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HERZ/1243: Minimalinvasiver Eingriff senkt den Blutdruck (idw)


Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V. - 08.04.2020

Minimalinvasiver Eingriff senkt den Blutdruck


Bluthochdruck ist die Hauptursache für Herzinfarkte, Schlaganfälle und kardiovaskuläre Todesfälle. Eine internationale Studie hat nun gezeigt, dass ein minimalinvasiver Eingriff an den Nierennerven den Blutdruck deutlich senkt.

Düsseldorf, 8. April 2020 - Etwa 30 bis 50 % der Bevölkerung leiden an erhöhtem Blutdruck. Ein häufiges Problem bei der Behandlung dieser gefährlichen Erkrankung ist, dass Patienten die verschriebenen Medikamente nicht regelmäßig oder aber in zu geringer Dosierung einnehmen. Dadurch kann der Blutdruck nicht ausreichend gesenkt und die in den europäischen Behandlungsleitlinien empfohlenen Werte können nicht erreicht werden. Mediziner suchen daher nach alternativen Möglichkeiten zur Behandlung des hohen Blutdrucks.

Das Problem an der Quelle behandeln

Eine solche Möglichkeit könnte die renale Denervation sein, die in medizinischen Kreisen schon seit einigen Jahren diskutiert wird und sich jetzt in einer internationalen, US-amerikanischen Zulassungsstudie als wirksam erwiesen hat. Das Ziel der renalen Denervation ist, die Regulierung des Blutdrucks bereits am Entstehungsort zu beeinflussen, nämlich den Nieren. Die Nieren regulieren den Blutdruck, indem sie das Stressnervensystem des Menschen und damit die Versorgung des Körpers mit Wasser und Natrium und den Widerstand der Blutgefäße regulieren. Bei der renalen Denervation wird ein Katheter in die Nierenarterie eingeführt, mit dem punktgenau, an bestimmten Stellen die an der Gefäßaußenwand verlaufenden Stressnervenfasern der Nierenarterien zu veröden, wodurch die Reizweiterleitung unterbrochen wird.

Internationale Studie mit deutlichen Ergebnissen

An 46 Zentren aus neun Ländern wurde die Wirksamkeit des Verfahrens und in einer Studie der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Federal Drug Administration) untersucht. Die Ergebnisse veröffentlichten die Studienautoren kürzlich beim Online-Kongress des American College of Cardiology. Insgesamt wurden 331 Patienten mit einem Blutdruck zwischen 140 und 180 mmHg, die keine medikamentöse Therapie erhielten, in zwei Gruppen unterteilt, die entweder mit einer renalen Denervation oder einer Scheintherapie behandelt wurden. Als Scheineingriff wurde eine Angiographie durchgeführt.

Renale Denervation senkt Blutdruck signifikant

Über drei Monate hinweg wurde der Blutdruck sowohl in den Studienzentren als auch über 24-Stunden-Messungen dokumentiert. "In der Gruppe, die mit der renalen Denervation behandelt wurde, zeigte sich in diesem Zeitraum eine Senkung des Praxisblutdrucks um 9,2 mmHg und 4,7 mmHg in der Langzeitblutdruckmessung", berichtet Professor Böhm, Pressesprecher der DGK, der die Studie während des Kongresses präsentierte. Professor Böhm, Direktor der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum des Saarlandes, ist einer der Initiatoren der Studie. "Die statistische Analyse zeigt eine 99,9%-ige Wahrscheinlichkeit, dass die renale Denervation in ihrer Wirksamkeit einem Scheineingriff überlegen ist."

Die Studie war zunächst auf eine Laufzeit von drei Monaten begrenzt, da die Patienten über diesen Zeitraum medikamentös unbehandelt blieben. Eine derzeit parallel durchgeführte Studie untersucht, ob sich ähnliche Effekte bei Patienten zeigen, deren Bluthochdruck bereits medikamentös behandelt wird.

"Wir können aus den jetzigen Studienergebnissen schließen, dass eine renale Denervation bei Patienten mit nicht eingestellter Hypertonie eine weitere Therapiealternative neben Lebensstilveränderungen und medikamentöser Behandlung bietet", so Professor Böhms Fazit. "Über die breite Zulassung der renalen Denervation wird derzeit beraten."

Literatur: Michael Böhm et. al.: Efficacy of catheter-based renal denervation in the absence of antihypertensive medications (SPYRAL HTN-OFF MED Pivotal): a multicentre, randomised, sham-controlled trial. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)30554-7


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V. - 08.04.2020
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. April 2020

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