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KASSEN/768: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 08.12.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 8. Dezember 2010


→  KBV fördert Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Gesundheitsbranche
→  Bundesgesundheitsministerium rechnet mit Defizit in der GKV
→  Rösler will den Pflegeberuf attraktiver gestalten
→  KBV-Vertreterversammlung: Köhler zieht Bilanz und wirft einen Blick in die Zukunft
→  KBV-Vertreterversammlung: Müller lobt Online-Initiative
→  Bundesarztsuche als App für iPhone und iPad
→  Potthoff zum neuen Vorsitzenden der KV Nordrhein gewählt
→  Praxismitarbeiterinnen haben sich zur EVA qualifiziert
→  GKV fordert Innovationszentren zur Nutzenbewertung von medizinischen Methoden
→  Bayerischer Hausärzteverband für Systemausstieg kritisiert

Raute

___1. Aus Berlin___

KBV fördert Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Gesundheitsbranche

Annette Widmann-Mauz (CDU), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), hat eine Expertenrunde zum zweiten "Runden Tisch zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Gesundheitswesen" eingeladen. Die KBV und weitere gesundheitspolitische Akteure haben sich getroffen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern. Im Frühjahr 2011 soll unter der Federführung der KBV eine Internetplattform sowie eine Broschüre mit Informationsangeboten und konkreten Beispielen zur gelungenen Vereinbarkeit von Beruf und Familie im ambulanten Sektor erstellt werden. Die Teilnehmer des Runden Tisches einigten sich darauf, Maßnahmen zur Personalgewinnung in Alten- und Pflegeeinrichtungen umzusetzen und die Aus- und Weiterbildung von Ärzten in Teilzeit zu fördern. Anlässlich des Treffens begrüßte der Hartmannbund besonders die Forderung nach einheitlichen Weiterbildungsregelungen. Konkret bot der Vorsitzende des Hartmannbundes, Prof. Kuno Winn, den Ärztekammern und der Politik seine Mitarbeit zur Realisierung einer familienfreundlichen ärztlichen Weiterbildung an.

In einem Jahr werden die Akteure dann erneut zusammentreffen und sich über den Stand der geplanten Maßnahmen austauschen. Der erste Runde Tisch hat im Sommer dieses Jahres stattgefunden.

(Pressemitteilung des BMG, 2. Dezember; Pressemitteilung des Hartmannbundes, 8. Dezember)


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Bundesgesundheitsministerium rechnet mit Defizit in der GKV

In den ersten drei Quartalen dieses Jahres haben die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) Einnahmen von 131,2 Milliarden Euro verbucht. Die Ausgaben belaufen sich auf 130,9 Milliarden Euro. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) wird es einen Überschuss von 277 Millionen Euro geben. Vor genau einem Jahr hatten die Kassen nach drei Quartalen einen Überschuss von 1,4 Milliarden Euro verbucht. Das BMG schätzt, dass die Ausgaben im vierten Quartal höher sein werden als in den Vorquartalen. Deshalb rechnet das Ministerium für das Gesamtjahr 2010 mit einem Defizit in der GKV.

(Pressemitteilung des BMG, 6. Dezember; Pressemitteilung des AOK Bundesverbandes, 7. Dezember)


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Rösler will den Pflegeberuf attraktiver gestalten

Angesichts des bestehenden Fachkräftemangels in der Pflege will sich Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) für bessere Rahmenbedingungen in Pflegeberufen einsetzen. Dazu schlug er auf der ersten Fachtagung "Pflege-Dialog" vor, die Ausbildung zu reformieren, die Pflegekräfte zu entlasten und bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Beispielsweise soll die Ausbildung der Kranken- und Altenpflege stärker zusammengeführt werden. Zudem gilt es, Pflegekräften mehr Supervision anzubieten, damit sie ihre Erlebnisse im Berufsalltag besser verarbeiten können. Weiterhin versprach Rösler, die Bürokratie für Pflegekräfte abzubauen.

Der Präsident des Deutschen Pflegerats, Andreas Westerfellhaus, bezifferte den Fachkräftemangel auf 50.000 Pflegekräfte. Der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer, geht dagegen von 400.000 fehlenden Pflegekräften bis 2020 aus. Die Zahl der Pflegebedürftigen könnte bis zum Jahr 2030 von 2,3 Millionen auf 3,4 Millionen steigen. Renate Künast, Fraktionschefin von Bündnis 90/Die Grünen, machte auf das große Potenzial des Pflegebereichs für neue, zukunftssichere Arbeitsplätze aufmerksam. Sie forderte eine bessere Bezahlung des Pflegeberufs, um ihn attraktiver zu machen.

(Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit, 2. Dezember; Agenturmeldungen, 7. und 8. Dezember)

Raute

___2. Aus KBV und KVen___

KBV-Vertreterversammlung: Köhler zieht Bilanz und wirft einen Blick in die Zukunft

Eine kritische, aber insgesamt positive Bilanz hat Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Köhler für die zu Ende gehende Amtszeit von Vertreterversammlung und Vorstand der KBV gezogen. In seiner Rede verteidigte er den Kollektivvertrag und warnte davor, die hohe Qualität der ambulanten Versorgung durch Selektivverträge zu gefährden. Diese könnten den Kollektivvertrag als Add-on-Verträge ergänzen, sagte Köhler und betonte: "Gute Versorgung darf kein Spielball von Einzelinteressen einiger Kassen oder Berufsverbände sein." Als Erfolg bezeichnete der KBV-Chef die Honorarentwicklung: "Unter den extrem schwierigen Bedingungen der Wirtschaftskrise haben wir es geschafft, dass das für die ambulante ärztliche Versorgung bundesweit zur Verfügung stehende Honorar von unter 26 Milliarden Euro im Jahr 2004 auf über 31 Milliarden Euro in diesem Jahr gestiegen ist. Im nächsten Jahr wird noch einmal eine Milliarde hinzukommen." Nun gelte es, ein einfaches und transparentes Vergütungssystem zu schaffen. Jeder Vertragsarzt solle für die Diagnostik, Therapie und Behandlung eines gesetzlich Versicherten unabhängig von dessen Kassenzugehörigkeit sowie finanziellem Status und Wohnort bundesweit bei gleicher Qualität die gleiche leistungsbezogene Vergütung erhalten. Dazu gehöre auch die Einführung einer neben dem Sachleistungsprinzip gleichwertigen Kostenerstattung, sagte Köhler.

(Pressemitteilung der KBV, 3. Dezember).


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KBV-Vertreterversammlung: Müller lobt Online-Initiative

KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller hat der Online-Initiative von KBV und Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) ein positives Zeugnis ausgestellt. "Mittlerweile sind mehr als 18.000 Teilnehmer im sicheren Netz der KVen aktiv. Mit dem Auf- und Ausbau der Online-Dienste, etwa der elektronischen Dokumentation, sind wir auf einem guten Weg zur Verwaltungsvereinfachung", sagte Müller auf der letzten Vertreterversammlung in dieser Legislaturperiode. Bezüglich der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) stellte er ein beschleunigtes Verfahren in Aussicht, da die Krankenkassen bis Ende 2011 mindestens zehn Prozent ihrer Versicherten mit einer eGK ausgestattet haben müssen. "Darüber hinaus hat Minister Rösler unseren Vorschlag zum Einzug der Praxisgebühr über die eGK aufgegriffen. Diese bargeldlose Möglichkeit zum Bezahlen wird für Ärzte und Patienten eine spürbare Erleichterung bringen", sagte der KBV-Vorstand. Zur Abschaffung der Richtgrößenprüfung und der damit verbundenen Regresse sei es zwar noch nicht gekommen. Allerdings werde die KBV ihr Konzept zur Neuausrichtung der Arzneimittelpolitik und die Etablierung eines Medikationskataloges konsequent weiterverfolgen.

(Pressemitteilung der KBV, 3. Dezember)


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Bundesarztsuche als App für iPhone und iPad

Die KBV hat mit der "BundesArztsuche" eine eigene Applikation für das iPhone und das iPad entwickelt. Diese steht ab sofort und kostenlos zur Verfügung. "Jeder kann sich die App auf sein iPhone laden und damit in seiner Umgebung, aber auch an jedem beliebigen Ort in Deutschland nach einem Arzt oder Psychotherapeuten suchen", erklärte KBV-Vorstand, Dr. Carl-Heinz Müller. Die Applikation biete eine Schnell- und eine Detailsuche und sei ideal für Patienten, die in einer ungewohnten Umgebung einen Arzt suchen, sagte Müller. Eine Liste oder Landkarte zeigt den Standort der Praxis an. Mit einem Klick bekommt der Nutzer Adresse, Telefonnummer, Fachgebiete, Zusatzbezeichnungen und Sprachen des Arztes genannt. Die "BundesArztsuche" soll bald auch für andere Smartphones zur Verfügung stehen.

(Pressemitteilung der KBV, 8. Dezember)


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Potthoff zum neuen Vorsitzenden der KV Nordrhein gewählt

Die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein hat sich konstituiert und Bernd Brautmeier und Dr. Peter Potthoff zum neuen Vorstand gewählt. Brautmeier ist für die hausärztliche Versorgung zuständig, während Potthoff die Fachärzte vertritt und Vorstandsvorsitzender ist. Zum VV-Vorsitzenden wählten die 50 Delegierten den Neurologen und Psychiater Dr. Frank Bergmann. Sein Stellvertreter ist der Allgemeinmediziner Dr. Rolf Ziskoven. Die Amtszeit des neuen Vorstands beginnt am 1. Januar 2011 und endet 2016.

(Pressemitteilung der KV Nordrhein, 4. Dezember)


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Praxismitarbeiterinnen haben sich zur EVA qualifiziert

In Westfalen-Lippe haben die ersten zwölf Praxismitarbeiterinnen die Fortbildung zur Entlastenden Versorgungs-Assistentin (EVA) abgeschlossen. Sie sind qualifiziert, selbständig ärztliche Leistungen bei Hausbesuchen, Impfungen und Prävention durchzuführen. "EVA ist keine Alternative zum Arzt", betont Dr. Wolfgang-Axel Dryden, zweiter Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe. Vor dem Hintergrund sinkender Arztzahlen sei die EVA allerdings eine wichtige Ergänzung und Entlastung des Arztes, sagte Dryden.

(Pressemitteilung der KV Westfalen-Lippe, 2. Dezember)

Raute

___3. Aus den Verbänden___

GKV fordert Innovationszentren zur Nutzenbewertung von medizinischen Methoden

Die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Dr. Doris Pfeiffer, hat kritisiert, dass es für neue medizinische Methoden keine verpflichtende wissenschaftliche Nutzenbewertung gebe. Patienten würden in Krankenhäusern häufig mit Methoden untersucht, deren Nutzen und Risiken unzureichend untersucht seien. Eine Prüfung des Nutzens durch den Gemeinsamen Bundesausschuss erfolge, wenn überhaupt, erst nach Einführung einer Methode. Dies geschehe auch nur auf Antrag, sagte Pfeiffer. "Der Vorschlag seitens der Kassen ist es, künftig neue Methoden zunächst in sogenannten Innovationszentren prüfen zu lassen. Nur was für den Patienten mit Sicherheit besser ist, soll auch über die neuen Innovationszentren hinaus in der Fläche eingeführt werden", schlug sie vor. Spezialisierte Einrichtungen im ambulanten Bereich sowie Krankenhäuser könnten Studien veröffentlichen und somit Innovationszentren werden.

(Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes, 2. Dezember)


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Bayerischer Hausärzteverband für Systemausstieg kritisiert

Die Mitglieder des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV) wollen am 22. Dezember in einer Vollversammlung über eine Rückgabe ihrer Vertragsarztzulassungen entscheiden. Das hat der Vorsitzende des BHÄV, Dr. Wolfgang Hoppenthaller, angekündigt. Vor einem Ausstieg aus dem System der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hat der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns gewarnt. Ein Ausstieg sei für die beteiligten Hausärzte und deren Patienten mit Risiken verbunden, sagte der KV-Vorstandsvorsitzende Dr. Axel Munte und betonte: "Nur eine geschlossene Ärzteschaft ist in der Lage, die ambulante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung der Bevölkerung mit zu gestalten und zukunftsfest zu machen." Scharfe Kritik kam von der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern (ARGE): "Die Ausstiegspläne sind ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Die Hausärzte, die das GKV-System verlassen, verhalten sich patientenfeindlich und rechtswidrig. Sie zerschlagen ein funktionierendes Versorgungssystem."

(BHÄV, 8. Dezember; Pressemitteilung der ARGE, 8. Dezember; Pressemitteilung der KV Bayerns, 7. Dezember)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 8. Dezember 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Dezember 2010