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LABEL/4782: Glitterhouse-Mail-Order-Mail - 30.11.17 (glitterhouse)


GLITTERHOUSE MAIL-ORDER-MAIL (30.11.2017)


Rockpalast-Crossroads:
Gästelistenplätze zu gewinnen!

Vom 14.-17. März 2018 veranstalten unsere Freunde vom WDR Rockpalast in der "Harmonie" in Bonn-Endenich wieder das Crossroads-Festival. Wieder einmal wurde ein ausgesuchtes Programm zusammengestellt. Für alle vier Abende (ja, auch für Chris Robinson Brotherhood / Orango...) haben wir jeweils 3 x 2 Gästelistenplätze für euch organisiert. Wer diese gewinnen möchte möge bis zum 10.12.2017 eine E-Mail mit dem Betreff "Rockpalast - ich will da rein!" und dem bevorzugten Abend an info@orangeblossomspecial.de senden. Die Gewinner/innen werden ausgelost, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir wünschen viel Glück!

Mittwoch, 14.03.2018
Chris Robinson Brotherhood / Orango

Donnerstag, 15.03.2018
D/troit / The Dawn Brothers

Freitag, 16.03.2018
Jessy Martens and Band / The Backyard Band

Samstag, 17.03.2018
The New Roses / Heavy Tiger

Alle Infos zum Crossroads-Festival findet ihr auf www.rockpalast.de


Matthew Ryan meldet sich zurück

Matthew Ryan - Hustle Up Starlings
LP/CD - EUR 21,95/14,95

Kleiner google-befreiter Gedächtnistest für OBS-Kenner: In welchem Jahr verlangte ein Major-verfasster Band-Rider von uns Klein-Festivalbetreibern, ihrem aufstrebenden Jung-Star die Tassen vorzuwärmen und die Gläser nur geeist zu reichen? Kaum aber war der Artist anwesend, den wir ebenso seines genialen Erstlings wie seiner unvergleichlichen Stimme wegen in unseren Firmengarten geladen hatten, da beeindruckte er so nachhaltig durch seine natürliche Bescheidenheit, dass sein Beverungen-Besuch noch heute fest im Gruppengedächtnis fortlebt. In 2017 hat seine rauhe Reibeisenstimme nichts an seelenschmirgelnder Wirkung verloren, im Gegenteil, die Jahre der Reife tat ihr bemerkenswert gut. Ebenso wie den zehn rohen Roots Rock-Diamanten, die er uns auf seinem 13. Album (wieder auf Blue Rose) mal mit Wucht, mal mit Wehmut in Hirn, Herz und unter die Haut reibt, dabei gekonnt mit den Heartland- bis Desert-Americana-Elementen spielend, mal roots-rock-rauh, mal brüchig-balladesk, mal elektrisch-energisch, mal akustisch-intensiv, mal treibend, mal versonnen sinnierend, immer aber songwriterisch auf höchstem Niveau zwischen Jon Dee Graham und Ryan Adams agierend. Wie wirklich guter Wein ist Ryan's Werk mit den Jahren zur Güte gereift, kredenzt in bester Americana-Tradition, die ihre Wurzeln in Creedence Clearwater Revival und dem späten Tom Petty findet, aber auch einem Springsteen oder Adams zur Ehre gereichte. Zehn hemdsärmelig handgemachte Hymnen an den hehren Heartland, zehn wuchtige Wurzelweisen, die den Hörer (und OBS-Nostalgiker) vom ersten Moment an wie lang vermisste Freunde mit offenen Armen empfangen und festhalten. (cpa)


Zum letzten Mal: Der November-Katalog

Auch im Netz zu bewundern: Der Glitterhouse-Mailorder-Katalog für November.
Schon morgen grüßt von der gleichen Stelle sein nicht minder prächtiger Nachfolger ...


Auserwählte Tonträger-Pretiosen zum verdienten Wochenende:

Karl Blau - Out Her Space
LP (+MP3)/CD - EUR 24,95/15,95

Nach den countryesken Cover-Versionen vom letztjährigen "Introducing" kommt der Mann aus dem äußersten Nordwesten der USA diesmal mit acht (teils recht langen) neuen Songs, die ganz schön anders klingen. Nur Originalkompositionen, keinerlei Lambchop-artige Country-Anklänge - dafür aber ein sehr eigenwilliger Mix aus zurückgelehntem Funk, etwas Folk und Soul, meistens recht luftig, mit ein bisschen Dire Straits oder JJ Cale-Vibe. Wobei die Bläser (Trompete und Posaune) fast dominanter als die perlenden Gitarren sind. Allerdings völlig jazzfrei, eher schon ein bisschen No Wave- bis Dub-beeinflusst. Dazu ein paar kleine Synthiesounds oder auch mal Geige - hier sind die Arrangements immer komplett unberechenbar. Der Sound bleibt fast immer angenehm luftig, flirrend, beschwingt. Die Trompete ist furios, bringt eben einen gänzlich unerwarteten Farbton ins Spiel. Dazwischen gibt es auch immer wieder kleine Dub-Effekte, aber auch von eigentlichem Reggae keine Spur. Aufgenommen wurde mit hohem Promi-Faktor: Cameron Ralston (Fleet Foxes), Phil Cook (MegaFaun), Pinson Chanselle (Matthew E. White) - White hat auch produziert. (Joe Whirlypop)


Kerstin Blodig & Ian Melrose - Schneetreiben
CD - EUR 14,95

Weitere Winter-Wohlklang-Wundertat dieses kongenialen Singer-Songwriter-Folk-Paares, das sich diesmal dem Untertitel getreu Deutschen Winterliedern mit keltisch-skandinavischer Seele widmet. So sind es vorwiegend deutschsprachige Lieder, die die eher dunkel getönte Atmosphäre prägen, wobei die getragene Stimmung nicht zuletzt der Auswahl zu verdanken ist, die sich auf die viel seltener gehörten, häufig in Moll gekleideten Lieder des Advent konzentriert, als im weihnachtlichen Frohlocken zu baden (na gut, eine erwartbar attraktive Stille Nacht-Fassung gibt es auch). Und so kommt man in den Folk-aufgewerteten Zwei-Stimm-Genuss so wenig ausgeschlachteter Weisen wie Es Ist Ein Ros Entsprungen, Nun Komm Der Heiden Heiland, Es Kommt Ein Schiff Geladen, Oh Heiland Reiß Die Himmel Auf, Macht Hoch Die Tür und Maria Durch Ein Dornwald Ging. (cpa)


Ane Brun - Leave Me Breathless
LP/CD - EUR 17,95/14,95

Es ist eine hohe Kunst, selbst in noch so verschütteten, zerspielten, niedergesungenen Songs die wahre Seele, das versteckt schlagende Herz zu entdecken, hervorzuholen und so dem Hörer neu zu offenbaren. Die Skandinavierin hat selbst als Song-Schöpferin ihre Meister-Meriten bereits gesammelt, auch als feinfühlige Fremdinterpretin ist sie uns wohlbekannt, aber mit dieser 2017er Cover-Song-Kollektion übertrifft sie sich selbst. Solcherlei emotionstiefe Entschleunigung kennt man sonst nur von Susanna Wallumrod, aber Ane schenkt auch der verwegenst scheinenden Liedauswahl ihr ganz eigenes schwedisches Singer-Songwriter-Sentiment und gibt selbst unberührbaren Songs wie I Want To Know What Love Is (Foreigner) oder Hero (Mariah Carey) ihre Seele zurück und schenkt ihnen so neues, bleibendes Leben. Mit nur wenigen, wohlgesetzten instrumentalen Mitteln, Cohen'sche Tristesse verbreitende Gitarrenakkorde, gesetztes Klavier, sakrale Orgel, allerlei analog-bunte Keyboard- und Synth-Tupfer, zurückhaltendes Streichwerk (dargereicht von guten Bekannten wie Linnea Olsson und Martin Hederos) trägt die Meisterin der schönen Schmerzen die zuvor bis auf ihren Kern entkleideten Weisen auf eine höhere Emotionsebene, nimmt ihnen jegliche Hast und schenkt ihnen eine Stimme, die zwischen schneidender Klarheit und brüchiger Verwundbarkeit zutiefst unter die Haut geht. Nicht bei jedem der derart herzergreifend unaufgeregt gereichten Stücke ist die Verwandlung so extrem wie bei den zwei erstgenannten, Maria McKee's titelgebendes Show Me Heaven wird recht originalgetreu in samtweiche Szene gesetzt (und wie sämtliche anderen Weisen ohne auch nur die Spur von Schlagwerk gereicht), Klassiker wie Always On My Mind oder Unchained Melody haben ein Neuentdecken mehr als verdient, und Big Yellow Taxi ist wohl aufgehoben als vielstimmiger Gospel-A capella-Alleingang. Zu meinen derzeitigen Favoriten zählen Brun's beseelte Bearbeitungen von Into My Arms (Nick Cave) und Girl From The North Country (Dylan), aber auch Stay (Shaekspeare's Sister), By Your Side (Sade), How To Disappear Completely (Radiohead), No Reason To Cry (Tom Petty) oder Right In Time (Lucinda Williams) geben sich hier völlig neu zu erkennen. 13-fache Cover-Kunst der ganz eigenen Art und Klasse, entdeckungsreiche Reise einer Song-Seelen-Retterin. (cpa)


Jim Byrnes - Long Hot Summer Days
CD - EUR 14,95

17er. Gewohnt klasse. Diesmal betont er seine "schwarze Seite" fast ausschließlich. Und wie immer: Allerfeinste Saitenarbeit vom großartigen Steve Dawson (der auch produzierte), an E-Gitarre (fast immer dabei, teilweise deutlich tiefgelegt, mit immens attraktivem Effekt), akustischer, Weissenborn, National Steel, Pedal Steel oder Slide. Er bewegt sich zwischen R'n'B (ob old-fashioned/entspannt schaukelnd, zeitlos und ziemlich soulig, mit Songwriter-Tendenz und Groove-basiert, handfest-erdig-süffig), Blues (saftig und down-to-earth, von erstaunlicher Eleganz/Feinfühligkeit und dennoch bodenständig, (very) Slow Blues mit Tiefe und Klasse inkl. grandioser Harmonica - die ein paar Mal auftaucht -, als abgespeckter dennoch exquisit instrumentierter akust. 1A-Folk Blues, oder Modern Blues mit Drive und alten Wurzeln), daneben auch mal relaxt-beschwingtem Country-Soul oder traditionsbewußtem Soul im Muscle Shoals-style, zum Schluß allumfassend rootsig und sehr schön leichtfüßig und feinfühlig. Fast immer Orgel, zur Hälfte 3 fein arrangierte Bläser (inkl. Baritonsax) begleiten, und das tolle Sahnehäubchen ist die 3-köpfige Gesangsgruppe The Sojourners, herrliche Backing-, Harmony- und Co-Lead-Vocals - dabei sind seine eigenen schon ausgezeichnet! Wie die Songs: Klassiker wie The Shape I'm In, 99 And A Half, Out Of Left Field, Stücke von u.a. Jesse Wichchester, Willie Dixon, Elmore James, Leonard Cohen (!), nebst ein paar eigenen. (dvd)


Eisley - I'm Only Dreaming
LP (+DLC)/CD - EUR 24,95/15,95

Dem unerhört romantischen Pop-Rock-Schaffen der DuPree-Geschwister folge ich schon seit Jahren treu, und dies mit ungebrochenem Genuss, leider aber scheine ich dieses wehmütige Wohlgefühl beim ergötzlichen Eisley-Lauschen hierzulande nur mit so wenigen Auserwählten zu teilen, dass der hiesige Vertrieb die Alben eigens für uns (und Euch) beschaffen muss, weil die deutsche Diaspora immer noch erschreckend unreif ist, wenn es um Rock mit Wohlgefühl geht. Seit fünf Alben verlockt und verführt Familien-Vormund Sherri DuPree mit ihrem einzigartig sternstrahlend klaren und herzwärmend betörenden, mädchenhaft reinen Gesang, dargereicht in einem beglückend betörenden Melodienschatz, der trotz unverkennbarer Frische bereits beim Ersthören zum Mitsummen geradezu zwingt. Um sie herum weben ihre Geschwister Garron, Weston und Christie und weitere Geistesverwandte ein perfekt passendes Pop-Rock-Gewand, geprägt und getragen von mitunter recht rohen, reizvoll kontrapunktierenden E-Gitarren, klar-pointiertem, gern auch dezent treibendem Schlagwerk und zurückhaltenden Keyboard-Klangschönheiten, deren leis-elektronisches Wirken nur weiter zur seligen Sanftmut beiträgt. Und während packendes Schlagzeug und schneidende Saiten zum mitreißenden Mid Tempo-Tanz laden, überspringt Sherri's Engels-Stimme leichtfüßig, fast lässig die Intervalle, gleichzeitig ihren magischen Melodielinien einen ergreifend natürlichen Fluß verleihend. Die definitiv zu Grunde liegenden Country Rock-Wurzeln werden mit Wogen aus Romantik und gefühlvollem Pop übergossen, um so irgendwo in der Mitte zwischen Coldplay's großartigen Anfängen und Fleetwood Mac's Rumours den beherzten Blick auf ein traumwandlerisch tänzelndes, elegant engelsgleiches, sinnumschmeichelndes Stück vom vollharmonischen Pop-Rock-Paradies freizugeben. Ein rauschhaft romantischer Song-Schatz. (cpa)

Weiterhin bestellbar:
Eisley - Currents - CD - 15,95
Eisley - The Valley - CD - 14,95


Family 5 - Wir bleiben: Alle Studio-Aufnahmen 1981-1991
5-CD - EUR 63,95

Zu Weihnachten würde ich mir genau dieses Boxset wünschen: hier versammelt sich das Gesamtwerk der ersten Dekade, vervollständigt mit allerlei Raritäten und dazu blitzsauber geremastert. Insgesamt 72 Songs auf fünf CDs: die ersten drei Alben ("Resistance" 1985, "Die neueste Terroridee des verrückten Oberst" 1987 und "Das Blaue vom Himmel" 1990), dazu zwei weitere CDs mit sämtlichen Mini-LPs, EPs, Maxis, Singles, B-Seiten, Sampler-Beiträgen, Demo-Versionen und Alternativfassungen. Wow. Seit 2016 sind Peter Hein und Xa„ Seffcheque ja tatsächlich wieder mit neuem Material am Start, aber die Klassiker sind natürlich unsterblich - und klingen tatsächlich knackfrisch und völlig zeitlos. Die Musik wird ja gemeinhin als Soul-Punk beschrieben, wobei die tragende Säule des Family*5-Sounds für meinen Geschmack ja der Funk ist. Soul steckt aber auch reichlich drin, maßgeblicher Einfluss sind offensichtlich Dexy's Midnight Runners gewesen. Und sie hatten einfach grandiose Songs: eingängig, tanzbar, clever und oft auch lustig. Mit Funk-Gitarre, Orgel, Bläsern und der frischen Stimme von Peter Hein (ansonsten ja Fehlfarben). Hits wie der frühe Funk-Hammer "Bring deinen Körper auf die Party" (plus Dub-Version) treffen auf Lieblingssongs ("Katja", "Überstunden", Stein des Anstoßes"), die coolen Coverversionen kommen auch gut: u.a. Gloria" (Van Morrisson), "Another Girl, Another Planet" (Only Ones), "Hey Bulldog" (Beatles), "Teenage Head" (Flamin' Groovies), "Born To Lose" (Johnny Thunders) und "The Letter" (Boxtops) - aber auch "Lachleute & Nettmenschen" von SYPH. Das Boxset kommt zusätzlich mit geistreichen Texten von u.a. Ulrich Gutmair, Roberto Cappelluti, Mark Reeder und Farin Urlaub im 32seitigen Booklet mit reichlich unveröffentlichten Fotos. Eine der wichtigsten deutschen Bands aller Zeiten, da hat die Spex schon recht. (Joe Whirlypop)


Nick Garrie - The Moon And The Village
LP (+CD)/CD - EUR 19,95/15,95

Der britische Singer/Songwriter mit der phlegmatischen Karriereentwicklung legt tatsächlich mal wieder ein neues Album vor: Nach seinem kultisch verehrten 1969er Debüt " The Nightmare of JB Stanislas" gab es erst 2006 und 2009 weitere Alben - der Mann hatte zwischenzeitlich anderes als Musik im Sinn. Und das hört man ihm durchaus auch auf diesen elf neuen Songs an, die ausgesprochen entspannt und reif klingen, keinesfalls aber routiniert oder gar altbacken. Des Öfteren stelle ich mir einen gereiften Nick Drake vor, der heute in fortgeschrittenem Alter durchaus auch so klingen könnte. Auch Kevin Ayers könnte als ergrauter Folkie heute vielleicht ganz ähnliche Musik machen. Der 68-jährige Garrie singt mit weicher Stimme (einmal auch auf Französisch) seine meistens recht schlicht konstruierten, zumeist bittersüßen Songs, die überwiegend im Folk verwurzelt sind, tendenziell aber keinem bestimmten Genre zuzuordnen sind. Auch von der barock-psychedelischen Atmosphäre seines raren Debüts sind nur Spurenelemente geblieben. Als versierter Storyteller braucht er meistens nur ganz schlanke Arrangements, seine unprätentiöse Gitarre erhält lediglich sparsame Ornamente von Streichern, Harfe, Hammondorgel, Akkordeon oder auch mal Posaune. Das kann auch mal etwas beschwingter geraten, mal mit Handclaps, mal mit marschierendem Snaredrum-Groove (sonst ganz ohne Schlagzeug) - überwiegend dominiert hier aber ein zurückgelehnter, wissender und gerne leicht melancholischer Vibe. Bedauerlich, dass Garrie in seiner Karriere so produktionsfaul war - man hat dadurch wohl einiges verpasst. (Joe Whirlypop)


Heimatt - The Greatest Story
LP/CD - EUR 17,95/14,95

Prall-perfekte Pop-Phantasie-Reise der Skandinavier um Kopf & Kern, Herz & Hirn Magnus Grillstad, der sich mit dieser opulenten Wohlklang-Orgie weit in die Klangwelt seiner oder auch unserer Jugend zurückbegibt. Hier kann er nach ganz nach Geschmack und Gefallen aus dem Vollen schöpfen, in wohlgesetzten, glatt-gleißenden, auch unterschwellig rhythmisierenden Gitarrenakkorden, satten Synthesizer-Farbtupfern, vielfarbigen Keyboard--Flächen, -Teppichen, -Spot- und -Glanzlichtern, solitären Streicher-Einheiten und wohlgesetzten Bläsersätzen schwelgen, während sein prägende, leicht nasale, Molko-ähnlich sägende und Stipe-gleich schneidend-schmeichelnde Stimme, auch gern in zwei- und mehrfachen Harmonielagen übereinandergelegt, in natürlich-belebten Melodien von unverschämter Ohrgängigkeit badet, tanzt und frohlockt. In einem von dynamischem und vollharmonischem Wellengang geprägten Wechselbad der Wohlgefühle ist Opulenz oberstes Gesetz, und reich gedeckte Instrumental-Tafeln im 80er Stil bestimmen die vollmundige Menükarte, wobei sich der unwiderstehlichen Eingängigkeit der Melodien ein ausufernd euphorisches, von Tasten- wie Saitenwerk gleichermaßen getragenes, dezent nostalgisches, gleißend glattes, dennoch flirrend unabhängiges Pop-Pastiche eröffnet, das dem 80's Wave ebensoviel schuldet wie den Neuen Brit-Romantikern von Spandau Ballet bis Icehouse oder hehren College Rock-Hymnen spröder R.E.M.-Romantik. Bei allem Schweben und Schwelgen in vor allem britischer Wohlklang-Vergangenheit aber bewahrt sich Grillstad seine skandinavische Singer-Songwriterseele und auch ein Hier-und-Jetzt-Vergleich findet sich Heimatt's Hang zur überbordenden, blaudzunesken Klang-Phantasie- und Stil-Fülle. Mitreißend-entspannende, geschmackvoll rückwärts gerichtete Prall-Progressive-Pop-Palette von euphorischer Erhabenheit. (cpa)


Joe Henry - Thrum
2-LP/CD - EUR 24,95/14,95

Seit seinen Alben #3 und #4 - Short Man's Room und Kindness Of The World, beide mit Teilen der Jayhawks aufgenommen und für mich Songwriter/Americana Inselplatten, bin ich Fan von Joe Henry. Seit der Produktion von Solomon Burke's Comeback ist er mein Held. Nun sind seine Alben mit der Zeit immer düsterer geworden und auch Thrum macht da keine Melancholia-Ausnahme. Wie gewohnt kurz in nur vier Tagen live auf tape aufgenommen und in Hollywoods legendären United Studios von Ryan Freeland (Bonnie Raitt, The Milk Carton Kids, Ray LaMontagne) gemixt, wirken auf den 11 ergreifenden Originalen langjährige Wegbegleiter wie Jay Bellerose (Schlagzeug), Levon Henry (Saxophone und alle Holzblasinstrumente), David Piltch (Kontra- und elektrischer Bass), John Smith (Gitarre; Backing Vocals), Patrick Warren (Klavier, Tasteninstrumente) ebenso wie ein Streicherquartett und Asa Brosius (an der Pedal-Steel-Gitarre) mit. Quasi jeder Song wird mit Fingerpicking auf der Akustikgitarre eröffnet, was schon mal einen gewissen Nick Drake-Vibe auslöst. Stück für Stück gesellen sich andere Instrumente hinzu, unaufdringlich Nuancen beisteuernd und doch hin und wieder mit überraschenden Ideen aufwartend. Die Soli kommen meißtens von den Streichern oder einer Oboe (...), gegen den Strich gebürstet und sehr frei. Dazu murmelt Joe Henry seine wortreichen Lyrics, ohne das jetzt ein Song irgendwie heraussticht. Aber Thrum ist ein Album, dass, wenn man sich drauf einlässt, den Hörer in seinen Bann zieht und zum Hinhören zwingt. Tut man das, wird man vom erstklassigen Sound eingewickelt und erlebt eine richtig tolle, intime Platte. (rh)


Sharon Jones & The Dap-Kings - Soul Of A Woman
LP (+MP3)/CD/ltd. 3-CD - EUR 16,95/15,95/27,95

Das Vermächtnis der leider letztes Jahr verstorbenen und wahrscheinlich besten zeitgenössischen Soul-Sängerin. "A true testament to the life and career of Daptone's fearless leader and one of the world's greatest performers", meint das Label. Das darf man tatsächlich so sehen, Sharon Jones singt hier noch einmal zehn neue Songs auf anbetungswürdige, seelenvolle und bewegende Weise. Dazu hat sie von den famosen Dap-Kings einen hinreißenden Bandsound gezaubert bekommen, extrem abwechslungsreich, souverän vintage, transparent und druckvoll zugleich. Wie immer analog aufgenommen im Daptone House of Soul in Bushwick, Brooklyn. Nirgendwo klingt der Soul besser. Neben der natürlich beeindruckenden Stimme, der man keinerlei gesundheitliche Schwächen anhören kann, wird man beim Hören also beständig auf grandiose Produktionsdetails gelenkt: diese schlanken Gitarrenlinien, pointierten Bläser, kleinen Orchestrierungen und gospeligen Background-Vocals, wow! Und die Songs geraten besonders abwechslungsreich: Deep Soul, Funk, bluesige Balladen, exotisches Rumba-Feeling, satte Floorfiller mit rasantem Uptempo-Soul. Besser kann das letzte Album einer verehrungswürdigen Künstlerin nicht geraten. "Soul Of A Woman" klingt keinesfalls nach Outtakes oder Resteverwertung sondern ist ein würdiger Karriereabschluss von Miss Sharon Jones in absoluter Bestform. (Joe Whirlypop)


Bernd Jonkmanns - Record Stores
Buch - EUR 59,-

Ein Manifest der Verehrung des guten alten Plattenladens, ein buchgewordenes Niederknien vor dem ganz eigenen Reiz, der unvergleichlichen Atmosphäre dieser sich nur scheinbar im Schwinden befindenden Altäre des physischen Tonträgers, dokumentiert von Photograph und Autor Bernd Jonkmanns, der in der sechsjährigen Entstehungsphase dieses mächtigen Werks fünf Kontinente bereiste, um weltweit dem Record Store-Phänomen nachzuspüren und dabei in 33 Städten wie New York, Cambridge, Minneapolis, Amsterdam, Berlin, Brighton, Hamburg, Oslo, Paris, Stockholm, Tokyo, Sydney oder Hobart (Tansania) auf besonders pittoreske Vertreter dieser Oasen des greifbaren Klangs traf. Auf 384 Seiten findet der Betrachter mehr als 500 Bildbeweise für diese einzigartige Kultur und wird nebenbei Zeuge der leise spürbaren Wiederbelebung der häufig totgesagten Tradition des Tonträger-Tempels. Bildlastige Weltreise durch 200 Record Stores, leidenschaftliche Liebeserklärung an die Faszination der physischen Platte, ihrer Laden-Hüter, Liebhaber, Kunden und Käufer, und der großartigen, mitunter versteckten Gelegenheiten, überall auf dem Globus plötzlich auf Gleichgesinnte zu treffen. Großformatig (28x28cm), dick (3 cm) und deftig (ca. 2,5 kg) dargereicht, ein augenfälliger Plattenregal-Schmuck, aber allein zum Hinstellen schlicht zu schade. (cpa)


King Crimson - Sailor's Tales (1970-1972)
Box-Set - EUR 159,95

Das sprengt jede Formatangaben-Zeile: Mithilfe von 21 CDs, 2 DVD-Audio und 4 BluRay-Audio wird die frühe KC-Phase von 1970 bis 1972 ausführlichst aufgearbeitet und dabei nicht mit Raritäten gegeizt. Die pralle Kiste bietet unter anderem die vier Alben In The Wake Of Poseidon, Lizard, Islands und Earthbound in CD- und BluRay-Audio-Form, zahlreiche Live-Mitschnitte (Zoom Club/CD 4-7, Marquee/CD 8+9, Wilmington/CD 10, New York/CD11+12, Detroit/CD 13, Pittsburgh/CD 14, Milwaukee/CD 15, Peoria/CD 16, Summit Studios/CD 17, 3 Bonus-CDs mit Auditions, Rehearsals und 2 nicht näher bezifferten Shows und im DVD-Audio-Bereich Earthboudn Extended und King Crimson Live 1972. Bei 27 Tonträgern erscheint auch der Endverbraucherpreis plötzlich gar nicht mehr so arg hoch ...


Van Morrison - Versatile
2-LP/CD - EUR 23,95/14,95

Noch hat man sich gar nicht an der jüngsten Blues-Exkursion des genialen Grantlers satt gehört, da überrascht die unverkennbar seelenvolle Stimme mit einer weiteren Tauchfahrt in die Archive. Diesmal gilt das Interesse des gereiften Interpreten den Jazz- und Swing-Standards des 20. Jahrhunderts, und war ich schon bei seinen (Rhythm'n') Blues-Bearbeitungen von Roll With The Punches mehr als beeindruckt, so begeistern mich seine Lesarten von Standards wie A Foggy Day, Let's Get Lost, Bye Bye Blackbird, Take It Easy Baby, Makin' Whoopee oder Unchained Melody nachhaltig. Und es gelingt dem unbestrittenen Meister sogar, einen Genre-fernen Laien wie mich in den Jazz- & Swing-Bann zu ziehen. (cpa)


Our Own Voices 6: 50 Jahre Trikont - Various Artists
3-CD - EUR 9,95

Zum Goldenen Jubiläum macht eines der ältesten deutschen Independent-Labels sich und uns ein reichhaltiges Geschenk, indem es die sechste Label-Compilation gleich als Dreifach-CD darreicht. 52 Tracks aus knapp 500 Trikont-Veröffentlichungen, incl. Songs & Stücken von Ringsgwandl, Rocko Schamoni, Hand Williams, Funny Van Dannen, Hans Söllner, Kofelgschroa, Bernadette La Hengst, Fraunhofer Saitenmusik, Erika Stucky, Eric Pfeil, Klezmer Conservatory Band, Coco Schumann, Staple Singers, Attwenger, Das Linksradikale Blasorchester, M.A. Numminem und Michael Hurley.


Paradise - Yellow
12" - EUR 11,95

Leider nur vier Songs von dieser echten Supergroup: Paradise bestehen aus Sivert H¢yem (Madrugada), Rob Ellis (PJ Harvey) Simone Butler (Primal Scream) und Rob McVey (Marianne Faithfull Band) - und klingen auch genauso. Natürlich geprägt durch die mächtige Stimme von H¢yem, dem mal wieder eine satte Rockband im Rücken richtig gut tut. Im Vergleich zum für meinen Geschmack arg melodramatischen Solowerk wird hier richtig hart gerockt, uptempo und mit fetter Stromgitarre. Man habe sich "zufällig" in Oslo getroffen, zunächst die drei Herren, später dann um Bassistin Butler erweitert, die auch ein bisschen Background-Vocals abliefert. Dreimal songorientiert, einmal noisig-klangforscherisch, aber wiederum durch H¢yem majestätische Stimme veredelt. Keine Ahnung, ob da noch mehr zu erwarten ist - Madrugada-Fans würden sich garantiert danach verzehren, spätestens wenn sie das abschließende "Crying" hören: Madrugada reloaded. (Joe Whirlypop)


Iggy Pop - Many Faces Of Iggy Pop
3-CD - EUR 12,95

Außerordentliche Ausnahme in der auch sonst recht attraktiven Many Faces Of-Reihe: Erstmals beteiligte sich der Künstler selbst tatkräftig an der Zusammenstellung der 3-Gesichter-Sammlung und steuerte sogar unveröffentlichtes Material aus den eigenen Archiven bei. Und so bietet das deftige Dreierpack neben The Hits & More (CD 1, incl. u.a. China Girl, Love Transfusion, Cold Metal, Repo Man, Real Wild Child, Lust For Life, Passenger, Play It Safe, Fire Girl) und Acoustic, Live & Covers (CD 2, 14 Tracks, u.a. Purple Haze, Brick By Brick, You Really Got Me, Louie Louie, Sister Midnight, Funtime, Search & Destroy (die letzten drei jeweils mit David Bowie) auch noch ein CD (No. 3) mit zum Teil bislang unveröffentlichtem Stooges-Live-Material, darunter 10 Tracks von der Reunion-Tour, die hier ihre offizielle CD-Premiere erleben.


Whitney Rose - Rule 62
LP/CD - EUR 23,95/14,95

Es beginnt wie nicht so ganz frischer Mainstream-Country, Countrypolitan, Contemporary Country, die Sache entwickelt sich dann aber durchaus anders als erwartet. Die 31-jährige Kanadierin (mittlerweile in Austin lebend) macht aus ihrem dritten Sudioalbum nämlich eine erstaunlich stiloffene Wundertüte mit konventionellem Country-Sound als Basis. Deutlich altmodischer als beispielsweise Nikki Lane, überwiegend konservativ mit Steelguitars, Honkytonk-Piano, Fiddle und Twanggitarre instrumentiert und von der charmanten Whitney mit einer Stimme zwischen Roseanne Cash, Tammy Wynette, der jungen Wanda Jackson, Loretta Lynn und Dolly Parton gesungen. Doch schon beim zweiten Song werden biedere Nashville-Konventionen mit knackig akzentuiertem Sax und einer flüssigen Hammond-Orgel überwunden, was dann mit dem stampfenden Polka-Beat so eine Art Hillbilly-Soul ergibt, fast funky und extrem tanzbar. Der soulige Vibe zieht sich fast durch das gesamte Album, das dennoch vordergründig immer nach Nashville klingt. Mal laidback und beschwingt wie Roy Orbison und Holly Golightly, teils auch richtig knackig - "Can't Stop Shakin'" ist fast schon ein Floorfiller mit Toy Joe White-artiger Gitarre und forcierten Bläsern inkl. Sax-Solo. Aber dann auch immer wieder richtig konservativ, wobei mir vor allem das deutlich an Glen Campbell erinnernde "Trucker's Funeral" gefällt, das so auch auf jedes frühe Dolly Parton-Album gepasst hätte. Produziert hat Raul Malo (The Mavericks) zusammen mit Niko Bolas (Neil Young, Warren Zevon), unter den Musikern finden sich Größen wie Chris Scruggs, Jen Gunderman (Jayhawks), Paul Deakin (Mavericks), Aaron Till (Alseep At The Wheel), Jay Weaver (Dolly Parton). (Joe Whirlypop)


Kate Rusby - Angels & Men
LP/CD - EUR 24,95/14,95

Bereits zum vierten Mal lädt uns die Folk-Fee aus Yorkshire in ihre ganz eigene Winter-Wunderwelt ein, und nicht nur ihrer einzigartigen engelsgleichen Stimme ist es zu verdanken, dass auch dieser Ausflug ein ebenso ansprechender wie abwechslungsreicher wird. Damien O'Kane, der hier erstmals ein Rusby-Werk produziert, schenkt der filigran-feinen Folk-Kunst eine zusätzliche, verträumt-versponnene Ebene, die dem gewohnten rein akustischen Zauberwerk einen zarten Schimmer elektronischer Schwebstoffe einhaucht. Dieser aber legt sich derart dezent unter die von Gitarre, Kontrabass, Akkordeon, Banjo, Mandoline und mehrfach strahlenden Blas-Quintett-Einsätzen dargereichte Klang-Delikatesse, dass es die festliche Freude durchweg bereichert. Und wieder ist es auch die betörende Songauswahl aus Traditionals, Standards und Kate-Eigenheiten (mit dabei: Hark Hark, Let It Snow, The Ivy & The Holly, Deck The Halls, Santa Never Brings Me A Banjo), die diese vierte Winterreise in ein Hörerlebnis für alle Jahreszeiten verwandelt, ins Ohr gehaucht von einer der sanftesten Stimmen der weiten, weiten Folk-Welt. Und zur finalen Feier des Tages darf Big Brave Bill sogar das Weihnachtsfest retten. (cpa)


Steiner & Madlaina - Speak
CD - EUR 6,95

Dieses kunstvolle Kleinod macht uns gleich mehrfach glücklich - nicht nur, dass dieses Sechs-Song-Wunderwerk genau die richtige Dosis Wehmut und Wohlklang für einen perfekten Tagesbeginn bietet, nicht allein, dass hier zwei perfekt harmonierende Stimmen fast eine halbe Stunde lang gehoben-dramatisches Gefühlskino darbieten (es gab Zeiten, da füllte man mit solcherlei Schönheit ein ganzes Album!), ganz zu schweigen von dem nahezu unwürdigen EP-Preis, der diese Perle der Avant-Pop-Kunst zu einem wahren Geschenk werden lässt - nein, mit dieser auf allen Ebenen betörenden, ebenso vielschichtigen wie vielversprechenden Sechs-Kostbarkeiten-Sammlung feiern die Geistesschwestern Nora Steiner und Madlaina Pollina ihren Einstand im Glitterhaus, werden sie doch ihr erstes Vollwerk 2018 auf dem derart geehrten Glitterhouse-Label veröffentlichen. Mit der vielinstrumentalen Unterstützung von Alex Sprave (Schlagwerk, Bass, Gitarre, Produktion) und Max Kämmerling (Steel Guitar, Mandoline, Perkussion) bereichern die beiden sensiblen Sängerinnen ihren perkussiven Piano-Pop um vielfarbige Stilelemente, durchschneiden die Breitwand-Balladen-Idylle mit sägendem Hazlewood-Twang und steigern sich mitunter klangvollmundig bis in mitreißende God Speed You-Rauschwogen. Selbstverständlich wäre es einfach, bei der gegebenen Konstellation mit nicht völlig verfehlten Boy- oder Joco-Vergleichen zu klotzen - aber Speak spricht schon nach wenigen Musikmomenten ganz allein für sich. Das berückend begabte Paar hat bereits jetzt seine OBS-Teilnahme zugesichert - schon jetzt ein großer Grund zur Freude. (cpa)


Sumie - Lost In Light
LP (+MP3)/CD - EUR 21,95/15,95

Ultrasanftwerk auf Bella Union: die Schwedin mit japanischen Roots macht leisen und zarten Singer/Songwroter-Folk, extrem schlank instrumentiert und gerade deshalb ganz betörend. Ihr Gesang hat etwas Salbungsvolles, mit gedehnten Vocals, ein bisschen wie Lana Del Rey in komplett unprätentiös. Begleitet wird sie von einer verträumten Twanggitarre (Albert af Ekenstam), einer einsamen Trompete, hauchzartem Cello oder einem schlichten Piano, teils auch von einer leisen Herrenstimme (Peter Broderick) - aber nie alles auf einmal. Auf diesem zweiten Album von Sandra Sumie Nagano (das Debüt entstand mit Nils Frahm) stört kein lauter Ton den sanft geschwungenen Fluss ihrer melancholisch-schönen Songs. Diese Musik ist zwar ausgesprochen introvertiert, kann aber dennoch fesseln, gerade der zurückgenommen Gesang entwickelt eine faszinierende Tiefe. Die Songs wirken reif und erhaben, Größen wie Leonard Cohen, aber auch Mazzy Star oder Stina Nordenstam kommen mir als Referenz in den Sinn. Ein ganz subtiler Trip. (Joe Whirlypop)


Anna Ternheim - All The Way To Rio
LP/CD - EUR 21,95/16,95

Vier Jahre benötigte dies 2017 Anna-Album zur dunklen Reife, und so ist diese ebenso gefühl- wie kunstvolle 8-Song-Sammlung weit eher ein nachtdüsterer Night Visitor-Nachfolger als eine klare Konsequenz aus For the Young. Überschattet und durchwirkt von nicht nur positiven persönlichen Erfahrungen setzte die feinstimmige und -sinnige Skandinavierin ihre melancholischen Visionen mit ausgesuchten alternativen Klang-Kreativen ihrer Heimat in die Moll-Ton-Tat um, dabei die Songs durch stetes Ablegen und Wiederhervorholen nach und nach immer weiter der finalen Vervollkommnung entgegentragend. Ihrer Geduld und ihrer vielschichtigen Phantasie, aber auch der stilreichen Zuarbeit ihrer begabten Beiwerker ist es zu verdanken, dass die düstere Song-Sammlung in allen Mitternachtsschattierungen zu leuchten weiß, manch Genre-Grenze gestriffen, manch überraschene Stil-Schranke weit geöffnet wird, und unter dem sanften Regime dieser unwiderstehlich bezaubernden, sanft-schmeichelnden Stimme traumgleiche Klanglandschaften erkundet werden, die vom ersten Moment an verführen, um auf Dauer zu fesseln. Der oft naturbelassen agierenden E-Gitarre wird eine Vielzahl zum Teil herrlich ausgekosteter tastengetragener Ton-Gemälde entgegengestellt, samtener Singer-Songwriter-Folk, Walkabouts-Wohlklang-Wellen, dezent-dramatische Wave-Verweise, R.E.M.-Hymnenseligkeit, Byrds-Gitarren-Gleißen, Piano-Balladen-Tragik und ebenso überraschende wie mitreißend rohe Rock-Attacken werden eins, mit Sakral-Orgel- und Analog-Synthesizer-Schwaden um Kraut- und Prog-Parallelen erweitert und zu einer zart-zaubrischen Singer-Songwriter-Welt geeint, die trotz spürbaren Seelenverwandtschaften von Maria Solheim und Carla Torgerson bis hin zu Procol Harum, Pink Floyd, The Cure und den dezenteren Klanggebilden der kanadischen Constellation-Schule einzigartig ist. Eine düster-süße Traum-Reise voller Liebe, Leidenschaft und Leben (cpa).


Wilco - Being There (Deluxe-Set)
4-LP/5-CD - EUR 67,95/28,95

Mächtige und vor allem in der CD-Fassung materialreiche Aufarbeitung eines Markstein-Albums, mit dem die Mannen um Jeff Tweedy nachhaltig halfen, den No Depression-Begriff zu buchstabieren. Die 19 Songs des 1996er Doppel-Albums wurden für dieses Rhino-Reissue nicht nur klanglich aufgemöbelt, es wurden ihnen in der CD-Ausgabe gleich 39 Bonustracks an die Seite gestellt, darunter 15 Raritäten aus der Outtakes-, Alternativen- & Demos-Kiste, ein komplettes Konzert aus dem Troubadour vom 12. November des Albumentstehungsjahres und 4 Live-Songs aus dem Senderaum des KCRW-Radios (aufgenommen am 13. November 1996). Dem Vierfach-Vinyl fehlt nur der Troubadour-Auftritt, Originalalbum, Raritäten und KCRW-Aufnahmen finden sich auch hier.


Wilco - A.M. (Special Edition)
2-LP/CD - EUR 28,95/16,95

Remasterte & erweiterte 2017er Rhino-Wiederveröffentlichung der 1995er Tweedy-Fortführung des Tupelo-Pfades. Das Wilco-Debüt wurde für diese klanglich veredelte Wiedergeburt um acht bislang unveröffentlichte Bonustitel verlängert, darunter auch das letzte Studio-Lebenszeichen von Uncle Tupelo und zwei Golden Smog-Tracks.


Yes - Topographic Drama: Live Across America
3-LP/2-CD - EUR 59,95/18,95

Natürlich ist das immer weitgehend dasselbe, was das Artrock-Schlachtschiff Yes seit bald fünfzig Jahren bietet, man erkennt aber das Bemühen, auch die etwas abseitigen Pfade des gewaltigen Backkatalogs für Liveauftritte zu recyceln. So auch auf der 2017er US-Tour, wo man sich dem seinerzeit eher umstrittenen "Drama" von 1980 gleich in epischer Gesamtheit widmete. Damals waren mit Jon Anderson und Rick Wakeman gerade zwei zentrale Akteure ausgestiegen und durch die scheinbar unpassenden Ex-Buggles Trevor Horn und Geoff Downes ersetzt worden. Kurz nach "Drama" lösten sich Yes dann auch erstmals komplett auf. Downes gehört jetzt wieder zur aktuellen Besetzung, wie auch die Veteranen Steve Howe und Alan White. Die einzigartige Stimme von Anderson wurde ja bereits 2012 durch Jon Davison ersetzt, dem man tatsächlich zugestehen darf, seine Sache als Anderson-Double hervorragend zu machen, auch wenn er dessen einzigartige Grandezza bei "Heart Of The Sunrise" nicht erreicht. Die "Drama"-Songs erweisen sich als durchaus klassisches Yes-Material, wie natürlich auch die beiden 20+-Minüter vom 1973er "Tales From Topographic Oceans", dem vielleicht avanciertesten und wohl auch sprödesten Werk im Yes-Oeuvre. Eher was für Yes-Experten, würde ich sagen. Natürlich wird auch an die Bedürfnisse des Durchschnittsfans gedacht: die großen Klassiker "And You And I", "Roundabout" und "Starship Trooper" runden das gut zweistündige Livealbum gekonnt ab. Kommt selbstredend im klassischen Roger Dean-Cover-Artwork. (Joe Whirlypop)


Neil Young & Promise Of The Real - The Visitor
CD - EUR 16,95

17er. Meine Güte, was ist der produktiv z.Zt. - und hier enorm, geradezu verblüffend vielfältig. Massive Kontraste zwischen den Songs, und manchmal auch innerhalb. Schwerer Fuzz Rock steht gegen süße Refrains wie in den 70ern samt ungewöhnlichem Piano. Folk Touch mit Poesie, sanft und einfühlsam gesungen, relaxt gespielt. Reiner Blues wie swampy Blues Rock - oder kantiger Rock mit Blues Rock-Spuren (und einem fast brutalem kurzem Guitar-Solo versus Chor mit Pop-Anleihen). Entspannt tuckernder Country Folk. Vollmundig bis schwelgend (mit Bläsern/Streichern) im Pop-Rock-Wechsel. Federnd-leichtfüßiger Latin- bzw. Mexico-Touch mit melodiös singenden Gitarren (näher an Carlos Santana als an Neil). Heavy-zerfurchter roher Rock mit Vocals irgendwo zwischen Rap und Talking Blues. Friedlicher teilakust. völlig in sich ruhender Folk-Rock/Pop. Eine Konstante: Die Refrains, entweder mehrstimmig mit oder kleine Chöre ohne ihn. Zuweilen etwas polternd. Und die 2 richtig langen Stücke (8/10 Min.) haben so gar nichts von den gewohnten epischen bis elegischen Langwerken. Textlich erforscht er mit Vorliebe die USA nach dem 1. Trump-Jahr, aber nicht per Holzhammer wie schon mal bei Bush, sondern eher feinsinnig/variabel in der Methodik. (dvd)


Demnächst in diesem Theater...

08.12.
Thom Yorke - Tomorrow's Modern Boxes

19.01.
First Aid Kit - Ruins
Mudhoney - LiE (Live In Europe)
Glen Hansard - Between Two Shores

26.01.
Calexico - The Thread That Keeps Us
Markus Rill - Getting Into Trouble: 20 Years Of Gunslinging
Nils Frahm - All Melody

16.02.
Birth Of Joy - Hyper Focus


LIVE!!! LIVE!!! LIVE!!!

Derzeit und baldigst sind viele Glitterhouse-Künstler in Europa unterwegs. Ein Konzert empfehlenswerter als das andere. Also bitte: Vollversammlung.

CHANTAL ACDA
chantalacda.com
08.12.2017 CC Maasmechelen, Maasmechelen
13.01.2018 CC De Werft, Geel
17.01.2018 IT - Livorno - Ex Cinema Aurora
18.01.2018 IT - Terni - Mishima
19.01.2018 IT - Colle Val D ' Elsa - Bottega Roots
20.01.2018 IT - Urbania - Il Nascondiglio
21.01.2018 IT - Avellino - Godot Art Bistrot
23.01.2018 Vooruit, Gent
28.01.2018 CC De Boogaard, St. Truiden
02.02.2018 CC Mechelen, Mechelen
17.02.2018 CC Nova, Wetteren
23.02.2018 CC Leper

BIRTH OF JOY
birthofjoy.com
"Hyper Focus" Tour 2018
10.04.2018 DE - Münster - Cafe Sputnik
11.04.2018 DE - Hamburg - Hafenklang
12.04.2018 DE - Bremen - Tower
13.04.2018 DE - Berlin - Musik & Frieden
14.04.2018 DE - Nürnberg - Club Stereo
15.04.2018 DE - Leipzig - Naumanns
18.04.2018 DE - München - Ampere
24.04.2018 DE - Stuttgart - Goldmarks
26.04.2018 DE - Wiesbaden - Schlachthof
28.04.2018 DE - Köln - Blue Shell

TERRY LEE HALE
terryleehale.com
30.11.17 Dillenburg, Erbse
01.12.17 Tübingen, Café Haag
02.12.17 Weimar, Beatcorner
03.12.17 private show

SCOTT MATTHEW
scottmatthewmusic.com
07.05.2018 NL - Amsterdam - Paradiso
08.05.2018 BE - Leuven - Stuk

MY BABY
01.12.2017 NL - Venlo - Grenswerk
02.12.2017 NL - Haarlem - Patronaar
16.12.2017 NL - Leeuwarden - Neushoorn Freeze Festival
20.12.2017 FR - Paris - Le Pop Up Du Label
23.12.2017 NL - Utrecht - Tivoli 2017 Celebration
19.01.2018 NL - Groningen - Eurosonic (Open Air)
20.01.2018 NL - Groningen - Eurosonic/Noorderslag (Oosterpoort, Main Hall)

HUGO RACE & MICHELANGELO RUSSO
01.12.2017 IT - Ravenna - CISM (Hugo Solo + Fatalists)

STEINER & MADLAINA
steinermadlaina
24.01.2018 DE - Jazzhaus - Freiburg


Alle guten Wünsche für ein rundum erfülltes Wochenende!

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Quelle:
Glitterhouse Records, Label & Mailorder
Grüner Weg 25, D-37688 Beverungen
Telefon: 05273/36 36 36, Fax: 05273/36 36 37
E-Mail: mailorder@glitterhouse.com
Internet: www.glitterhouse.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2017

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