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AIDS/828: Mangel an Gesundheitspersonal bedroht das Leben von Millionen Menschen (DSW)


DSW [news] - Februar 2011
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

HIV/Aids: Mehr Gesundheitspersonal nötig


Mehr als vier Millionen Gesundheitsmitarbeiter fehlen weltweit. Beim "Global Forum on Human Resources for Health" machten Experten jetzt darauf aufmerksam, dass in vielen Entwicklungsländern vor allem deshalb der Zugang zu HIV/Aids-Behandlungen behindert wird.

Ein Mangel an Gesundheitspersonal bedroht vor allem in Afrika südlich der Sahara das Leben von Millionen Menschen und die Erreichung verschiedener Millennium-Entwicklungsziele (MDGs). Dies ist die Kernbotschaft des "Global Forum on Human Resources for Health", zu dem sich Ende Januar in Bangkok zum zweiten Mal hunderte Gesundheitsexperten aus der ganzen Welt getroffen haben.

Bei 57 Ländern kann man angesichts des Personalmangels im Gesundheitssektor laut WHO von einer Krise sprechen. In diesen Ländern gibt es für 10.000 Einwohner weniger als 23 Gesundheitsmitarbeiter. 39 dieser Länder liegen in Afrika. Weltweit fehlen laut WHO-Weltgesundheitsbericht aus dem Jahr 2006 mehr als vier Millionen Mitarbeiter im Gesundheitssektor. Seitdem dürfte der Bedarf an Gesundheitspersonal durch eine gewachsene Bevölkerung und eine gestiegene Zahl an HIV-Infizierten sogar noch gestiegen sein.

MDG 6 in vielen Entwicklungsländern kaum noch erreichbar

Mit der aktuellen Anzahl an Gesundheitsfachkräften ist das sechste Millennium-Entwicklungsziel in den meisten Entwicklungsländern nicht mehr zu erreichen. Das zeigt der im Rahmen des Forums veröffentlichte Fortschrittsbericht der Global Health Workforce Alliance "Will we achieve universal access to HIV/AIDS services with the health workforce we have?". Mit dem MDG 6 hatten sich die Regierungen der Welt im Jahr 2000 dazu verpflichtet, bis 2015 universellen Zugang zu HIV/Aids-Behandlung sicherzustellen. Dass die meisten Entwicklungsländer noch weit entfernt von diesem Ziel sind, liegt nach UN-Angaben vor allem am Mangel an Gesundheitspersonal. So lag der Anteil der therapiebedürftigen Menschen, die eine antiretrovirale Aidstherapie erhielten, 2009 in Entwicklungsländern bei lediglich 36 Prozent.

Der Fortschrittsbericht vergleicht HIV-Programme in der Elfenbeiküste, in Äthiopien, Mosambik, Sambia und in Thailand. Einzig Thailand scheint hiervon das sechste Millennium-Entwicklungsziel bis 2015 noch erreichen zu können. In dem südostasiatischen Land fehlen deutlich weniger Gesundheitsmitarbeiter als in den übrigen Ländern und so werden in Thailand auch bereits 78 Prozent der Therapiebedürftigen mit lebensverlängernden Aidsmedikamenten behandelt.

Gesundheitsmitarbeiter in den Gemeinden

Um den Mangel an Gesundheitspersonal in den Griff zu bekommen, wird in vielen Ländern verstärkt auf zum Teil ehrenamtliche Gesundheitsmitarbeiter in den Gemeinden gesetzt. Diese spielen eine zentrale Rolle beim Ausbau grundlegender Gesundheitsdienstleistungen. In Äthiopien haben sie beispielsweise in den vergangenen Jahren entscheidend dazu beigetragen, die Kindersterblichkeit zu reduzieren. Während die Regierungen jedoch viel Wert auf die Ausbildung von Ärzten und Krankenschwestern legen, fehlt es bei den Gesundheitsmitarbeitern in den Gemeinden häufig an ausreichender Unterstützung.

Das erste "Global Forum on Human Resources for Health" fand 2008 in Uganda statt und endete mit der Verabschiedung der Kampala-Deklaration. In Bangkok wurde auch eine Zwischenbilanz gezogen, inwiefern es seit dem ersten Treffen zu Fortschritten in der globalen Versorgung mit Gesundheitskräften gekommen ist. Von den 57 oben angesprochenen Krisenländern haben inzwischen immerhin 44 einen nationalen Plan für die Versorgung mit Gesundheitspersonal vorgelegt. Dieser wurde allerdings bisher erst in 29 Staaten implementiert. 33 Länder verfügen über ein nationales Koordinationsgremium für Gesundheitskräfte. Nur 22 Staaten haben aber einen Mechanismus etabliert, womit sie politischen Entscheidungsträgern Daten zur Gesundheitspersonal-Situation liefern können.

Quelle: PlusNews, 2.2.2011; The Lancet, 5.2.2011.


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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Februar 2011