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AIDS/829: Betrug mit rückimportierten HIV-Medikamenten darf nicht die Versorgung gefährden (DAH)


Deutsche AIDS-Hilfe e.V. - Donnerstag, 24. Februar 2011

Deutsche AIDS-Hilfe
Betrug mit rückimportierten HIV-Medikamenten darf nicht die Versorgung von Menschen mit HIV gefährden


Berlin - Der NDR berichtet heute über einen internationalen "Millionenbetrug" mit HIV-Medikamenten. Offenbar haben Pharmagroßhändler verbilligte Präparate für Menschen in ärmeren Ländern nach Deutschland importiert und hier in gefälschten Verpackungen mit hohen Gewinnen verkauft.

"Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) verurteilt diese illegalen Geschäfte aufs Schärfste", sagt Winfried Holz vom DAH-Vorstand. "Wenn tatsächlich Medikamente aus dem südlichen Afrika auf den deutschen Markt gelangt sind, zeugt das von hoher krimineller Energie der Täter. Es muss nun darum gehen, den Schaden für die Versorgung von Menschen mit HIV so gering wie möglich zu halten!"

Die Medikamente wurden Menschen mit HIV, die sie dringend benötigen, vorenthalten. Daraus ist möglicherweise eine Gefahr für ihre Gesundheit und ihr Leben erwachsen. Menschen mit HIV in Deutschland, die neu verpackte, reimportierte Medikamente eingenommen haben könnten, werden durch den Betrug verunsichert.

Hinzu kommt: Pharmaunternehmen haben die Möglichkeit illegaler Reimporte in den letzten Jahren immer wieder als Argument gegen die verbilligte Abgabe ihrer Präparate für ärmere Länder genutzt. Es besteht nun die Gefahr, dass die Vorbehalte wieder wachsen. Die Versorgung von HIV-Positiven mit Medikamenten könnte dadurch noch schlechter werden.

DAH-Vorstand Winfried Holz weiter: "Aus dem Skandal lässt sich etwas lernen: Wenn Pharmafirmen ihre Präparate für die Produktion von Generika freigeben, sind illegale Reimporte dieser Medikamente nicht möglich. Das gleiche gilt, wenn die Firmen in ärmeren Ländern ihr Produkt selbst unter anderem Namen und mit anderem Design auf den Markt bringen. Von diesen Möglichkeiten sollten Pharmafirmen noch stärker Gebrauch machen! Außerdem: Es ist kein Zufall, dass die Medikamente in Deutschland auf den Markt gebracht wurden. Deutschland gehört zu den Ländern mit den höchsten Medikamentenpreisen weltweit. Die völlig überzogenen Preise bedeuten für die Betrüger besonders hohe Gewinne. Die Deutsche AIDS-Hilfe fordert eine Senkung der Preise für HIV-Medikamente in Deutschland. Das würde auch den Betrug mit Rückimporten unattraktiver machen."

Das Ziel muss weiterhin sein, dass alle Menschen mit HIV weltweit, die Medikamente benötigen, sie auch bekommen. Bislang erhält nur etwa ein Drittel der Therapiebedürftigen weltweit eine entsprechende Medikation. (Im Jahr 2009 waren es nach Angaben von UNAIDS 5,25 Millionen Menschen, wobei 14,6 Millionen eine Therapie benötigt hätten.)

Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen mit HIV in Deutschland besteht durch den vorliegenden Betrug nach Einschätzung der Deutschen AIDS-Hilfe wahrscheinlich nicht. So lange tatsächlich Originalpräparate in den Verkauf gekommen sind, dürften sie unvermindert wirksam sein. (Eine Ausnahme könnte theoretisch das Medikament NorvirR/Ritonavir bilden, sollte die Kühlkette unterbrochen worden sein.)

Wer befürchtet, entsprechende Medikamente erhalten zu haben, sollte seinen Apotheker auf diesen Verdacht ansprechen.

Der Bericht des NDR:
http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/hivmedikamente101.html



Kontakt:
Holger Wicht
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http://www.aidshilfe.de


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2011