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ZOOLOGIE/1228: Hunde können Emotionen in menschlichen Gesichtern unterscheiden (idw)


Veterinärmedizinische Universität Wien - 12.02.2015

Hunde können Emotionen in menschlichen Gesichtern unterscheiden


KognitionsforscherInnen der Vetmeduni Vienna wiesen erstmals nach, dass Hunde zwischen fröhlichen und zornigen Menschengesichtern unterscheiden können. Voraussetzung dafür: Die Hunde müssen diese Emotionen zuvor beim Menschen gelernt haben. Diese Fähigkeit könnte das Resultat der engen Mensch-Tier-Beziehung sein, in der Hunde gelernt haben, Aspekte der nonverbalen Kommunikation der Menschen zu verstehen. Die Ergebnisse werden in der renommierten Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht.


Foto: © Clever Dog Lab / Vetmeduni Vienna

Die Hunde lernten, am Touchscreen zwischen fröhlichen und zornigen Gesichtern zu unterscheiden.
Foto: © Clever Dog Lab / Vetmeduni Vienna

Hunde können die Gesichter verschiedener Menschen auf Bildern unterscheiden. Diese Fähigkeit haben die Forschenden des Messerli Forschungsinstitutes bereits 2013 nachgewiesen [1]. Ob Hunde auch Emotionen in Gesichtern von Artfremden wahrnehmen können, wurde bisher noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen.


Hunde unterscheiden menschliche Emotionen via Touch-Screen

Corsin Müller und Ludwig Huber vom Messerli Forschungsinstitut haben diese Fähigkeit gemeinsam mit Kolleginnen im Clever Dog Lab an der Vetmeduni Vienna erforscht. Sie präsentierten 20 Hunden jeweils ein fröhliches und ein zorniges Frauengesicht nebeneinander auf einem Touch-Screen.

Hunde der einen Testgruppe wurden in der Übungsphase darauf trainiert, nur fröhliche Gesichter anzustupsen. Eine andere Gruppe sollte nur zornige Gesichter auszuwählen.

Um auszuschließen, dass sich die Tiere lediglich an auffälligen Bildunterschieden wie den hervorscheinenden Zähnen oder den Zornesfalten zwischen den Augen orientieren, zerteilten die Forschenden die Bilder horizontal. Die Hunde bekamen währen der Trainingsphasen also entweder nur die Augen- oder die Mundpartie zu sehen.

Und tatsächlich waren die Treffer nicht zufällig. Die meisten Hunde lernten zwischen fröhlichen und zornigen Gesichtshälften zu unterscheiden und schafften anschließend die korrekte Zuordnung auch spontan für komplett neue Gesichter, ebenso wie für die Gesichtshälften, die sie in der Übungsphase nicht zu sehen bekommen hatten.


Hunde erlernen das Erkennen von fröhlichen Gesichtern schneller

Hunde, die auf fröhliche Menschengesichter trainiert waren, erlernten ihre Aufgabe wesentlich schneller, als jene, die nur die zornigen Gesichter anzeigen sollten. "Es sieht so aus, als würden die Hunde Hemmungen haben, zornige Gesichter anzustupsen", erklärt der Studienleiter Ludwig Huber.

"Wir gehen davon aus, dass die Hunde bei dieser Übung aus ihrer Erinnerung schöpfen. Sie erkennen einen Gesichtsausdruck, den sie bereits abgespeichert haben", erklärt der Erstautor Corsin Müller. "Wir vermuten, dass Hunde, die keine Erfahrungen mit Menschen haben, schlechter abschneiden würden oder die Aufgabe gar nicht lösen könnten."


Foto: © Clever Dog Lab / Vetmeduni Vienna

Die Hunde stubsen mit ihrer Schnauze das richtige Bild an.
Foto: © Clever Dog Lab / Vetmeduni Vienna


Hunde sind unterschätzte Tiere

Hunde verfügen zwar über einen höher entwickelten Geruch- und Gehörsinn als der Mensch, der Sehsinn der Vierbeiner ist jedoch etwa sieben Mal schlechter entwickelt. "Dass Hunde die menschliche Gefühlswelt auf diese Art wahrnehmen können, war bisher noch nicht bekannt. Um die Entwicklung dieser Fähigkeiten noch besser zu verstehen, wollen wir diese Tests am Touch-Screen in Zukunft auch mit Wölfen am Wolf Science Center durchführen", so Huber.

Seit drei Jahren forscht das Team um Ludwig Huber im WWTF-Projekt "Like me" daran, ob sich Hunde in die Gefühlswelt von Artgenossen oder Menschen einfühlen können. Projektpartner an der MedUni Wien und der Universität Wien erforschen entsprechend die empathischen Fähigkeiten der Menschen.

Service:
Der Artikel "Dogs Can Discriminate Emotional Expressions of Human Faces" von Corsin A. Müller, Kira Schmitt, Anjuli L. A. Barber und Ludwig Huber wird am 12. Februar 2015 um 18:00 Uhr MEZ im Journal Current Biology veröffentlicht.


Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. Im Jahr 2015 feiert die Vetmeduni Vienna ihr 250-jähriges Bestehen.
www.vetmeduni.ac.at

Anmerkung:
[1] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3807667/


Weitere Informationen unter:
http://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinfo2015/hunde-emotionen/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1560

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Veterinärmedizinische Universität Wien, Dr. Susanna Kautschitsch, 12.02.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Februar 2015

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