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HINTERGRUND/127: Projekt "Jeki" - Nachhaltige Begeisterung für Musik (idw)


Westfaelische Wilhelms-Universität Münster - 21.08.2008

Nachhaltige Begeisterung für Musik


Der eine mag die Bratsche, eine andere hat sich für die Mandoline entschieden und der Dritte spielt am liebsten Gitarre: Grundschüler, die an der musikalischen Fördermaßnahme "Jedem Kind ein Instrument" ("JeKi") teilnehmen, entwickeln im Altersvergleich einen kompetenteren Umgang mit Musikinstrumenten. Das ist ein Ergebnis des Projektberichts, den Dr. Erich und Dr. Renate Beckers vom Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Universität Münster gerade vorgelegt haben. In dem im "Lit-Verlag" erschienenen Band "Faszination Musikinstrument - Musikmachen motiviert" ziehen sie eine positive Bilanz. "'JeKi' bietet ein großes Begeisterungs- und Motivationspotenzial", bewertet Erich Beckers die Fördermaßnahme. Die Kinder seien fasziniert von den Instrumenten. Bei den befragten Eltern erfreue sich das Projekt breiter Akzeptanz. Und die Musikschullehrer seien hoch motiviert und didaktisch gut gerüstet.

"JeKi" begann mit einer vererbten Stradivari-Geige. Durch eine Erbschaft fiel das wertvolle Stück der "Zukunftsstiftung Bildung" zu. Mit dem Versteigerungserlös initiierte die Stiftung 2003 in Kooperation mit der Musikschule Bochum das Projekt. In zehn Bochumer Grundschulen lernten Kinder in den ersten zwei Schuljahren mit Hilfe von Musikschullehrern in jeweils einer Schulstunde pro Woche Musikinstrumente ihrer Wahl kennen. Die "Musikschule in der Grundschule" entwickelte sich zum Bochumer Exportschlager: 2007 wurde die Fördermaßnahme auf das gesamte Ruhrgebiet und auf Hamburg ausgeweitet.

Für ihre Forschungen zu "JeKi" wählten die beiden Wissenschaftler einen besonderen Ansatz. "Uns ging es weniger darum, im Nachhinein die 'Netto-Effekte' der musikalischen Förderung zu messen, sondern wir wollten erfahren, welche Bedeutung das Projekt für alle Beteiligten hat", erklärt Erich Beckers. Ausgehend von zahlreichen Interviews, Gruppendiskussionen, Elternfragebögen, Kinderbefragungen und Unterrichtsbeobachtungen seien bereits während der Forschungsarbeit wichtige Ergebnisse in das Projekt zurückgeflossen und trugen dort zu Verbesserungen bei.

Durch "JeKi" sei es gelungen, Kinder nachhaltig für Musik zu begeistern, loben die Autoren des Projektberichts. Schüler könnten Instrumente nicht nur richtig benennen und klanglich unterscheiden, sondern bastelten auch selbst Instrumente. Dadurch lernten sie spielerisch, wie sie beschaffen sind und gespielt werden. Eltern berichteten den Wissenschaftlern zudem, dass ihre Kinder nun viel aufmerksamer Musik hörten. "Die Kinder können im Projekt ihre ersten ästhetischen Erfahrungen mit Musikinstrumenten machen", hat Renate Beckers beobachtet. Dies könne sich sehr vorteilhaft auf ihre Entwicklung auswirken.

Das sei besonders für Kinder wichtig, die sonst keinen Zugang zum Musizieren haben. Eine Stärke des Projekts sei, dass es sehr viele Grundschüler erreiche, so die Wissenschaftler. Allerdings sprächen einige Forschungsergebnisse auch dafür, dass mit "JeKi" eher Kinder gefördert werden, die ohnehin aktiver sind. "Eltern, die denken, dass ihre Kinder untalentiert sind, schicken sie leider nicht dorthin", kritisiert Erich Beckers. Hier müsse noch viel geschehen, um wirklich jedes Kind zu erreichen.

Dennoch: "'JeKi' ist eine sehr erfolgreiche musikpädagogische Fördermaßnahme, die sich durchweg positiv auf die Kinder auswirkt", resümiert Renate Beckers. Sie und ihr Mann empfehlen, das Angebot als Ergänzung zum normalen Musikunterricht an Grundschulen auszubauen und weiter zu entwickeln. Mit dem Projektbericht legen die Wissenschaftler gleichzeitig die Grundlage für weitere musikpädagogische Fördermaßnahmen. Eine solche startet etwa in Münster. In Kooperation mit der Westfälischen Schule für Musik werden im Projekt "Jedem Kind seine Stimme - singende Grundschulen in Münster" interessierte Grundschullehrer aller Fächer gesanglich fortgebildet und Kinderchöre an den Schulen etabliert. Täglich soll dann in allen Klassen gesungen werden. Auch dieses Projekt werden die beiden Musikpädagogen wissenschaftlich begleiten.

Weitere Informationen unter:
http://www.uni-muenster.de/Musikpaedagogik/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution72


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster, Juliette Ritz, 21.08.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. August 2008