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ARTIKEL/510: Praxis ohne Grenzen - Bundesgesundheitsminister Bahr will unbürokratisch helfen (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 5/2012

Praxis ohne Grenzen
Bahr will unbürokratisch helfen und setzt auf Verbreitung der Idee

Von Dirk Schnack


Heilberufe sagen nach dem Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr in Bad Segeberg weitere Unterstützung zu.


460 Kilometer wurde der Patient von Angehörigen aus Brandenburg nach Bad Segeberg gefahren. Der 58-jährige Krebspatient ließ sich in der Praxis ohne Grenzen behandeln, weil er ohne Krankenversicherung die anfallenden Rechnungen in Kliniken und Praxen nicht bezahlen kann. Solche und andere Fälle schilderte Dr. Uwe Denker Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr bei dessen Besuch in der Praxis ohne Grenzen. Kennen gelernt hatten sich Bahr und Praxis-Mitinitiator Denker im vergangenen Jahr bei einem Termin beim Bundespräsidenten. Bahr hatte die Praxis ohne Grenzen nicht vergessen und nun im Rahmen eines Besuchs in Schleswig-Holstein aufgesucht. Denker und die ebenfalls in der Praxis ohne Grenzen helfende Norderstedter Ärztin Silke Blendermann informierten Bahr zunächst über Idee und Entstehung der Praxis sowie über die Motive der Patienten, sie aufzusuchen. "Viele stammen aus der Mittelschicht und sind durch berufliche Brüche plötzlich nicht mehr in der Lage, Praxisgebühr oder sonstige Kosten zu tragen", berichtete Denker.

In einem anschließenden Gespräch u. a. mit Kammerpräsident Dr. Franz Bartmann und Dr. Klaus Bittmann von der Ärztegenossenschaft Nord lotete der FDP-Politiker die Verbreitungsmöglichkeiten der Idee aus. Die Heilberufe werden dabei mithelfen: Bahrs Anregung, sich nicht länger auf nur eine Apotheke in Bad Segeberg zu stützen, stieß bei der Landesapothekerkammer auf Zustimmung. Dort will man dafür werben, dass weitere Apotheken die Idee unterstützen - in Bad Segeberg, aber auch bei einer weiteren Verbreitung in anderen Regionen. Neben Stockelsdorf, wo ebenfalls eine Praxis ohne Grenzen etabliert ist, sollen demnächst vergleichbare Einrichtungen in Flensburg, Preetz und im Kreis Pinneberg folgen.

Bahr bezeichnete die Arbeit der Ehrenamtler um Denker als "vorbildlich" und begrüßte die Bemühungen des Teams, möglichst viele der behandelten Patienten zurück in die gesetzliche Krankenversicherung zu bringen. Eines bis zu seinem Besuch ungelösten Problems will er sich annehmen: Das Bundesgesundheitsministerium prüft, ob für die bislang verbotene Medikamentenversorgung der Praxis ohne Grenzen eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden kann. Bittmann sagte zu, dass die Genossenschaftstochter Q-Pharm in diesem Fall die Praxen ohne Grenzen mit Generika versorgen würde.

Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 5/2012 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2012/201205/h12054a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Mai 2012
65. Jahrgang, Seite 15
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz Bartmann (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juni 2012

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