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ORNITHOLOGIE/311: Gehen oder bleiben? - Erforschung der Klima- Anpassung von Vögeln (idw)


Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 29.04.2014

Gehen oder bleiben? - Neue Emmy Noether-Gruppe erforscht die Klima-Anpassung von Vögeln



Frankfurt am Main, 29.4.2014. Dr. Susanne Fritz erhält von der Deutschen Forschungsgemeinschaft knapp 740.000 Euro, um am Frankfurter LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) eine Nachwuchsgruppe zur Erforschung der Makroevolution von Vögeln aufzubauen. Das Team wird untersuchen, wie sich die klimatische Nische ausgesuchter Vogelgruppen im Lauf der Evolution verändert hat und wie sich Vögel grundsätzlich an Klimaveränderungen anpassen. Das auf fünf Jahre angelegte Projekt wird im Rahmen des Emmy Noether-Programms gefördert.

Jede Vogelart hat eine klimatische "Wohlfühlzone", an die die Art hinsichtlich überlebenswichtiger Funktionen wie beispielsweise Nahrungsangebot und Temperaturregulierung gut angepasst ist. Was passiert aber, wenn sich das Klima verändert, wenn beispielsweise die Winter kälter werden? Grundsätzlich hat der Vogel dann zwei Möglichkeiten: entweder im Winter südwärts zu ziehen, oder zu bleiben und zu lernen, mit der jahreszeitlichen Temperaturschwankung sowie der Schwankung des Nahrungsangebotes zurecht zu kommen.

Die neue Emmy Noether-Nachwuchsgruppe am LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum unter Leitung von Dr. Susanne Fritz will ergründen, warum Vogelarten im Lauf der Evolution einen dieser zwei Anpassungswege der beschritten haben. Verglichen werden nah verwandte Arten aus Vogelgruppen, in denen sich sowohl Zugvögel als auch nicht ziehende Vögel herausgebildet haben. "Wir wollen herausfinden, was in der Evolutionsgeschichte dieser Vögel passiert ist, damit der eine - beispielsweise ein Rotschwanz - im Winter aus Deutschland fortzieht und sein Verwandter, das Rotkehlchen, nicht." erläutert Fritz.

Anhand heutiger und früherer Verbreitungsgebiete der Vogelgruppen und deren Arten soll der Zusammenhang zwischen Klimaveränderungen und der Herausbildung von Artmerkmalen wie dem Zugverhalten herauskristallisiert werden. "Besonders interessant sind diejenigen Abschnitte der Evolutionsgeschichte der Vögel, in denen sich die klimatische Nische schnell verändert hat und sich die Vögel an starke Klimaveränderungen anpassen mussten. Wenn wir diese Prozesse rückblickend besser verstehen und modellieren könnten, wären bessere Vorhersagen für zukünftige Entwicklungen möglich", so Fritz.

Dazu werden globale Datensätze zum Artvorkommen mit den Stammbäumen der Vogelgruppen und Informationen zu heutigen und früheren klimatischen Bedingungen miteinander verknüpft. Bei Letzterem arbeiten Fritz und ihr Team mit anderen Arbeitsgruppen am BiK-F zusammen, die Expertise im Bereich Paläoklimadaten und darauf basierenden Modellen der damaligen Verhältnisse sowie deren Wandel in das Projekt einbringen.

Um ihre Grundlagenforschung voran zu treiben, erhält Dr. Susanne Fritz in den nächsten fünf Jahren knapp 740.000 Euro Fördermittel aus dem Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Das renommierte Förderprogramm unterstützt herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Durch die eigenverantwortliche Leitung einer Nachwuchsgruppe, die aus den Fördermitteln finanziert wird, und die Möglichkeit, Gruppenmitglieder zur Promotion zu führen, wird ihnen der Weg zur Professur geebnet.

Dr. Susanne Fritz studierte Biologie an der Universität Tübingen und promovierte anschließend am Imperial College London. Nach einem Zwischenstopp als PostDoc am Center for Macroecology, Evolution und Climate der Universität Kopenhagen, wo sie die Grundlagen für ihre Forschung zur Evolution von Vögeln legte, arbeitet sie seit April 2011 am LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main.


LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Frankfurt am Main
Mit dem Ziel, anhand eines breit angelegten Methodenspektrums die komplexen Wechselwirkungen von Biodiversität und Klima zu entschlüsseln, wird das Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) seit 2008 im Rahmen der hessischen Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) gefördert. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und die Goethe Universität Frankfurt sowie weitere direkt eingebundene Partner kooperieren eng mit regionalen, nationalen und internationalen Akteuren aus Wissenschaft, Ressourcen- und Umweltmanagement, um Projektionen für die Zukunft zu entwickeln und wissenschaftlich gesicherte Empfehlungen für ein nachhaltiges Handeln zu geben.

Mehr unter www.bik-f.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution639

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, Sabine Wendler, 29.04.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Mai 2014