Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 21.06.2018
Krankheitswirt mit Schneckenhaus - Erstnachweis zweier invasiver Schnecken in Europa
Dresden, 21.06.2018. Senckenberg-Wissenschaftlerinnen haben mit einem internationalen Team erstmalig die Schneckenarten Austropeplea viridis und Galba cubensis in Europa nachgewiesen. Die zur Familie der Schlamm- bzw. Lebergelschnecken gehörenden Arten sind Neozoen und gelten sowohl als Schädling für Reispflanzen, als auch als potentielle Zwischenwirte für die Krankheit Fasziolose. Die Studien erschienen kürzlich in den Fachjournalen "Journal of Conchology" und "Folia Malacologica".
Neu in Europa: Die Schlammschnecke Austropeplea viridis.
Foto: © Senckenberg
Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sind rund 2,5 Millionen Menschen weltweit von einer Fasziolose - der Infektion mit dem Großen Leberegel Fasciola hepatica - betroffen. Der Parasit, der zu den Saugwürmern gehört, siedelt normalerweise in den Gallengängen von Wiederkäuern wie Rindern, Ziegen und Schafen. In einigen Fällen kann er aber auch die menschliche Leber befallen. Zur Übertragung des Großen Leberegels kommt es durch den Verzehr roher Salate, Gemüse und wildwachsender Pflanzen, wie Brunnen- oder Wasserkresse. "Als Vektoren der Krankheit fungieren Wasserschnecken, die Larven der Leberegel aufnehmen und diese dann in einem späteren Entwicklungsstadium wieder ausscheiden. Wir haben nun erstmalig zwei dieser Fasziolose-Zwischenwirte - die Schneckenarten Galba cubensis und Austropeplea virdis - in Europa nachgewiesen", erklärt Dr. Katrin Schniebs von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden.
Die Schnecken wurden in hoher Anzahl von Schniebs' spanischen Kollegen und Koautoren der Studie Dr. Joaquin Lopez-Soriano und Dr. Sergio Quinonero-Salgado auf Reisfeldern im katalonischen Ebro-Delta gesammelt und nun bei Senckenberg Dresden molekulargenetisch untersucht. "Da diese Schneckenarten morphologisch kaum von anderen Arten zu unterscheiden sind, bietet nur die Genetik eine zuverlässige Bestimmung", ergänzt Schniebs.
Sowohl die ursprünglich aus China, der Mongolei und Südostasien stammende Art Austropeplea viridis, als auch die im Karibischen Raum und Südamerika vorkommende Schnecke Galba cubensis wurden erstmalig in Europa nachgewiesen. "Für Galba cubensis ist es zugleich der erste molekulargenetisch nachgewiesene Freilandbeleg. Bisher gab es nur einige wenige Funde in Gewächshäusern, wobei es fraglich ist, ob es sich wirklich um diese Art gehandelt hat", fügt die Dresdner Malakologin hinzu.
Die Leberegelschnecke Galba cubensis ist in der Karibik und in den
südlichen Vereinigten Staaten der wichtigste Zwischenwirt für die
Leberegelart Fasciola hepatica und potentieller Zwischenwirt für den
deutlich größeren Leberegel Fasciloides magna. Außerdem gilt die
Schneckenart in den südöstlichen USA als Zwischenwirt für die parasitär in
Säugetieren lebenden Saugwürmer Heterobilharzia americana, durch die in
der Viehzucht große Schäden entstehen.
Auch die in Europa neu entdeckte Schlammschneckenart Austropeplea viridis
ist ein potentieller Zwischenwirt des Leberegels.
Die Leberegelschnecke Galba cubensis ist ein Zwischenwirt für den
Großen Leberegel.
Foto: © Senckenberg
"Wir gehen davon aus, dass die in den spanischen Reisfeldern gesammelten
Schnecken aus den nahegelegenen Aquakulturen stammen und sich dort
ausgebreitet haben. Neben diesen Arten wurden auch weitere invasive
Schnecken in einer hohen Individuendichte gefunden - das spanische
Ebro-Delta kann daher als eine Art 'Hotspot für Weichtier-Invasionen'
gelten", erläutert Schniebs.
Das Wissenschaftlerteam geht davon aus, dass sich die potentiellen
Krankheitserreger weiter in Europa ausbreiten werden - die spanischen
Gesundheitsbehörden wurden bereits über den Risikofaktor informiert.
Schniebs, K., Glöer, P., Quiñonero-Salgado, S., Lopez-Soriano, J., &
Hundsdoerfer, A. K. (2018)
The first record of Galba cubensis (L. Pfeiffer, 1839)
(Mollusca: Gastropoda: Lymnaeidae) from open fields of Europe.
Folia Malacologica, 26(1), 3-15.
https://doi.org/10.12657/folmal.026.002
Schniebs, K., Glöer, P., Vinarski, M.V., Quinonero-Salgado, S.,
Lopez-Soriano, J., Hundsdoerfer, A.K. 2017:
A new alien species in Europe: First record of Austropeplea viridis
(Quoy & Gaimard, 1833) (Mollusca, Gastropoda, Lymnaeidae) in Spain.
Journal of Conchology 42(5): 357-370.
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 21.06.2018
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2018
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