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HERZ/1197: Diagnostik - Myokard-Szintigrafie zur Prüfung der Herzdurchblutung (BDN)


Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. - 19. September 2019

Technische Fortschritte: Myokard-Szintigrafie in wenigen Minuten


Berlin - Mit der Myokard-Szintigrafie kann ein Nuklearmediziner rasch prüfen, ob der Herzmuskel in Ruhe oder unter Belastung ausreichend durchblutet wird und eine Herzkatheter-Untersuchung erforderlich ist. Dank technischer Fortschritte konnte die Strahlenexposition vermindert und die Untersuchungsdauer für die Patienten auf weniger als ein Viertel der ursprünglichen Zeit verkürzt werden, mithin auf wenige Minuten. Das bildgebende Verfahren ist eine Kassenleistung. Was Patienten wissen müssen, erläuterten Experten auf einer Pressekonferenz zur 48. Jahrestagung des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN).

Die Myokard-Szintigrafie ist die weltweit am häufigsten eingesetzte Methode, um die Durchblutung im Herzmuskel zu überprüfen. Zu Beginn wird dem Patienten ein sogenannter radioaktiver Tracer in die Vene injiziert. Der Tracer erreicht über die Herzkranzgefäße auch den Herzmuskel, wo er von den Zellen aufgenommen wird. Die abgegebene Strahlung kann auf der Brust mit einer speziellen Kamera aufgefangen werden. Weisen die Herzkranzgefäße Engstellen auf, werden einzelne Muskelabschnitte nicht durchblutet. Auf den Bildern der Myokard-Szintigrafie erscheinen dort dann dunkle Regionen.

Herz-Szintigrafie gibt Auskunft, ob Herzkatheter notwendig ist

Nicht alle Menschen, die unter den typischen Beschwerden etwa einer Angina Pectoris mit Luftnot, Druckgefühl oder Schmerzen in der Brust leiden, haben schwere Durchblutungsstörungen des Herzmuskels. "Wenn sie fehlen, kann auf eine Herzkatheter-Untersuchung und einen Stent verzichtet werden", sagt der BDN-Vorsitzende Professor Dr. med. Detlef Moka, Facharzt für Nuklearmedizin in Essen. In Deutschland werden derzeit mehr als 200 000 Myokard-Szintigrafien pro Jahr durchgeführt.

Experten rechnen mit einer weiteren Zunahme der Untersuchungszahlen. Denn die nuklearmedizinische Herzdiagnostik hat sich in den zurückliegenden Jahren rasant weiterentwickelt. Zum einen wurden neue Tracer geschaffen, die schneller und noch gezielter im Herzmuskel binden. "Die Myokard-Szintigrafie ist dadurch zielgerichtet einsetzbar und Nebenwirkungen auf andere Organe, etwa auf die benachbarten Lungen, können vermieden werden", sagt Professor Dr. med. Frank Bengel, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover.

Nebenwirkungsarme Tracer, bessere Kameratechnik

Noch größere Fortschritte wurden bei der Kameratechnik gemacht. "Aufgrund ihrer sehr hohen Empfindlichkeit ist nicht nur die Bildqualität gestiegen, auch die Aufnahmezeiten konnten minimiert werden", so Bengel. Und die dem Patienten verabreichte Radioaktivitätsmenge - und damit die Strahlenbelastung - konnte deutlich vermindert werden. "Eine Aufnahme des Herzens kann heute in wenigen Minuten erfolgen. Auch die Strahlenexposition ist deutlich reduziert, bestenfalls auf etwa ein Drittel der jährlichen natürlichen Strahlung", berichtet der Nuklearmediziner. "Die neuesten Kamerasysteme sind somit schonender und bieten zudem einen höheren Komfort für den Patienten."

Überweisung vom Haus- oder Facharzt, Ausschluss nur bei Schwangerschaft

Die Myokard-Szintigrafie ist eine gesetzliche Kassenleistung. Für die Untersuchung, die nuklearmedizinische Praxen ambulant durchführen, braucht der Patient eine Überweisung vom Hausarzt oder einem Facharzt. "Bis auf eine Schwangerschaft gibt es für die Untersuchung keine Kontraindikationen", erklärt Moka. Einschränkungen wie Metall im Körper oder Herzschrittmacher, die zum Beispiel bei der Magnetresonanztomographie (MRT) ein Ausschlusskriterium sind, gibt es bei der Myokard-Szintigraphie nicht. "Auch Platzangst oder starkes Übergewicht spielen keine Rolle", so der BDN-Vorsitzende.

Der Patient muss für die Untersuchung nüchtern sein und darf am Untersuchungstag keine Medikamente einnehmen. Die Herzszintigraphie besteht aus zwei Teilen: der Bestimmung der Durchblutung des Herzmuskels nach einer körperlichen oder medikamentösen Belastung und einer Messung unter Ruhebedingungen. "Die medikamentöse Belastung wird dann eingesetzt, wenn eine ausreichende körperliche Ausbelastung aus medizinischen Gründen oder bei körperlichen Einschränkungen nicht möglich ist", erläutert Moka. "Die neue Gerätegeneration wird den Kardiologen noch mehr als bisher dabei unterstützen, für jeden Patienten die richtige Entscheidung für oder gegen einen Herzkatheter zu treffen."

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Quelle:
Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V.
Pressemitteilung vom 19. September 2019
Weserstraße 86, 45136 Essen
Telefon: +49 201 / 25 12 97, Fax: +49 201 / 896 55 99
Internet: www.berufsverband-nuklearmedizin.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2019

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