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ZOOLOGIE/929: Walvorkommen in der Antarktis (idw)


Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover - 06.12.2011

Walvorkommen in der Antarktis

TiHo-Wissenschaftler mit der Polarstern auf Forschungsreise


Am vergangenen Wochenende sind zwei Mitarbeiter des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover zu einer einmonatigen Expedition in die Antarktis aufgebrochen. An Bord des Forschungsschiffs Polarstern werden sie fünf Wochen Daten erheben, die Auskunft über das Vorkommen und die Verteilung von Walen in der Antarktis geben. Linn Sophia Lehnert und Cornelia Schmidt werden sich während ihrer Forschungsreise besonders auf die Verteilung Antarktischer Zwergwale, die bis heute stark bejagt werden, konzentrieren. Verlässliche Daten zur Populationsabschätzung sind die Grundlage für den Schutz der Tiere. Zum Team gehören außer den ITAW-Mitarbeitern zwei Wissenschaftler des niederländischen Meeresforschungsinstituts IMARES der Universität Wageningen: Hans Verdaat und Steve Geelhoed, sowie Dr. Kristina Lehnert vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht und zwei Mitarbeiter des South African Institute for Aquatic Biodiversity: Dr. Stephanie Plön und Ian Gray. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gefördert und steht unter der Leitung von PD Dr. Ursula Siebert, Leiterin des ITAW.

Das ITAW-Team fährt zum vierten Mal mit der Polarstern in die Antarktis, um Daten zum Walvorkommen zu erheben. Dazu werden sie, soweit die Wetterlage es erlaubt, täglich in 27 Meter Höhe, vom Krähennest des Schiffes, nach Walen Ausschau halten und so oft wie möglich mit den bordeigenen Helikoptern Zählflüge in die weitere Umgebung des Schiffes unternehmen. Alle Walsichtungen werden die Forscher positionsgenau und zusammen mit relevanten Umweltparametern, wie etwa dem Grad der Eisbedeckung, festhalten. Diese Daten sollen, zusammen mit Daten die auf vorigen Reisen erhoben wurden, zur Bestimmung der Verteilung und Dichte von Walen in der Antarktis beitragen - Informationen, die zum Schutz der Tiere von großer Bedeutung sind. Insgesamt ist nur wenig über die Verteilung von Walen in der Antarktis, und besonders im Packeis, bekannt, da nur sehr wenige Schiffe so tief wie die Polarstern ins Eis vordringen können. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie auf der Reise mit einiger Sicherheit Antarktische Zwergwale, Buckelwale und Finnwale beobachten werden. Auf vorigen Reisen haben sie zudem verschiedene Schnabelwalarten, Pottwale, Seiwale, Schwertwale und im vergangenen Jahr sogar einen Blauwal gesichtet.

Das Schiff hat am 3. Dezember in Kapstadt abgelegt und wird am 5. Januar 2012 dorthin zurückkehren. An Bord befinden sich neben den TiHo-Mitarbeitern weitere Wissenschaftlerteams mit unterschiedlichen Forschungsabsichten. Sie untersuchen unter anderem das Strömungssystem des Antarktischen Zirkumpolarstroms, verschiedene Planktonarten, das Vorkommen von Seevögeln sowie ein automatisiertes Detektionssystem für Wale. Es werden Wasserproben genommen und physikalische Messungen gemacht, Messsysteme auf dem Meeresboden verankert und andere, die vor Jahren ausgebracht wurden, wieder aufgenommen. Ein Schwerpunkt dieser Expedition ist zudem die Versorgung der deutschen Neumayer-Station auf dem antarktischen Schelfeis. Die Station wird voraussichtlich am 19. oder 20. Dezember erreicht. Die Versorgung wird zwei bis drei Tage in Anspruch nehmen.

Die Polarstern ist gegenwärtig das leistungsfähigste Polarforschungsschiff der Welt. Sie kann bei Außentemperaturen bis zu minus 50 Grad Celsius arbeiten und gegebenenfalls im Eis der polaren Meere überwintern. Das Schiff ist in der Lage 1,5 Meter dickes Eis mit einer Geschwindigkeit von etwa 5 Knoten zu durchfahren, dickeres Eis muss durch Rammen gebrochen werden. Der doppelwandige Forschungseisbrecher wird vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven betrieben und hat seit 1982 über fünfzig Expeditionen in Arktis und Antarktis durchgeführt. Das Schiff bietet Platz für 44 Mann Besatzung sowie 50 Wissenschaftler und Techniker.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution90


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Sonja von Brethorst, 06.12.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2011