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MELDUNG/202: Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert "Antarktisforschung" (idw)


Universität Rostock - 05.11.2013

DFG fördert "Antarktisforschung"

Schwerpunktprogramm wird zukünftig von der Universität Rostock koordiniert



Die Antarktis und Arktis spielen eine besonders wichtige Rolle im Klimasystem der Erde, da sie durch ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften den Temperaturkontrast zu den Tropen, und damit die globale atmosphärische und die ozeanische Zirkulation, maßgeblich beeinflussen. Beispiele hierfür sind die starke Reflektion solarer Strahlung an sowie die Bildung von Kaltluftmassen über den weißen Eis- und Schneeflächen, die spezifischen chemischen Änderungen in der Stratosphäre im Winter, und die Bildung von ozeanischem Tiefen- und Bodenwasser. Ebenso haben Änderungen der Meereisausdehnung und -dicke Einfluss auf die Wechselwirkung von Ozean and Atmosphäre, und somit auf das Klimageschehen der Erde. Aufgrund ihrer extremen Umweltbedingungen zeichnen sich die Polargebiete auch durch eine besonders angepasste Flora und Fauna im Eis und in den marinen und terrestrischen Lebensräumen aus. Diese hoch spezialisierten Organismen reagieren besonders empfindlich auf Klimaänderungen und stellen somit effektive Bioindikatoren dar.

Ein tief greifendes Verständnis der Rolle der Polargebiete im System Erde kann nur mit einer koordinierten Forschung aller naturwissenschaftlichen Disziplinen erlangt werden. Die Polarforschung ist jedoch mehr als andere Forschungsfelder, von den logistischen Möglichkeiten und einer spezifischen wissenschaftlichen Infrastruktur abhängig.

Seit 1981 besteht in Deutschland eine koordinierte Förderung der Antarktisforschung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Das DFG-Schwerpunktprogramm 1158 "Antarktisforschung mit vergleichenden Untersuchungen in arktischen Eisgebieten" ist multidisziplinär angelegt und kommt deutschen Polarforschern aller naturwissenschaftlichen Fachgebieten zu Gute. Dank dieses Förderinstruments können so vor allem universitäre Forschergruppen die für die Forschungsarbeiten zwingend erforderliche und vom Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Hannover zur Verfügung gestellte Logistik nutzen. Durch die intensive Einbindung der Universitäten war und ist das DFG-Schwerpunktprogramm 1158 das entscheidende Förderinstrument, um den akademischen Nachwuchs in Deutschland für die Polargebiete zu sensibilisieren und kommende Generationen an Polarforschern auszubilden. Die aktuelle Programmphase läuft von 2013 bis 2018.

Das DFG-Schwerpunktprogramm 1158 wird seit sieben Jahren von Prof. Martin Melles (Geologe, Universität Köln) mit Unterstützung durch drei Teilgebietskoordinatoren für die Biowissenschaften, Geowissenschaften und Physik/Chemie koordiniert und organisiert. Vor kurzem fand eine Neubesetzung der Teilgebietskoordinatoren mit Prof. Ulf Karsten (Biowissenschaften, Universität Rostock), Privatdozent Dr. Frank Lisker (Geowissenschaften, Universität Bremen) und Prof. Boris Koch (Physik/Chemie, Alfred-Wegener Institut) statt. Prof. Ulf Karsten wird im September 2014 die Gesamtkoordination des DFG-Schwerpunktprogramms 1158 von der Universität Rostock aus übernehmen.

Prof. Ulf Karsten forscht seit vielen Jahren, unterstützt durch mehrere DFG-Projekte, über die Leistungsfähigkeit verschiedener Mikroalgen in den Polargebieten und deren Beeinflussung durch den Klimawandel. Dafür wurden mehrere Expeditionen auf einer internationalen Meeresforschungsstation am Kongsfjorden in Ny-Ålesund auf Spitzbergen durchgeführt. Gegenwärtig laufen die Vorbereitungen für eine erste terrestrische Expedition nach Spitzbergen im August/September 2014, um dort in Kooperation mit Prof. Burkhard Büdel (TU Kaiserslautern) und PD Dr. Burkhard Becker (Universität Köln) erstmalig umfangreiche Felduntersuchungen an Biologischen Bodenkrusten der Arktis durchzuführen. Vergleichsuntersuchungen an Antarktischen Bodenkrusten stehen ebenfalls auf dem Programm. Diese Pionier-Gemeinschaften üben hinsichtlich Primärproduktion, Stickstofffixierung, Wasserretention und Bodenstabilisierung unter extremen Umweltbedingungen ökologisch wichtige Funktionen aus. Mit der Übernahme der Gesamtkoordination des hoch angesehenen DFG-Schwerpunktprogramms 1158 werden zukünftig von der Universität Rostock aus neue Antragsteller/innen hinsichtlich formaler und logistischer Fragen zu Forschungsarbeiten in den Polargebieten beraten und unterstützt. Weitere Aufgaben sind die Koordination der durchzuführenden wissenschaftlichen Arbeiten, die Dokumentation der Programmaktivitäten und erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse, die Bündelung und Außendarstellung der Forschung zu vier übergeordneten Forschungsthemen und die Öffentlichkeitsarbeit für das Programm, sowie die Organisation von regelmäßigen, interdisziplinären Workshops.

Mit dem SPP 1158 wird erstmalig ein DFG-Schwerpunktprogramm von der Universität Rostock aus koordiniert.

Weiterführende Informationen:
www.spp-antarktisforschung.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution210

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Rostock, Ingrid Rieck, 05.11.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. November 2013