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HERZ/639: 250.000 Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern - Versorgungslücken schließen (idw)


Deutsche Gesellschaft für Kardiologie / Herz- und Kreislaufforschung e.V. - 24.04.2013

250.000 Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern: Versorgungslücken schließen, Betroffene informieren

PA der DGK zur Präsentation der EMAH-Kampagne der Deutschen Herzstiftung, 24.4. 2013



"Erreichten früher gerade einmal zehn Prozent der Kinder mit schweren angeborenen Herzfehlern das Erwachsenenalter, so sind es heute rund 90 Prozent. Damit ist in den vergangenen Jahrzehnten eine neue Gruppe von Herzpatienten entstanden, die die Kardiologie vor neue Herausforderungen stellt", sagte der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK) Prof. Dr. Eckart Fleck (Deutsches Herzzentrum Berlin) heute anlässlich der Präsentation der Kampagne der Deutschen Herzstiftung "Angeborener Herzfehler. 18 geworden. Und jetzt?" "Dank einer Reihe von Initiativen wird die Versorgung der rund 250.000 Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) laufend verbessert."

Jährlich werden in Deutschland 7.000 bis 8.000 Kinder mit einem Herzfehler geboren. Aufgrund von immer besseren diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten kann ein Teil dieser Erkrankungen bereits im Kindesalter geheilt werden, andere erfordern eine langfristige Nachbehandlung mit wiederholten Interventionen und einer intensiven medikamentösen Therapie. Ein Problem dabei: Viele der Patienten mit einem angeborenen Herzfehler fallen mit dem Übertritt ins Erwachsenenalter in eine regelrechte Versorgungslücke. Denn Kinderkardiologen, die Patienten mit angeborenen Herzfehlern in der Kindheit und Jugend versorgen, sind mit den Erkrankungen des Erwachsenenalters nicht notwendigerweise ausreichend vertraut. Dazu können auch mentale Widerstände Betroffener kommen, als Erwachsene zum Kinderspezialisten zu gehen. Und Erwachsenenkardiologen verfügen nicht unbedingt über das notwendige spezielle EMAH-Know-how.

Die fehlende Kontinuität in der Betreuung kann gefährliche Folgen haben. Denn gerade bei komplexen angeborenen Herzfehlern treten im Erwachsenenalter häufig schwer wiegende kardiologische Folgeerkrankungen wie Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder Arrhythmien auf, die kompetent behandelt werden müssen.

Die DGK setzt und unterstützt eine Reihe von Initiativen, die zu einer verbesserten Versorgung von EMAH-Patienten beitragen und dafür sorgen, bestehende Versorgungsdefizite zu überwinden. Eine spezielle DGK-Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Versorgungsfragen und therapeutischen Entwicklungen für diese Patientengruppe. Außerdem betreibt die DGK gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften und Organisationen die "Task Force EMAH", die die Zusatzqualifikation "EMAH-Arzt" mit entsprechender Weiterbildung und Prüfung und die Zertifizierung von Kliniken oder Praxen als spezialisierte EMAH-Anlaufstellen vorantreibt. Mit an Bord sind auch die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie, die Berufsverbände der niedergelassenen Kardiologen und Kinderkardiologen, das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler und die Dachorganisationen der Selbsthilfe.

Ein "überregionales Zentrum" etwa muss für die Zertifizierung strenge Auflagen erfüllen und beispielsweise neben der Erwachsenenkardiologie eine Kinderkardiologie sowie eine Chirurgie für angeborene Herzfehler anbieten. "Das Deutsche Herzzentrum Berlin ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Kooperation der Fächer im Dienste der EMAH-Patienten. Hier ist die enge Zusammenarbeit zwischen der Erwachsenenkardiologie und der Kinderkardiologie unter Prof. Felix Berger seit Jahren gelebte Praxis", berichtete Prof. Fleck.

Die Zertifizierung einer Schwerpunktpraxis setzt neben der "EMAH"-Qualifikation ihres Leiters eine strukturierte Zusammenarbeit mit einem Zentrum voraus. Bisher wurden bundesweit 12 überregionale Zentren zertifiziert, mehr als 250 Kardiologen und Kinderkardiologen haben die Zusatzqualifikation erworben.

"Mit der aktuellen Kampagne der Deutschen Herzstiftung wird nun auch eine wichtige Informationsoffensive in Richtung der betroffenen Patienten gesetzt, damit diese die lebenswichtige kardiologische Betreuung nach dem Erwachsenwerden nicht abbrechen und regelmäßig Kontakt zu Spezialisten halten", so Prof. Fleck. "Deshalb begrüßt und unterstützt die DGK diese wichtige Initiative."


Kontakt:
Pressesprecher der DGK
Prof. Dr. Eckart Fleck
E-Mail: presse@dgk.org


Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 8200 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter
www.dgk.org

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution737

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Prof. Dr. Eckart Fleck, 24.04.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. April 2013