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ENTWICKLUNG/595: Neuartiger beschichteter Ballonkatheter (idw)


Universität des Saarlandes - Berlin und Homburg/Saar, 30. März 2009

Neuartiger beschichteter Ballonkatheter

Ergebnis einer Forschungskooperation von Wissenschaftlern der Berliner Charité und des Universitätsklinikums des Saarlandes


Eine neuartige Behandlungsmethode ermöglicht künftig eine wirksame Therapie von verengten Herzkranzgefäßen. In einer engen Forschungskooperation von Prof. Dr. Ulrich Speck (Experimentelle Radiologie, Charité, Berlin Mitte) und Prof. Dr. Bruno Scheller (Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar) wurde ein Medikament-freisetzender Ballonkatheter (Drug Eluting Balloon - DEB) entwickelt. Die Wissenschaftler arbeiten bereits seit Ende 1999 an der Idee.

Die Entwicklung des DEB beruht auf der überraschenden Entdeckung, dass keine lang anhaltende Arzneimittelfreisetzung nötig ist, um eine Wiederverengung eines Gefäßes (Restenose) langfristig zu verhindern. Im Rahmen der Forschungsarbeiten wurde ein Verfahren entwickelt, um einen Ballonkatheter mit dem Wirkstoff Paclitaxel in einer speziellen Matrix zu beschichten (1). Die Wirksamkeit des 'PACCOCATH' Ballon wurde in mehreren klinischen Studien gezeigt, die u.a. auch im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden (2,3). Eine Weiterentwicklung von PACCOCATH, der SeQuentR Please Ballon der Firma B. Braun Melsungen AG, hat nun die europäische Zulassung zur Behandlung von Verengungen der Herzkranzgefäße erhalten.

Herz-Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache in den westlichen Ländern. Angina pectoris oder der Herzinfarkt sind die typischen Symptome von Verengungen der Herzkranzgefäße, der koronaren Herzkrankheit. Zur Behandlung werden die Gefäße mit Ballonkathetern erweitert und Stents, flexible Metallgeflechte, in die Gefäße eingesetzt. Damit sie sich nach dem Eingriff nicht wieder verengen, können Stents mit Medikamenten beschichtet sein. Ein Nachteil der beschichteten Stents (Drug Eluting Stent, DES) ist, dass auch nach mehreren Monaten auf Grund der Wirkstofffreisetzung keine vollständige Einheilung in das Gefäß erfolgt.

Das neu entwickelte DEB-Verfahren verhindert nachweislich die unerwünschte Wiederverengung, auch in bereits vorhandenen Koronarstents. Dafür sorgt das Medikament Paclitaxel, welches über eine kurzlebige Matrix in die Gefäßwand abgegeben wird. Die Matrix löst sich nach Einsatz restlos auf und es verbleiben keine Fremdkörper im Gefäß. Die Heilung des Gefäßes wird langfristig nicht behindert. Die Ergebnisse der PEPCAD Studien bestätigen die Wirksamkeit des SeQuentR Please Ballonkatheters bei der Behandlung sowohl von erstmals als auch von erneut verengten Gefäßen. Trotz der kurzen Einwirkzeit konnte eine im Vergleich zum DES bessere Hemmung der erneuten Wiederverengung gezeigt werden.

Die wissenschaftlichen Arbeiten, die zur Entwicklung des DEB geführt haben, wurden bereits mehrfach mit Preisen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und dem Innovationspreis Berlin Brandenburg (2008) ausgezeichnet (4,5).


Quellen:

1) Scheller B. Speck U:
Der medikamentenbeschichtete Ballonkatheter PACCOCATH - von der Idee zum klinischen Wirknachweis.
Magazin Forschung (Universität des Saarlandes) 2/2007, 20-24

2) Scheller B, Hehrlein C, Bocksch W, Rutsch W, Haghi D, Dietz U, Böhm M, Speck U.
Treatment of In-stent Restenosis with a Paclitaxel-coated Balloon Catheter.
New Engl J Med 2006, 355: 2113-24

3) Tepe G, Zeller T, Albrecht T, Heller S, Schwarzwälder U, Beregi JP, Claussen CD, Oldenburg A, Scheller B, Speck U.
Local Delivery of Paclitaxel to Inhibit Restenosis during Angioplasty of the Leg.
New Engl J Med 2008; 358: 689-99

4) www.innovationspreis-bb.de

5) www.deb-bbraun.com



Kontakt:
Prof. Dr. med. Bruno Scheller
Prof. Dr. med. Michael Böhm
Klinik für Innere Medizin III
Universitätsklinikum des Saarlandes
66421 Homburg/Saar
E-Mail: bruno.scheller@uks.eu

Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Speck
Institut für Radiologie, Campus Charité Mitte
Humboldt-Universität Berlin
Schumannstr. 20/21,10098 Berlin
E-Mail: ulrich.speck@charite.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution8


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität des Saarlandes, Roger Motsch, 30.03.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2009