Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → KRANKHEIT

AIDS/769: Studie - Neuinfektionen sinken, Prävention weiterhin dringend notwendig (DSW)


DSW [news] - Dezember 2009
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Neue Studie zu HIV/Aids:
Neuinfektionen sinken, Prävention weiterhin dringend notwendig

In Afrika südlich der Sahara, der am stärksten von HIV betroffenen Region, wurden die größten Fortschritte erzielt.


In den letzten acht Jahren sind die HIV-Neuinfektionen um 17 Prozent gesunken. Das geht aus dem jüngsten "2009 Aids Epidemic Update" hervor, das das HIV/Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Öffentlichkeit am 24. November 2009 vorstellte. Demnach sank die Zahl der Neuinfektionen in Afrika südlich der Sahara seit 2001 - als die UN-Erklärung zur Bekämpfung von HIV/Aids von der UN-Generalversammlung verabschiedet wurde - um etwa 15 Prozent. Dies bedeutet allein in 2008 etwa 400.000 weniger Neuinfizierte. In Ostasien gingen die Neuinfektionen im gleichen Zeitraum um 20 Prozent zurück, in Süd- und Südostasien dagegen nur um etwa zehn Prozent. In Osteuropa, wo der Virus sich eine Zeitlang rasant unter Drogenabhängigen ausbreitete, sind die Neuinfektionen ebenfalls erheblich zurückgegangen.

Derzeit sind schätzungsweise 33,4 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert, etwa 2,7 Millionen steckten sich in 2008 an, und circa zwei Millionen Menschen starben im gleichen Jahr an den Folgen der Infektion. Allerdings sind die Zahlen nur grobe Annäherungen an die Situation. Die tatsächlichen Werte könnten sämtlich jeweils zehn Prozent niedriger oder aber auch zehn Prozent höher liegen.


HIV-Update betont die Rolle der Prävention

Allerdings nimmt die Zahl der Neuinfektionen in einer Reihe von Ländern wieder zu. Neben dem natürlichen epidemiologischen Verlauf der Pandemie machen die Autoren des HIV-Updates eine umfassende Prävention als wichtigste Maßnahme zur Eindämmung der Neuinfektionen aus. "Die gute Nachricht ist, dass der beobachtete Rückgang zumindest teilweise auf die Präventionsarbeit zurückzuführen ist", sagte Michel Sidibé, der Exekutivdirektor von UNAIDS. "Allerdings weisen die Ergebnisse auch darauf hin, dass die Präventionsprogramme oft in die falsche Richtung zielen."

Das liegt nach Erkenntnissen aus dem Bericht daran, dass sich die Zielgruppen für die Präventionsarbeit - also die gesellschaftlichen Gruppen, die am stärksten von Neuinfektionen bedroht sind - stetig ändern. In Osteuropa und Zentralasien beispielsweise waren in den letzten Jahren besonders Drogenkonsumenten von Neuinfektionen betroffen, während mittlerweile vor allem ihre Sexualpartner bedroht sind. In anderen Teilen Asiens waren dagegen bisher vor allem Menschen betroffen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten, während nun verstärkt Drogenabhängige HIV-Infektionen fürchten müssen.


Mangelnde Prävention für bestimmte Zielgruppen

Insgesamt fehlt es an Aufklärungs- und Präventionsprogrammen für Menschen im Alter von über 25 Jahren, für Verheiratete sowie für geschiedene oder verwitwete Menschen. Doch sind dies genau die Gruppen, die bei der Planung von Präventionsprogrammen besonders in Afrika nun verstärkt in den Blick rücken müssen: In Swasiland etwa entfallen mittlerweile zwei Drittel der HIV-Infektionen auf Menschen im Alter von über 25 Jahren. Zudem wird oft zuerst an der Prävention gespart. Sie ist in vielen Ländern zum kleinsten Posten im HIV-Budget geschrumpft: In Swasiland macht - trotz einer Infektionsrate von 26 Prozent der Bevölkerung - die Prävention nur noch 17 Prozent aller Ausgaben im Kampf gegen HIV/Aids aus. Und in Ghana wurden die Ausgaben für Prävention zwischen 2005 und 2007 um 43 Prozent gekürzt.

Das HIV-Update finden Sie auf der Website von UNAIDS als PDF-Datei unter:
http://data.unaids.org/pub/Report/2009/2009_epidemic_update_en.pdf

Quelle: UNAIDS, 24. November 2009


*


Die DSW [news] werden im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne "Reproductive Health For All" herausgegeben. Die Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt der DSW [news] ist allein die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.

Internet:
www.weltbevoelkerung.de/DSW_news/pdfs/DSW__news__Dezember_2009.pdf


*


Quelle:
DSW [news] - Dezember 2009
Herausgeber: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
Göttinger Chaussee 115, 30459 Hannover
Telefon: 0511/943 73-0, Telefax: 0511/943 73-73
E-mail: info@dsw-hannover.de / dswnews@dsw-hannover.de
Internet: www.weltbevoelkerung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Dezember 2009