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MELDUNG/083: Jenaer Sternwarte feiert ihr 200. Jubiläum (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 29.08.2013

Die "Schule der exakten Beobachtungskunst"

Am 3. September feiert die Jenaer Sternwarte, die seit 1902 zur Universität Jena gehört, ihr 200. Jubiläum



Zu seinem 56. Geburtstag am 3. September 1813 hatte sich Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach selbst ein ganz besonderes Geschenk gemacht: An diesem Tag nahm die von ihm eingerichtete Sternwarte im Jenaer Schillergässchen ihren Betrieb auf. Unter der Oberaufsicht Johann Wolfgang von Goethes errichtet und betrieben, sind damals die ersten Fixsterndurchgänge beobachtet worden.

In wenigen Tagen, am 3. September 2013, jährt sich dieses Ereignis zum 200. Mal. "Das ist für uns ein besonderer Tag", freut sich Prof. Dr. Ralph Neuhäuser. Der Direktor des Astrophysikalischen Instituts und der Universitäts-Sternwarte der Friedrich-Schiller-Universität Jena, zu dem die Sternwarte seit 1902 gehört, blickt mit Stolz auf die 200-jährige Geschichte. "Es gibt in Mitteleuropa kaum einen Ort, an dem über einen so langen Zeitraum kontinuierlich astronomische Forschung und Lehre gepflegt werden."

Das Interesse an den Sternen und der Weite des Alls setzte in Jena jedoch nicht erst mit der Errichtung der Sternwarte vor 200 Jahren ein. "Bereits die Gründungsprofessoren der Jenaer Hohen Schule Johann Strigel und Victorin Stigel waren astronomisch gebildet", weiß Dr.-Ing. Reinhard Schielicke. "Im 17. Jahrhundert war es dann vor allem Erhard Weigel, der der Universität und ihrer Astronomie zum Aufschwung verhalf", so der ehemalige Mitarbeiter des Astrophysikalischen Instituts und heutige Kustos der astronomischen Sammlung, der sich seit vielen Jahren intensiv mit der Jenaer Astronomie-Geschichte befasst.

Auch wenn neue Methoden und Instrumente die astronomische Forschung im Lauf der Jahrhunderte revolutioniert haben, an der Grundlage - der genauen Beobachtung - hat sich bis heute nichts geändert. Vor 200 Jahren wies Goethe die Astronomen der neuen Sternwarte an: "beständig genau Zeit zu halten, alle Sternbedeckungen und sonstigen Himmelsbegebenheiten - fleißig zu beobachten" und in Manualen zu dokumentieren. Auch für Ernst Abbe, der von 1877 bis 1900 als Direktor die Jenaer Sternwarte leitete, war die Astronomie die "Schule der exakten Beobachtungskunst". Um stets genauere Beobachtungen zu ermöglichen, veranlasste Abbe im Jahr 1889 den Neubau des Gebäudes der Sternwarte sowie die Modernisierung der astronomischen Instrumente.

Abbes Nachfolger haben sich mit der Bahnbestimmung von Kleinplaneten und Kometen beschäftigt. Später kamen die fotografische Sternphotometrie, Sonnenphysik und Sichtbeobachtungen hinzu. Nach 1945 rückte für die Jenaer Astronomen die Untersuchung interstellarer Materie in den Fokus.

Heute fahnden die Astrophysiker in Jena und auch an ihrem Observatorium in Großschwabhausen mit modernster Technik sehr erfolgreich nach Exoplaneten: Das Team um Prof. Neuhäuser konnte während der vergangenen Jahre mehrere bis dahin unbekannte Planeten bei Sternen außerhalb unseres Sonnensystems nachweisen. Auch heute noch werden - Goethes Anweisung folgend - "alle Sternbedeckungen fleißig beobachtet": Die Forscher der Friedrich-Schiller-Universität sind z. B. federführend an der weltweiten Beobachtungskampagne YETI (Young Exoplanet Transit Initiative) zur Suche nach Transit-Planeten in jungen offenen Sternhaufen beteiligt. Außerdem beobachten und untersuchen sie im Rahmen des Sonderforschungsbereichs "Gravitationswellenastronomie" der Deutschen Forschungsgemeinschaft nahe Neutronensterne.

Terminhinweis:
Die Astrophysiker der Uni Jena werden sich auch an der 5. "Langen Nacht der Wissenschaften" am 29. November beteiligen. Die Besucher erfahren dann auch Näheres zur Geschichte der Sternwarte.

Weitere Informationen unter:
http://www.astro.uni-jena.de
http://www.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution23

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Ute Schönfelder, 29.08.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2013