die Mühe wert, sich über die verschiedenen Techniken zu informieren, bevor man sich für eine bestimmte Art der Massage entscheidet", rät er. Einen Überblick über die gängigsten Massageformen gibt es auf der Website www.gesundheitsinformation.de. Als Beispiele für wirksame Massagetechniken nannte Sawicki klassische Massagen, Thai-Massagen und Akupressur. Bei klassischen Massagen werden die betroffene Hautregion und Muskulatur massiert, bei Thai-Massagen die Gliedmaßen kräftig gedehnt und gestreckt und bei einer Akupressur Druck auf bestimmte Punkte des Körpers ausgeübt. Patienten mit Kreuzschmerzen rät Sawicki, die Massagen mit Bewegung und Dehnübungen zu kombinieren.

(Pressemitteilung des IQWiG, 26. März)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 31. März 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2010