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ZOOLOGIE/1238: Neue Art der Spinnengattung Eratigena in Laos entdeckt (idw)


Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 15.04.2015

Die östlichste aller Hausspinnen - Neue Art der Spinnengattung Eratigena in Laos entdeckt


Frankfurt, den 15.04.2015. Spinnenforscher Dr. Peter Jäger vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt hat in einer Höhle in Laos eine neue Hausspinnen-Art entdeckt. Es ist der östlichste Fund dieser Spinnengattung. Erbgutanalysen ergaben zudem, dass es sich bei der Spinne wahrscheinlich um ein Relikt handelt: Die Vorfahren des Achtbeiners lebten in Laos, als es dort deutlich kühler war. Die Studie ist kürzlich im Fachjournal "Zootaxa" erschienen.


Foto: © Peter Jäger/Senckenberg

Männchen der neuentdeckten Hausspinnen-Art Eratigena laksao aus Laos.
Foto: © Peter Jäger/Senckenberg


In Deutschland führt der Anblick einer Hausspinne vielleicht zu einem Schrecken bei arachnophoben Menschen - immerhin handelt es sich bei den Tieren um eine der größten in Mitteleuropa heimischen Spinnen - doch ungewöhnlich ist ein solcher Fund nicht. Die Tiere leben gern und häufig in der Nähe von Menschen in dunklen Kellerräumen, Garagen oder Häusern. "In Laos dagegen ist der Fund einer Spinne der Gattung Eratigena fast eine Sensation", sagt Dr. Peter Jäger, Arachnologe am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt. Bisher ist der auch Winkelspinne genannte Achtbeiner nämlich nur aus Mitteleuropa, dem Mittelmeergebiet und Zentralasien bekannt. "Eine Art wurde noch in die USA verschleppt", ergänzt Jäger und fügt hinzu: "Laos ist damit das östlichste bisher bekannte Vorkommen dieser Spinnengattung."

Jäger hat die Spinne mit den gut 5 Zentimeter langen Beinen während zweier Expeditionen nach Laos in den Jahren 2009 und 2012 entdeckt. "Als ich bei über 30 Grad Celsius durch den Dschungel lief, kam mir aus dem Boden plötzlich eine kühle Brise entgegen", erzählt der Frankfurter Spinnenforscher. Jäger war auf eine sogenannte "atmende Höhle" gestoßen - diese befördern sehr kühle Luft aus dem Inneren des laotischen Kalksteinmassivs ans Tageslicht. "Ich wurde neugierig, was sich in der Höhle befindet und bin hineingeklettert", berichtet Jäger. In der etwa 20 Grad Celsius warmen Höhle fand der Arachnologe zwei männliche Exemplare der neuen Hausspinnenart.

"Tiere, die unter solchen Bedingungen wachsen und gedeihen, können in tropischen Temperaturen nicht mit anderen Arten konkurrieren", erläutert Jäger. Er hat gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Angelo Bolzern vom Naturhistorischen Museum in Basel neben der Untersuchung von morphologischen Merkmalen auch Erbgutanalysen der Tiere vorgenommen. Dabei stellten die Forscher nicht nur fest, dass es sich um eine bisher unbekannte Art handelt, sondern auch, dass diese wahrscheinlich eine frühe Abspaltung der Spinnengattung Eratigena ist, die schon lange in den Höhlen Laos lebt. "Wir gehen davon aus, dass es sich bei der nun von uns als Eratigena laksao beschriebenen Art um ein 'Relikt' handelt", erklärt Jäger und fährt fort: "Die Vorfahren der Spinne haben die Kalksteingebirge in Laos wohl schon besiedelt, als noch kein tropisches Klima herrschte. Als die Außentemperaturen stiegen, blieb ihnen nur noch die Höhlen, als kühler Rückzugsort."

Weitere Expeditionen zwischen den jetzt bekannten Verbreitungsgebieten sollen neue Erkenntnisse zur Stammesgeschichte der Hausspinne bringen.

Publikation
Bolzern, A. & Jäger, P. (2015)
Unexpected occurrence of the genus Eratigena in Laos with description of a new species (Araneae: Agelenidae).
Zootaxa, 3920 (3), 431-442


Foto: © Peter Jäger/Senckenberg

Auge in Auge mit einem Relikt.
Foto: © Peter Jäger/Senckenberg

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative "Geobiodiversitätsforschung" sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert.

Mehr Informationen unter:
www.senckenberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution639

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, Judith Jördens, 15.04.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2015

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