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MILITÄR/8186: Sicherheitspolitik, Rüstung und Konflikte - 03.07.2019 (SB)


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Dutzende Gefangene durch Luftangriff auf Lager bei Tripolis getötet

In Libyen ist in Tadschura bei Tripolis ein Flüchtlingslager aus der Luft angegriffen worden. Dabei wurden mindestens 40 in einem Hangar gefangengehaltene Migranten getötet, weitere 80 wurden verwundet. Der Nachrichtensender Al-Jazeera berichtete von rund 150 Menschen aus dem Sudan, Eritrea und Somalia, die dort festgehalten wurden. Der Nachrichtenagentur AP zufolge waren in dem Lager 616 Migranten und Flüchtlinge untergebracht. Die in Tripolis ansässige Regierung machte für den Luftangriff die Truppen des abtrünnigen Generals Haftar verantwortlich, welche ihrerseits einen Beschuß des Lagers abstritten. Haftars Truppen waren im April gegen Tripolis vorgerückt, um die Regierung dort zu stürzen. Seitdem finden im Raum der früheren Hauptstadt heftige Kämpfe statt. In der Vorstadt von Tripolis unterhalten regierungstreue Milizen mehrere Militäreinrichtungen, die Ziel der Angriffe der Libyschen Nationalarmee (LNA) der Gegenregierung aus dem Osten des Landes sind.

Die Gefangenenlager in Libyen werden von Milizen betrieben. Die meisten der über 6000 Insassen wurden zuvor von der libyschen Küstenwache beim Versuch, nach Europa weiterzufliehen, aufgehalten. Die Küstenwache der Regierung in Tripolis wird von der Europäischen Union mitfinanziert und für das Aufgreifen von Bootsflüchtlingen ausgebildet.

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hatte vor dem Angriff auf das Lager in Tadschura vor einer Gefährdung der Insassen gewarnt. Jetzt fordert es die sofortige Einstellung der Rückführung von Migranten nach Libyen.

2011 war in Libyen das Regime von Muammar al-Gaddafi durch Frankreich und weitere NATO-Länder gewaltsam gestürzt worden. 2014 hatten sich zwei Regierungen etabliert, die sich gegenseitig bekämpfen. Haftar wird unter anderem von Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien unterstützt. Die international anerkannte Regierung in Tripolis, die nur einen kleineren Teil des Landes kontrolliert, erhält Unterstützung aus der Türkei und Katar.

3. Juli 2019


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