Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung - 11.11.2019
Plötzlicher Herztod: Diabetes erhöht Risiko - Herzinfarkt-Symptome fehlen oft bei Diabetikern
Diabetiker sollten ihr Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt beim Arzt überprüfen lassen, Herzpatienten ihr Diabetes-Risiko
Langjährige Diabetiker haben häufig ein sehr schwaches Schmerzempfinden
für typische Herzinfarkt-Warnsymptome wie heftige anhaltende
Brustschmerzen. Somit ist für diese Patienten der Herzinfarkt oft das
erste Symptom einer schon lange bestehenden Verkalkung der Herzkranzgefäße
(Arteriosklerose) infolge der koronaren Herzkrankheit (KHK). "Bei
Diabetikern führt die lang bestehende Überzuckerung zur Störung des
Nervensystems und dazu, dass sie die typischen Brustschmerzen als Folge
der Durchblutungsstörung des Herzmuskels nicht spüren. Somit fehlt ihnen
das entscheidende Warnzeichen für ihre lebensbedrohliche Situation. Die
Folge sind stumme Infarkte, Herzrhythmusstörungen oder plötzlicher
Herztod", erläutert Prof. Dr. med. Dr. h. c. Diethelm Tschöpe vom
Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Direktor des
Diabeteszentrums am Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen. Diabetes
mellitus (Zuckerkrankheit) ist bei mehr als sieben Millionen Menschen in
Deutschland bekannt. Ein chronisch hoher Blutzucker begünstigt die
Arteriosklerose als Ursache von Herzinfarkt und Schlaganfall, so dass bei
Männern mit Diabetes das Herzinfarktrisiko um das Zwei- bis Vierfache und
bei Frauen um das Sechsfache (nach der Menopause noch mehr) erhöht ist.
Durch den hohen Blutzucker werden die Blutgefäße beschädigt und damit die
Sauerstoffversorgung des Herzens und des ganzen Organismus beeinträchtigt.
Warum Diabetes und andere Herz- und Kreislauferkrankungen wie
Bluthochdruck und hohes Cholesterin ernst zu nehmende Risikofaktoren für
Herzinfarkt und plötzlichen Herztod sind und was Betroffene tun können, um
sich vor Komplikationen zu schützen, erläutert der kostenfreie Ratgeber
"Bedrohliche Herzrhythmusstörungen: Wie schütze ich mich vor dem
plötzlichen Herztod?", kostenfrei zu bestellen unter www.herzstiftung.de
oder Tel. 069 955128400. Herzinfarkt-Warnzeichen unter:
www.herzstiftung.de/Anzeichen-Herzinfarkt.html
Unterzuckerung erhöht Risiko für bösartige Herzrhythmusstörungen Auch das Risiko für den plötzlichen Herztod, der bei Diabetikern auch als "Dead-in-bed-Syndrom" bezeichnet wird, ist bei Diabetikern auf das Doppelte erhöht. Experten wie Tschöpe gehen davon aus, dass sich das erhöhte Risiko durch Unterzuckerung (Hypoglykämie) erklärt, die lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen kann. Dabei spielen Störungen des Mineralhaushalts (Mangel an Elektrolyten Kalium und Magnesium), die mit der Unterzuckerung verbunden sind, eine Rolle. Wichtig ist auch die Aktivierung des sympathischen Nervensystems als Alarmreaktion auf niedrige Blutzuckerwerte zum Schutz des Gehirns. "Patienten, die häufig oder gar unbemerkt Unterzuckerungen erleiden, sind erheblich mehr durch den plötzlichen Herztod gefährdet", sagt der Herz- und Diabetesspezialist.
Die Gefahr lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen kann bei Diabetespatienten auch dann entstehen, wenn es infolge einer unerkannt unbehandelten KHK zum Herzinfarkt kommt. Der Herzinfarkt kann bösartige Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) mit über 300 Schlägen pro Minute auslösen: Herzstillstand.
Diabetesspezialisten wie Tschöpe fordern deshalb dringend, die Diabetesbehandlung zu individualisieren und anzupassen - "allerdings nicht um den Preis einer dauernden Stoffwechsellage mit hohen Blutzuckerwerten (Hyperglykämie)", wie er betont. Die Häufigkeit von Unterzuckerungen wird nicht nur vom HbA1c-Ziel (in der Regel unter 7 %), sondern wahrscheinlich noch mehr von Schwankungen der Blutzuckerwerte beeinflusst. Daher gilt es, bei Patienten mit hohem Risiko eine angemessene Überwachung des Blutzuckers in die Behandlung einzuführen. Das ist heute durch kontinuierliche Glukosemessung mit einem Sensor, der in das Unterhautfettgewebe eingesetzt wird (CGM), gut möglich. Darauf basierend können für insulinspritzende Diabetiker sehr individuelle Dosierungspläne entwickelt werden, sodass sich Unterzuckerungen vermeiden lassen. Mit Diabetesmedikamenten ist dies fast immer zu erreichen, wenn man keine Substanzen einsetzt, die die Insulinverfügbarkeit erhöhen, z. B. Sulfonylharnstoffe. Das Risiko für Unterzuckerung wird durch die Wahl des Medikaments sowie die Art und Häufigkeit der Blutzuckerkontrolle bestimmt.
Schutz vor Komplikationen:
beim Hausarzt Risikofaktoren checken lassen
Diabetes- und Herzpatienten sollten grundsätzlich von ihrem Hausarzt
Herzinfarkt-Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Blutzuckerwerte,
Cholesterinwerte sowie Übergewicht überprüfen lassen. "Diabetes und
Herzprobleme sind eine gefährliche Kombination: Diabetes- und
KHK-Patienten wissen häufig über viele Jahre hinweg nur von ihrer jeweils
einen Erkrankung, aber nichts von der anderen. Deshalb sind sie stark
infarktgefährdet - und das obwohl sie womöglich seit Jahren in
fachärztlicher Behandlung sind." Klagt etwa ein Diabetespatient über
häufige Atemnot, kann das ein Anzeichen einer Herzschwäche als Folge einer
nicht behandelten KHK und eines nicht erkannten Bluthochdrucks sein. Und
Herzpatienten mit KHK, Herzschwäche oder Vorhofflimmern sollten bei ihrem
Arzt in regelmäßigen Abständen auch ihren Blutzuckerwert
(Nüchternblutzucker) messen lassen und auf diese Blutuntersuchung
bestehen. Diabetiker sollten ihren Gefäßstatus und ihre Herzfunktion
überprüfen lassen.
Blutzuckertests sind einfach vom Hausarzt oder Internisten und Diabetologen durchzuführen: Wenn zwei unterschiedliche Blutzuckermessungen, die aus dem Blut z. B. in der Fingerspitze gewonnen sind, Werte über 126 mg/dl ergeben, steht die Diagnose: Diabetes. Sicherheit gibt ein standardisierter Blutzuckerbelastungstest, der durchgeführt wird: Wenn zwei Stunden nach Einnahme von Glukose (Traubenzucker) der Wert bei über 200 mg/dl liegt, hat der Patient Diabetes. Eine sofortige konsequente Behandlung zur Normalisierung der Blutzuckerwerte ist wichtig, damit die Blutgefäße durch den hohen Blutzucker nicht beschädigt und damit die Sauerstoffversorgung des Herzens und des ganzen Organismus nicht beeinträchtigt werden.
Welche Rolle spielen Herzrhythmusstörungen, Arteriosklerose ("Gefäßverkalkung"), Herzmuskelerkrankungen und andere Herzleiden als Ursachen für den plötzlichen Herztod? Welche Möglichkeiten der Vorsorge, Diagnose und Therapie bietet die Herzmedizin zum Schutz vor einem Herzstillstand? Diese und weitere Themenaspekte erläutern Herzspezialisten in dem kostenfreien Ratgeber "Bedrohliche Herzrhythmusstörungen: Wie schütze ich mich vor dem plötzlichen Herztod?" Der Band (136 Seiten) kann unter www.herzstiftung.de oder per Tel. 069 955128400 oder Mail: bestellung@herzstiftung.de angefordert werden.
Tipp:
Worauf herzkranke Diabetiker zur Vermeidung von Komplikationen
unbedingt achten sollten und was man mit Diabetesmedikamenten und gesundem
Lebensstil erreichen kann, darüber informiert die Titelgeschichte
"Verkannte Gefahr: Diabetes & Herz" in der aktuellen Ausgabe der
Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ heute 3/2019 in einem Interview mit Prof.
D. Tschöpe, kostenfrei zu bestellen unter
Mail: bestellung@herzstiftung.de
oder Tel. 069 955128400
Originalpublikation:
Deutsche Herzstiftung (Hg.), "Bedrohliche Herzrhythmusstörungen: Wie
schütze ich mich vor dem plötzlichen Herztod?", Frankfurt am Main Okt.
2019
Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.herzstiftung.de/Herzwochen-2019.html
https://www.herzstiftung.de/Anzeichen-Herzinfarkt.html
https://www.herzstiftung.de/pdf/zeitschriften/herz-heute-2019-3/titel_diabetes_u_herz.pdf
Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/de/attachment73592
PM_DHS_HW2019_Diabetes-und-ploetzlicher-Herztod_2019-11-Final
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution825
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung - 11.11.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2019
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