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SCHLAGANFALL/262: Entscheidender Schritt bei Suche von neuen Therapieformen nach Schlaganfall (idw)


Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf - 31.10.2012

UKE-Forschern gelang entscheidender Schritt bei Suche von neuen Therapieformen nach Schlaganfall



Auf der Suche nach neuen Therapieformen für Schlaganfallpatienten sind die Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) einen wesentlichen Schritt weitergekommen. Das Forscherteam um den Neurologen Priv. Doz. Dr. Tim Magnus und die Immunologen Prof. Friedrich Koch-Nolte und Dr. Eva Tolosa haben herausgefunden, dass sich durch den Einsatz von Antikörpern nach einem Schlaganfall dessen Auswirkungen mildern lassen.

Grundlage dieser Ansatzpunkte für eine neue Therapieform sind neue Erkenntnisse darüber, welche Rolle Entzündungsreaktionen bei Schlaganfällen spielen: Bei einem Schlaganfall verstopft ein Blutgerinsel ein Gehirngefäß, dadurch werden Gehirnzellen zerstört. Die rund um den Infarktherd liegenden Zellen werden zwar in Mitleidenschaft gezogen, wären aber noch zu retten. Der Körper reagiert jedoch auf den Schlaganfall mit einer Entzündung. Das Immunsystem arbeitet in Folge auf Hochtouren, um den Defekt zu reparieren. Dadurch wird nicht nur der Infarktherd bekämpft, auch das umgebende angeschlagene Gehirngewebe wird belastet. Die Folgen des Schlaganfalls werden somit nicht geringer, sondern größer.

Blockade der Entzündungsreaktion durch Antikörper

Die UKE-Wissenschaftler haben nun erforscht, wie sich diese Reaktion verhindern lässt. Ihre Ergebnisse haben sie kürzlich in dem Fachportal "blood" veröffentlicht (doi:10.1182/blood-2012-02-412726). Priv. Doz. Dr. Tim Magnus, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Neurologie am UKE: "Wir haben in Untersuchungen an menschlichen Schlaganfall-Zellkulturen herausgefunden, dass die Entzündungsreaktionen durch Antikörper blockiert werden können. Die Entzündungskaskade wird an einer entscheidenden Stelle unterbrochen, so dass die Signalwege, die zu einer Verstärkung der Schlaganfall-Symptome führen, nicht mehr angesteuert werden."

Optimale Anpassung an die Zellstrukturen

In einem nächsten Schritt werden die UKE-Wissenschaftler ihren therapeutischen Ansatz weiter verfeinern. Dazu kommen kleinsten Antikörperfragmente, so genannte Nanobodies, zum Einsatz. "Nanobodies haben die Eigenschaft, Zielstrukturen spezifisch zu erkennen und sind durch ihre geringe Größe optimal daran angepasst", so Dr. Magnus weiter. Zudem weise ihr Einsatz keine allergischen Reaktionen auf. In einem mit 1,15 Mio. Euro von der EU geförderten Projekt werden nun die Funktionen der Nanobodies weiter untersucht. Dem europaweit vernetzten Forschungsteam gehören neben den Wissenschaftlern des UKE auch Forscher aus Würzburg, Spanien (Barcelona und Bilbao) sowie Italien (Rom und Florenz) an. Ziel soll es sein, Therapeutika genauer und besser zu modifizieren, um so die Folgen eines Schlaganfalls nachhaltig zu verringern.

Schlaganfall: Fast eine Million Bundesbürger leiden an den Folgen

In Deutschland erleiden rund 250.000 Menschen jährlich einen Schlaganfall - meist mit schwerwiegenden Folgen. Zurück bleiben oft Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen oder Verwirrung. Ein Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache weltweit. Und dabei werden die Betroffenen immer jünger - in Deutschland gibt es jährlich bis zu 14 000 Schlaganfall-Betroffene in der Altersgruppe zwischen 18 und 50 Jahren.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution347

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Christine Jähn, 31.10.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2012