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PFLEGE/491: Körperliches Training wirksam bei Demenz (DGIM)


Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin - Mittwoch, 4. Mai 2011

Körperliches Training wirksam bei Demenz

Lebensqualität für Hochbetagte und Demente sicherstellen


Wiesbaden - Etwa ein Drittel der altersmedizinischen Patienten leiden unter Demenz, ihr Denkvermögen lässt nach. Zudem sind sie oft vielfach erkrankt, von Schmerzen geplagt und nicht selten depressiv. Der 117. Internistenkongress vom 30. April bis 3. Mai 2011 in Wiesbaden widmete sich mit seinem Leitthema Lebensphasen vor allem auch dieser Gruppe von Patienten. Experten diskutierten dort Wege, Hochbetagte und Demente wirksam zu behandeln und ihnen bis zuletzt ein lebenswertes Leben zu ermöglichen.

Auf dem 117. Internistenkongress stellten Experten Daten vor, die zeigen, dass gezieltes körperliches Training Demenzkranken hilft. Sie gewinnen an Muskelkraft, bleiben beweglicher und sind weniger sturzgefährdet. "Demente profitieren von einem Training ebenso wie nicht demente Patienten, die im Rahmen anderer chronischer Krankheiten Muskelkraft verloren haben", sagt Privatdozent Dr. med. Daniel Kopf, Leitender Oberarzt am Agaplesion Bethanien Krankenhaus Heidelberg. Hinzu kommt, dass auch die geistige Leistung der Patienten sich bessert.

Morbus Alzheimer und andere Formen der Demenz sind fortschreitende Erkrankungen, die in der Regel mit einer Gedächtnisstörung beginnen. Im Endstadium leiden Betroffene aber auch unter typischen körperlichen Symptomen: Gewichtsverlust, Muskelschwäche, Bewegungsstörungen, Inkontinenz und Schluckstörungen. Die Folge sind Stürze, Brüche und Wundliegen. Speise oder Speichel in der Luftröhre führen häufig zu einer Lungenentzündung.

Oft sind dies die Gründe, Demenzkranke in internistische Kliniken einzuweisen. "Auf Stationen, die keine speziellen Hilfen für Demenzkranke anbieten, sind diese Patienten jedoch gefährdet", gibt Dr. Kopf zu bedenken. Denn die Behandlung und Begleitung von Hochbetagten und insbesondere Menschen mit Demenz erfordert eine besondere Herangehensweise, sagt auch Professor Dr. med. Cornel Sieber, Nürnberg. Denn diese Patienten verlieren zunehmend ihre geistigen, sozialen und emotionalen Fähigkeiten. "Sie brauchen eine sehr individuelle Behandlung, Pflege und Begleitung durch ein geriatrisch-multidisziplinäres Team", so Sieber, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Nürnberg und Inhaber des Lehrstuhls für Innere Medizin-Geriatrie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Speziell geschulte Ärzte, Pflegefachpersonen, Psychologen, Seelsorger, Sozialarbeiter und Physiotherapeuten müssten daran mitarbeiten. Oft ginge es auch darum, die Angehörigen einzubeziehen.

Spezialisierte Abteilungen innerhalb der Geriatrie können den Bedürfnissen hoch Betagter und Dementer gerecht werden. "Eine geschützte Umgebung und ein strukturierter Tagesablauf tragen dazu bei, Verwirrtheitszustände zu vermeiden", sagt Daniel Kopf. Allein dies verhindere mitunter die Einweisung in ein Pflegeheim. Auf dem 117. Internistenkongress stellten die Experten Versorgungsformen vor, die den besonderen Bedürfnissen von Demenzpatienten Rechnung tragen.


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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
Pressestelle, Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-552, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: voormann@medizinkommunikation.org
Internet: www.dgim.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2011