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HERZ/431: Bluthochdruckpatienten mit Begleiterkrankungen unterversorgt (idw)


Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Medizin / Kommunikation - 06.10.2009

Hochdruckliga: Patienten mit Begleiterkrankungen unterversorgt

Hochdruckliga: Weiterhin erhebliche Unterversorgung von Bluthochdruckpatienten


Berlin - Deutschland weist eine der höchsten Raten an Bluthochdruck-Erkrankungen in der Welt auf: Mehr als 45 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland leiden an arterieller Hypertonie, weniger als 20 Prozent der Hypertoniepatienten sind effektiv behandelt. Besonders gefährdet für Hypertoniefolgeschäden sind Patienten, die noch an weiteren Erkrankungen leiden.

Dazu gehören: Koronare Herzerkrankung, Diabetes, Fettleibigkeit oder eine schwere Arterienverkalkung. Damit sich der Gesundheitszustand der Patienten nicht verschlechtert, muss die blutdrucksenkende Therapie darauf abgestimmt sein. Denn jede zusätzliche Begleiterkrankung erfordert eine speziell darauf ausgerichtete Behandlungsstrategie. Experten warnen im Vorfeld der DHL Pressekonferenz deshalb davor, Diuretika, wie im Bericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) empfohlen, als Medikament der ersten Wahl einzusetzen.

Bei multimorbiden Patienten, so der Fachausdruck für Betroffene mit mehreren Erkrankungen, erhöht die Hypertonie erheblich das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. "Diese Patienten bedürfen einer individualisierten Blutdrucktherapie, die auf ihre zusätzlichen Erkrankungen abgestimmt ist. Diuretika, also Entwässerungsmittel, dürfen zum Wohle des Patienten nicht immer erste Wahl sein", fordert Professor Dr. Joachim Hoyer, Erster Vorsitzender der Deutschen Hochdruckliga (DHL) e.V. und Universitätsprofessor für Nephrologie an der Medizinischen Fakultät der Philipps-Universität, Marburg. Alle nationalen und internationalen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften richten ihre Empfehlungen danach aus, ob die Patienten an Vorhofflimmern, einer Nierenschädigung oder anderen chronischen Krankheiten leiden. Denn an die Therapie von Patienten mit beispielsweise gleichzeitig bestehendem Vorhofflimmern werden ganz andere Anforderungen gestellt als an Patienten mit einer Nierenschädigung.

Die entwässernden Substanzen, aus denen Diuretika bestehen, senken in niedriger Dosierung den Blutdruck. Denn durch die Wasserausscheidung verringert sich die Blutmenge und die Spannung der Muskeln in den Blutgefäßen. Diese Substanzen können aber auch zu erheblichen Störungen des Mineralstoffwechsels führen, erhöhen die Neigung zur Gicht und verschlechtern den Zuckerstoffwechsel bei Diabetes, so der Experte weiter.

Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) hat die Mitte September vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vorgestellte vergleichende Nutzenbewertung verschiedener Medikamente zur Behandlung des Bluthochdrucks unter anderem deshalb zurückgewiesen. "Der Bericht bietet keine Grundlage für eine Änderung der Therapie oder für neue Empfehlungen", sagte der DHL-Vorsitzende im Vorfeld der Pressekonferenz in Berlin. Denn die häufigen Begleiterkrankungen vieler älterer Hochdruckpatienten werden in der IQWiG-Analyse nicht ausreichend beachtet.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution76


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften, Medizin - Kommunikation, 06.10.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2009