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ORNITHOLOGIE/156: Graugänse - Aggression und Herzschlagrate (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 8/2009

Ornithologie aktuell

Graugänse: Aggression und Herzschlagrate


In einer Graugansschar, wie sie halbwild in der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau im oberösterreichischen Almtal gehalten wird, gibt es viele aggressive Auseinandersetzungen. Um die physiologischen Auswirkungen solcher Konflikte zu messen, wurde einer Anzahl Gänse ein Sensor-Sender-System von 60 g Gewicht in die Bauchhöhle implantiert, das direkt Daten über die Herzschlagfrequenz (und die Körperkerntemperatur) an ein Empfängersystem bis auf 100 Entfernung sendete. Da die Gänse an menschliche Anwesenheit gewöhnt sind, kann man sie aus nächster Nähe beobachten. In Ruhe hatten die Gänse Herzschlagfrequenzen zwischen ca. 100 und 140 Schlägen pro Minute. Bei schwach intensiven Begegnungen änderte sich daran nicht viel. Doch bei intensiven, mit Bewegungen wie Laufen und Fliegen verbundenen Auseinandersetzungen sowie bei ernsthaften Kämpfen stieg die Zahl der Herzschläge um 200 oder 300 nach oben. Diese Reaktion wird wenigstens teilweise durch die physische Anforderung der Bewegung bewirkt. Aber auch bei schwächeren Begegnungen gab es Unterschiede. Griff die Gans an, hatte sie eine stärkere Herzschlagaktivierung, als wenn sie angegriffen wurde. War der Gegner hochrangig, erzeugte das mehr Herzschläge als bei einem niederrangigen Gegner. Gater lösten als Angreifer ebenfalls mehr Reaktion am Herzen des angegriffenen Vogels aus als Gänse. Hier spiegeln sich also die sozialen Verhältnisse und Erfahrungen deutlich in der Herzschlagreaktion wider. Man kann das die Ebene der Motivation nennen. (H.-H. Bergmann)

C. A. F. Wascher u. a., Animal Behaviour 77, 2009, S. 955-961.


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 8/2009
56. Jahrgang, August 2009, S. 282
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. August 2009