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KREBS/863: Krebsregister Niedersachsen feiert 10-jähriges Bestehen (idw)


OFFIS / Institut für Informatik - 11.11.2010

Krebsregister Niedersachsen feiert Geburtstag


Am 1.1.2000 trat das Gesetz über das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen (EKN) in Kraft und schuf die rechtliche Grundlage für den Aufbau eines bevölkerungsbezogenen Krebsregisters in Niedersachsen, das noch im gleichen Jahr seine offizielle Arbeit aufnahm. Zu seinem 10-jährigen Bestehen lädt das EKN nun Ärzte, Kooperationspartner, Wissenschaftler und die interessierte Öffentlichkeit zu einem zweitägigen Symposium mit dem Titel "Krebsregister und Versorgungsforschung" am 17./18. November ins OFFIS - Institut für Informatik ein.

Die Aufgabe des EKN ist die flächendeckende Erfassung von Neuerkrankungen und Sterbefällen aufgrund von Krebs mit dem Ziel der Beobachtung zeitlicher Trends und auffälliger kleinräumiger Häufungen. Darüber hinaus sollen Daten für Studien bereitgestellt und die Krebsursachenforschung unterstützt werden.

Die komplexen Vorarbeiten für das landesweite Krebsregister wurden ab 1991 unter Leitung des damaligen Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit maßgeblich von OFFIS durchgeführt, nachdem in der Koalitionsvereinbarung der neuen Landesregierung vom 19. Juni 1990 der Aufbau eines Landeskrebsregisters grundsätzlich beschlossen wurde.
Oldenburg spielte schon Anfang der 90er Jahre eine wichtige Rolle aufgrund der exzellenten Vorarbeiten in der dortigen Nachsorgeleitstelle und zum Aufbau des Tumorregisters Weser-Ems unter Führung des damaligen Chefarztes für Onkologie Prof. Dr. Hans-Jochen Illiger, mit dem OFFIS eng zusammenarbeitete, wie der Bericht der NWZ vom 13. Juni 1993 zeigt.

Eine zentrale Herausforderung für die Informatiker im OFFIS bestand darin, mit dem renommierten gesamtdeutschen Kinderkrebsregister in Mainz ein für Krebsregister neuartiges Meldemodell umzusetzen und in der Praxis zu erproben. "Das Meldemodell zielte darauf ab, einerseits den Aufbau eines möglichst vollständigen und qualitativ hochwertigen Datenbestandes zu gewährleisten und andererseits den Anforderungen des Datenschutzes, konkret dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung der betroffenen Patienten, gerecht zu werden", erklärt Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jürgen Appelrath, der das Projekt seit Beginn maßgeblich forciert und umgesetzt hat. Dieses bis dahin weder national noch international erprobte Modell sah eine organisatorische und technische Trennung des Krebsregisters vor: mit einer Vertrauensstelle, die die gemeldeten Daten im Klartext sammelt und dann verschlüsselt an eine Registerstelle übergibt, die die anonymisierten Daten dauerhaft speichert und differenziert auswertet. Während OFFIS von Beginn an die Aufgaben der Registerstelle übernahm, wurde Mitte 1997 die Vertrauensstelle im Niedersächsischen Landesgesundheitsamt geschaffen. Zum 1.1.2001 wurde die Registerstelle dann von OFFIS in die - Ausgründung OFFIS CARE GmbH mit aktuell 11 Beschäftigten verlagert.

Anlässlich des 10jährigen Geburtstags veranstalten OFFIS und die OFFIS CARE das Symposium "Krebsregister und Versorgungsforschung", das sich am ersten Tag mit Fragen der Versorgungsforschung auf Basis von Krebsregistern befasst. Beiträge gibt es zu den Themen Gesundheitsstrategie der Europäischen Union für Krebsregistrierung und Versorgungsforschung, Versorgungsforschung in der Onkologie, Klinische Krebsregister zur Unterstützung und Bewertung der Versorgung sowie das EKN im Umfeld der Versorgungsforschung. Der zweite Tag des Symposiums thematisiert, welche Rolle Krebsregisterdaten für die Bewertung so genannter Screening-Programme, für die Qualitätssicherung und Gesundheitsplanung sowie für die Gesundheitspolitikberatung spielen können. "Nach den Fachbeiträgen der national und international ausgewiesenen Referenten werden im Rahmen einer moderierten Diskussion die weiteren Entwicklungen in der Zusammenarbeit von Krebsregistern und Versorgungsforschung erörtert", betont der ärztliche Leiter der Registerstelle Joachim Kieschke.

Prof. Appelrath sieht in dem Symposium und folgenden Aktivitäten auch einen Beitrag für die geplante European Medical School, die als einen von zwei Forschungsschwerpunkten die Versorgungsforschung im Zusammenspiel von Universität, OFFIS und den Oldenburger Kliniken vorsieht.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.offis.de/ekn
http://www.krebsregister-niedersachsen.de
http://www.offis.de
http://www.offis-care.de

Anmeldungen zum Symposium
sind noch unter der Rufnummer 0441 361056-18 möglich, das Programm ist im Internet unter
www.offis.de/ekn
einsehbar.


Weiterführende Informationen zur Pressemitteilung:

* Über das Projekt "Epidemiologisches Krebsregister Niedersachsen":

Nach dem "Gesetz über das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen" (GEKN) hat das Krebsregister die Aufgabe, anhand des Registerdatenbestands die Trendentwicklung von Krebserkrankungen in Niedersachsen zu beobachten und statistisch-epidemiologisch auszuwerten. Mit den Angaben zu Krebsneuerkrankungen und zur Krebsmortalität sollen Grundlagen der Gesundheitsplanung sowie der epidemiologischen Forschung einschließlich der Ursachenforschung bereitgestellt werden. Darüber hinaus sind Auswertungen hinsichtlich der Bewertung präventiver und kurativer Maßnahmen vorgesehen. Das GEKN schreibt aus datenschutzrechtlichen Gründen eine räumliche, organisatorische und personelle Trennung in Vertrauens- und Registerstelle vor. Die Vertrauensstelle nimmt die Meldungen entgegen, überprüft sie auf Vollständigkeit und Plausibilität und verschlüsselt die Personendaten zur Anonymisierung zweifach. Die Registerstelle arbeitet ausschließlich mit anonymisierten Meldungen. Die zentrale Aufgabe besteht in der Erfassung, Kodierung und Verdichtung der Informationen, der dauerhaften Speicherung von Daten sowie der Erstellung systematischer, wissenschaftlich fundierter Auswertungen. Weiterhin wird jährlich ein Bericht "Krebs in Niedersachsenö veröffentlicht. Das EKN (Vertrauens- und Registerstelle) unterliegt der Fachaufsicht des Nds. Ministeriums für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration.

In Abstimmung mit der Ausgründung OFFIS CARE GmbH (Registerstelle des EKN) beteiligt sich OFFIS bereits seit dem Jahr 1993 am Aufbau des EKN. Nachdem in den ersten Jahren die Entwicklung und Evaluierung eines neuartigen, den aktuellen Datenschutzanforderungen gerecht werdenden Meldemodells im Zentrum der Projektarbeit stand, liegt der aktuelle Fokus der Entwicklungen auf der Integration neuer Melder, der Optimierung der Datenintegrationsprozesse sowie der Unterstützung der explorativen Datenanalyse für das Berichtswesen und die Beantwortung von Ad-hoc-Anfragen. Vor allem in den Bereichen Datenqualitätsmanagement und multidimensionale Datenanalyse werden kontinuierlich neue Konzepte entwickelt und für die Praxis umgesetzt.

* Über OFFIS - Institut für Informatik:
OFFIS ist ein 1991 gegründetes, international tätiges Forschungsinstitut für ausgewählte Informatiktechnologien und praxisrelevante IT-Forschungsbereiche. Über 250 Mitarbeiter vereinen in derzeit gut 70 Forschungsprojekten Technologie- und Branchen-Know-how unter anderem in den Themenbereichen Energie, Gesundheit und Verkehr.

* Über OFFIS CARE GmbH:
Die OFFIS CARE GmbH wurde zum 1.1.2001 als Spin-off des Informatik-Institutes OFFIS gegründet und nimmt seitdem die Aufgaben der Registerstelle gemäß Gesetz über das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen (GEKN) im Rahmen einer Beleihung durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration wahr.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image129019
Bericht der NWZ vom 13.06.1993

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution663


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
OFFIS - Institut für Informatik, Ann-Kathrin Sobeck, 11.11.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. November 2010