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POLITIK/236: Freie Apothekerschaft enttäuscht von Politik und ABDA (Freie Apothekerschaft e.V.)


Freie Apothekerschaft - 5. Oktober 2011
Unabhängiger Zusammenschluss von selbstständigen Apothekerinnen und Apothekern

Enttäuscht von Politik und ABDA!


Aus Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen selbständiger Apotheker wurde im September 2010 der Berufsverband "Freie Apothekerschaft e.V." gegründet, jetzt präsentiert sich der Verein mit einem eigenen Info-Stand auf der "Expopharm" (06. bis 09. Oktober in Düsseldorf, Halle 5, Stand E10). Vorstand und Mitglieder des Vereins stehen Rede und Antwort zu den dringlichsten Anliegen der Apothekerschaft.

Die Freie Apothekerschaft fordert den Gesetzgeber dringend auf, das packungsbezogene "Honorar" von 8,10 Euro um den seit 2003 ausstehenden Inflationsausgleich anzupassen.

Um auch künftig eine bundesweite flächendeckende Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln gewährleisten zu können, muss der Kassenabschlag deutlich gekürzt werden. Der Aufwand bei der Rezeptbearbeitung von Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen in den Apotheken ist durch die bestehenden Rabattverträge und deren Vielzahl immens gestiegen. Ein Kassenabschlag von derzeit 2,05 Euro ist absolut nicht hinnehmbar. Die Gestaltung des Apothekenhonorars ist im Bundeswirtschaftsministerium anzusiedeln. Die Politik darf diese Verhandlungen nicht dem Apothekerverband und dem GKV-Spitzenverband überlassen.

Die geringe Honorar-Marge bei den Rezepten von knapp 16 Prozent in deutschen Apotheken deckt nicht einmal annähernd deren Kosten von rund 18 bis 20 Prozent (die vorwiegend beim hochqualifizierten Personal anfallen). Die Freie Apothekerschaft empfindet die vom Bundesgesundheitsministerium von den Apotheken geforderte "Quersubventionierung" durch das freiverkäufliche Sortiment als nackten Hohn. Auch die selbständigen Apotheker müssen - wie alle anderen Leistungserbringer im Gesundheitswesen - Gewinne erwirtschaften können.

Einsparungen in Höhe von Milliarden Euro zugunsten der Krankenkassen haben - neben den Arzneimittelherstellern - beinahe ausschließlich die Apotheken ermöglicht. Als Dank dafür lässt sie die Politik im Stich. Den Bundestags-Abgeordneten fehlt völlig der Einblick in den Arbeitsalltag und in die wirtschaftliche Situation deutscher Apotheken, wie gänzlich deplatzierte und realitätsferne Vergleiche von Apotheken mit "Goldgruben" deutlich belegen.

Die Freie Apothekerschaft fürchtet durch die zögerliche Haltung des Bundesgesundheitsministeriums Pick-up-Stellen zu verbieten, weitere negative Folgen für die Distribution von Arzneimitteln. Für die Zulassung von Pick-up-Stellen gibt es - im Gegensatz zu den überbürokratisierten Vorschriften für deutsche Apotheken - weder ein einheitliches Genehmigungsverfahren noch einen definierten Qualitätsstandard.

Der Verein prangert auch die Duldung der Diskriminierung deutscher Apotheken durch den Gesetzgeber in Berlin an. So profitierten etwa im Ausland ansässige Versandapotheken, die mit deutschen Krankenkassen Lieferverträge abschließen, nach wie vor von länderspezifischen Gesetzen in der Europäischen Union. Die Freie Apothekerschaft bleibt dabei: "Arzneimittel gehören in die Hände von qualifiziertem Personal, in die Apotheke vor Ort. Arzneimittel sind keine Versandhausware".

Die Mitglieder des Vereins fühlen sich auch von der ABDA (Bundesverband Deutscher Apotheken) im Stich gelassen. Diese habe durch juristisch äußerst ungeschickte Vertragsabschlüsse mit den Krankenkassen die angespannte wirtschaftliche Situation der Apotheken weiter verschlechtert. So werden ärztliche Verordnungen mit Formfehlern von den Krankenkassen nicht bezahlt. Nicht nur das Apothekenhonorar von 6,05 Euro wird dann gekürzt, sondern der gesamte Arzneimittelbetrag, der bei mehreren tausend Euro zu Lasten der Apotheke liegen kann. Eine solche so genannte "Nullretaxation" bedeutet einen nicht hinnehmbaren, immensen wirtschaftlichen Schaden. Die Freie Apothekerschaft fordert die ABDA auf, diese Verträge sofort zu kündigen und für die Apotheken erträgliche Änderungen mit den Krankenkassen zu vereinbaren.

Für die Freie Apothekerschaft e.V.
Frau Dr. Helma Gröschel
1. Vorsitzende


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Quelle:
Freie Apothekerschaft e.V.
Unabhängiger Zusammenschluss von selbstständigen Apothekerinnen und Apothekern
Ansprechpartner: Dr. Helma Gröschel
Obere Hauptstraße 1, 76863 Herxheim
Telefon: 0 72 76 - 8578, Fax: 0 72 76 - 71 16
E-mail: hgh@freie-apothekerschaft.de
www.freie-apothekerschaft.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Oktober 2011