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MELDUNG/161: Was Wimpern und Implantate zusammenhält - Chemiker entwickeln Bioklebstoff (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 01.04.2014

Was Wimpern und Implantate zusammenhält

Chemiker der Universität Jena entwickeln Bioklebstoff mit EXIST-Forschungstransfer Förderung



Die weißen Pülverchen in den Glaskolben erinnern ein bisschen an die Zutaten beim vorweihnachtlichen Plätzchenbacken. Doch was Chemikerin Dr. Jana Wotschadlo von der Friedrich-Schiller-Universität Jena gerade im Labor zusammenmischt, hat mit Küchenarbeit nichts zu tun. Stattdessen könnte das patentierte Pulver bald eine echte Marktlücke schließen: denn es handelt sich um einen neuartigen Klebstoff. Der verbindet nicht nur zuverlässig und schnell beinahe jedes Material. Er ist dazu noch leicht zu handhaben, biologisch abbaubar und ein reines Naturprodukt.

Um das Pulver in flüssigen Schmelzkleber zu verwandeln, muss er erhitzt werden. "Je nach Anwendungsgebiet können wir die Schmelztemperatur zwischen 40 und 250 °C einstellen", erläutert Jana Wotschadlo. Die Wissenschaftlerin hat den Kleber aus Stärke und Fettsäuren in ihrer Doktorarbeit in der Gruppe von Prof. Dr. Thomas Heinze umfassend untersucht und mit unterschiedlichen Rezepturen experimentiert. Die Ergebnisse sind so überzeugend, dass sich die junge Chemikerin nun mit der Neuentwicklung selbstständig machen möchte. Gemeinsam mit ihren Kollegen Dr. Tim Liebert und Susanne Schmidt vom Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Uni Jena sowie dem Diplomkaufmann Kurt Maier plant sie das Unternehmen "dextrinova" zu gründen. Dafür erhält das Gründerteam von heute (1. April) an eine Forschungstransfer-Förderung aus dem EXIST-Programm des Bundeswirtschaftsministeriums - "dextrinova" wird in den kommenden 18 Monaten mit rund 460.000 Euro finanziell unterstützt, um die Biokleber zur Marktreife weiterzuentwickeln.

Ziel dieser ersten Förderphase ist es, die Anwendbarkeit der Produkte in der Industrie z. B. zum "Niedrigtemperatur"-Schmelzkleben und als Medizinprodukt z. B. zum Kleben von Knochen zu untersuchen und die großtechnische Machbarkeit der Produktidee zu prüfen und die Gründung des Unternehmens vorzubereiten. Läuft alles nach Plan, wollen sich die Chemiker anschließend um die zweite Förderphase bewerben, in der es dann um den Aufbau des Unternehmens und das Einwerben einer externen Anschlussfinanzierung geht. Dabei werden die Existenzgründer fachkundig unterstützt: So wird das Team von Prof. Dr. Thomas Heinze als Mentor und vom Gründerservice der Universität (K1 - Der Gründerservice) beraten und kann ein eigenes Büro im universitätseigenen Gründerzentrum nutzen.

Die Einsatzmöglichkeiten des neuen Klebstoffs sind vielfältig. "Je nach Rezeptur können wir die Schmelztemperatur, die Viskosität und die Haltekraft des Klebers variieren", erläutert Wotschadlo. "Für den Anfang wollen wir uns auf industrielles energiesparendes Niedrigtemperaturkleben beispielsweise in der Verpackungsindustrie und auf die Kosmetikbranche konzentrieren". So sei der Schmelzkleber u. a. sehr gut geeignet, um Haar- oder Wimpernverlängerungen anzubringen. "Gerade dabei spielt die Hautverträglichkeit eine entscheidende Rolle", so Wotschadlo. Hier sieht das Gründerteam auch den großen Vorteil ihres Produkts gegenüber bisher eingesetzten Klebstoffen, die "viel Chemie" enthalten. Zukünftig sind Anwendungen in der Medizin- und Zahntechnik äußerst interessant, etwa als Knochenkleber oder zum reversiblen Fixieren von Implantaten.

Weitere Informationen unter:
http://www.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution23

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Ute Schönfelder, 01.04.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2014