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ARTIKEL/494: Mit dem Start in den Beruf steigt die gesundheitliche Belastung (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 6/2011

Gesundheitsreport
Mit dem Start in den Beruf steigt die gesundheitliche Belastung

Von Dirk Schnack


Termindruck, körperliche Anstrengung, längere Arbeitszeit: Junge Arbeitnehmer werden durch den veränderten Alltag zum Berufsstart gesundheitlich belastet.


Die DAK hat in ihrem jüngsten Gesundheitsreport junge Arbeitnehmer bis zum Alter von 29 Jahren in den Mittelpunkt gestellt und dazu bundesweit 3.000 junge Erwerbstätige befragen lassen. Die Ergebnisse für Schleswig-Holstein zeigen, dass rund 61 Prozent dieser Altersgruppe das Gefühl haben, mehr leisten zu können als im Job verlangt wird. Umgekehrt geben fünf Prozent von ihnen an, dass ihre Tätigkeit zu schwierig sei.

"Die jungen Menschen wollen ihr Potenzial ausschöpfen. In der Arbeitsorganisation und im betrieblichen Gesundheitsmanagement sollte der Fokus nicht nur auf Überforderung und Burnout gerichtet sein, sondern auch darauf, wie sich Unterforderung auswirkt", sagte DAK-Landeschefin Regina Schulz. Nicht nur Überforderung, sondern auch langanhaltende Unterforderung könne Stress erzeugen.

Die Auswertung zeigte auch, dass der Krankenstand junger Arbeitnehmer unter dem Durchschnitt aller Berufstätigen liegt. 20 Prozent der jungen Erwerbstätigen in Schleswig-Holstein halten ihre Gesundheit für sehr gut, 56 Prozent für gut. Die Analysen decken laut DAK jedoch auffällige gesundheitsrelevante Trends bei jungen Arbeitnehmern auf, "die frühzeitiges Handeln erfordern, um Fehlentwicklungen zu vermeiden".

Als alarmierend schätzt die DAK die hohe Akzeptanz des Rauschtrinkens ein. 42 Prozent der jungen Erwerbstätigen in Schleswig-Holstein trinken mindestens einmal in der Woche Alkohol. Für knapp jeden dritten jungen Arbeitnehmer im nördlichsten Bundesland gehört Alkohol dazu, "um beim Ausgehen Spaß und Vergnügen zu haben". Mehr als jeder Fünfte sieht die berufliche Leistungsfähigkeit auch dann nicht beeinträchtigt, wenn man sich am Vorabend betrinkt.

Beim unkontrollierten Konsum von Alkohol auf Partys ergibt sich folgendes Bild: 39 Prozent der jungen Erwerbstätigen in Schleswig-Holstein nehmen mindestens einmal im Monat fünf oder mehr alkoholische Getränke in zwei bis drei Stunden zu sich. Bundesweit waren dies mit 34 Prozent deutlich weniger.

Alkohol steht damit bei Suchtmitteln an erster Stelle. "Je früher der Einstieg in das unkontrollierte Rauschtrinken erfolgt, desto größer ist die Gefahr einer späteren Suchtentwicklung", warnte Schulz. Weitere Ergebnisse aus dem aktuellen Report:

  • Psychische Erkrankungen betreffen zunehmend auch jüngere Menschen: Bei acht Prozent der 15 bis 29-Jährigen wurde eine somatoforme Störung diagnostiziert. Häufig sind diese Störungen von Depressionen begleitet. Junge Menschen leiden häufig auch unter Anpassungsstörungen nach bedeutsamen und kritischen Lebensveränderungen.
  • Berufseintritt treibt Arztkontakte hoch: Junge Erwerbstätige suchen deutlich häufiger einen Arzt auf als ihre Alterskollegen, die noch nicht berufstätig sind. Während junge Arbeitnehmer in Schleswig-Holstein auf 7,6 Behandlungsfälle im Kalenderjahr kommen, sind es bei ihren nicht berufstätigen Altersgenossen nur 4,1 Behandlungsfälle im Jahr. Die DAK erklärt dies damit, dass Fehlzeiten gegenüber dem Arbeitgeber durch eine ärztliche Krankschreibung zu legitimieren sind, während Nicht-Erwerbstätige oftmals zunächst abwarten, wie sich die Beschwerden entwickeln. Und: Mit dem Berufsstart ergeben sich deutliche Veränderungen im Alltag wie etwa längere Arbeitszeiten, körperliche Anstrengungen und Termindruck.
  • Hoher Anteil mit Rückenschmerzen: 22 Prozent der jungen Erwerbstätigen mussten wegen Rückenschmerzen behandelt werden. Jeder zweite Befragte gab an, oft von Muskelverspannungen im Rücken betroffen zu sein. Weitere häufige Diagnosen bei jungen Menschen sind Bauch- und Beckenschmerzen (13 Prozent), Heuschnupfen (zwölf Prozent), Magen- und Darmgrippe (elf Prozent) und Asthma (neun Prozent). Als besorgniserregend stuft die Krankenkasse ein, dass Fettsucht und Bluthochdruck zu den 50 am häufigsten ärztlich behandelten Krankheiten dieser Altersgruppe zählen.

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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 6/2011 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2011/201106/h11064a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Juni 2011
64. Jahrgang, Seite 29
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz Bartmann (V.i.S.d.P.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2011

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