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WETTER/121: Deutschlandwetter im Juli 2011 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 29.07.2011

Deutschlandwetter im Juli 2011
Juli war erster zu kühler Monat im Jahr 2011


Offenbach, 29. Juli 2011 - Deutschland erlebte 2011 einen trüben, besonders im Südwesten kühlen und vor allem im Osten nassen Juli. Es war der erste zu kühle Monat in diesem Jahr. Im Vorjahr hatte der Juli noch mit viel Sonnenschein und großer Hitze aufgetrumpft. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2.000 Messstationen.

Zu warm war es nur in einigen Gebieten im Norden

Im Vergleich zum langjährigen Mittel war der Juli 2011 in Deutschland mit 16,1 Grad Celsius (°C) 0,8 Grad zu kühl. Die größten negativen Temperaturabweichungen traten laut DWD im Saarland und in Baden-Württemberg auf. Nur im Norden war es gebietweise etwas zu warm. Trotzdem kletterte das Quecksilber im Südwesten am höchsten: Rheinfelden am Hochrhein meldete 33,8°C am 12. Das niedrigste Minimum registrierten die Meteorologen am 16. mit 2,0°C in Merklingen auf der Schwäbischen Alb. Im nur 20 Kilometer südwestlich liegenden Münsingen-Apfelstetten wurde sogar geringer Bodenfrost festgestellt. Die Wassertemperaturen von Nord- und Ostsee, die im Juli 2010 zeitweise bis auf 23°C gestiegen waren, blieben in diesem Jahr unter 20°C.

Im Osten und Nordosten sehr nass, im Westen deutlich trockener

Mit rund 114 Litern pro Quadratmeter (l/m²) übertraf die durchschnittliche Regenmenge im Juli 2011 den Klimawert von 78 l/m² um 48 Prozent. Kennzeichnend für den Monat waren Tiefdruckgebiete mit zahlreichen Niederschlagstagen und Starkregenfällen. Vor allem Tief "Otto", das eine nahezu kreisrunde Zugbahn über Mitteleuropa einschlug, sorgte vom 19. bis zum 24. in einigen Teilen Deutschlands für viel Regen. Betroffen war am 19. Mittelfranken mit bis zu 103 l/m² wie in Gräfenberg-Kasberg, am 20. die Oberlausitz mit bis zu 98 l/m² in Kubschütz, am 21. das östliche Brandenburg mit bis zu 68 l/m² in Müncheberg und am 22. Mecklenburg mit bis zu 111 l/m² in Rostock-Warnemünde. 50 km weiter nord-östlich lag der nasseste Ort im Juli 2011: Mit 291 l/m² übertraf die Regenmenge in Barth den alten Stationsrekord um mehr als das Doppelte. In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg fiel verbreitet das Dreifache, örtlich sogar mehr als das Vierfache des im Juli typischen Mittels. Nach Westen hin nahmen die Mengen dagegen deutlich ab und einige Bundesländer blieben unter dem Soll. In einigen Gebieten setze sich die seit dem Frühjahr bestehende Trockenheit sogar fort.

Erster Monat mit zu wenig Sonnenschein im Jahr 2011

In Deutschland lag das Sonnenscheinmittel im Juli 2011 mit 162 Stunden um 22 Prozent unter dem Soll von 209 Stunden. Die Meteorologen des DWD konnten so den ersten sonnenscheinarmen Monat in diesem Jahr verbuchen. Es war der acht trübste Julimonaten seit Messbeginn 1951. Am längsten zeigte sich die Sonne im Süden und Osten. Rheinfelden am Hochrhein erreichte mit 230 Stunden den Spitzenplatz. Schlusslicht war Lüdenscheid im Sauerland mit 119 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern im Juli 2011
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte*)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Schleswig-Holstein konnte mit 16,4°C (16,3°C) eine leicht positive Temperaturabweichung verzeichnen, Hamburg traf mit 17,0°C genau das Mittel (17,0°C). In Hamburg betrug die Niederschlagsmenge 99 l/m² (77 l/m²) und die Sonnenscheindauer 155 Stunden (201 Stunden); Schleswig Holstein zeigte sich dagegen mit 150 Stunden (210 Stunden) etwas sonnenscheinärmer und mit 126 l/m² (80 l/m²) deutlich nasser.

Niedersachsen und Bremen: Die Durchschnittstemperatur lag in Niedersachsen bei 16,2°C (16,7°C) und in Bremen bei 16,7°C (16,9°C). Obwohl Niedersachsen mit 139 Stunden (191 Stunden) und Bremen mit 138 Stunden (192 Stunden) im Juli 2011 zu den sonnenscheinarmen Regionen zählten, war Bremen mit 63 l/m² (75 l/m²) das trockenste Bundesland und auch Niedersachsen blieb mit 70 l/m² unter dem Sollwert (73 l/m²).

Mecklenburg-Vorpommern: Der Juli 2011 verlief in Mecklenburg-Vorpommern mit 17,0°C (16,8°C) etwas wärmer und mit 142 Stunden (223 Stunden) deutlich sonnenscheinärmer als im vieljährigen Mittel. Zahlreiche Starkregenereignisse führten im nassesten Bundesland zu einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 211 l/m², also 322 Prozent des Klimawertes (66 l/m²). Fast alle Orte meldeten neue Regenrekorde, wie Barth westlich von Greifswald, wo 419 Prozent des Solls fielen. Der alte Spitzenwert wurde hier, an der nassesten Station Deutschlands, mit enormen 291 l/m² um mehr als das Doppelte übertroffen. Die bundesweit größte 24-stündige Menge fiel am 22. in Rostock-Warnemünde mit 111,4 l/m². Dutzende überflutete Straßen und hunderte vollgelaufene Keller machten Dauereinsätze der Feuerwehren erforderlich.

Brandenburg und Berlin: Bedingt durch den Großstadteffekt war Berlin im Juli mit 17,9°C (18,3°C) das wärmste Bundesland, Brandenburg erreichte mit 17,5°C (17,9°C) den zweiten Platz. Für Berlin errechneten die Meteorologen eine Sonnenscheindauer von 169 Stunden (224 Stunden) und für Brandenburg 172 Stunden (223 Stunden). Mit 146 l/m² überstieg die Regenmenge in Berlin das Soll (53 l/m²) recht deutlich. In Brandenburg fielen mit 169 l/m² (54 l/m²) sogar 315 Prozent des Klimawertes. An zahlreichen Stationen traten neue Niederschlagsrekorde auf. Wusterwitz bei Brandenburg/Havel ragte dabei mit 224 l/m², entsprechend 440 Prozent des Klimawertes, besonders heraus.

Sachsen-Anhalt: In Sachsen-Anhalt notierten die DWD-Mitarbeiter im Juli durchschnittlich 16,7°C (17,6°C), 99 l Regen/m² (52 l/m²) und 164 Sonnenstunden (207 Stunden).

Sachsen: Sachsen war im Juli 2011 mit 193 Stunden (210 Stunden) das sonnenscheinreichste Bundesland und die mittlere Temperatur betrug 16,7°C (17,2°C). Der Niederschlag übertraf das Soll (69 l/m²) mit 149 l/m² um mehr als das Doppelte. Tief "Otto" führte am 20. zu enormen Wassermassen, wobei in Kubschütz östlich von Bautzen mit 98,3 l/m² die größte Menge fiel. Das Hochwasser der Flüsse blieb zum Glück geringer als zunächst befürchtet.

Thüringen: Im Juli 2011 kam Thüringen auf 16,0°C (16,4°C). Langenwetzendorf-Göttendorf südlich von Gera meldete am 23. ein Bodenminimum von 0,0°C. Die Regenmenge lag bei 85 l/m² (63 l/m²) und die Sonnenscheindauer bei 166 Stunden (205 Stunden).

Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen zählte im Juli 2011 mit 15,9°C (17,0°C) zu den kühleren und mit 71 l/m² (82 l/m²) zu den trockenen Bundesländern. Bad Salzuflen war mit 28 l/m² der regenärmste deutsche Ort. Beim Sonnenschein bildete Nordrhein-Westfalen mit 133 Stunden (187 Stunden) nur das Schlusslicht. Lüdenscheid im Sauerland war mit 119 Stunden der sonnenscheinärmste Ort.

Hessen: Hier schien die Sonne im Schnitt 155 Stunden (204 Stunden). Hessen war im Juli mit 15,8°C (16,9°C) ein recht kühles und mit 69 l/m² (73 l/m²) ein eher trockenes Bundesland. Im Raum Gießen sind seit Jahresbeginn erst rund 200 l/m² gefallen.

Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz, sonst meist eines der wärmsten Bundesländer, gehörte diesmal mit 15,9°C (17,1°C) zu den kälteren Regionen Deutschlands. Beim Niederschlag belegte es mit 67 l/m² (72 l/m²) den vorletzten Platz. Die Sonnenscheindauer blieb mit 157 Stunden (210 Stunden) deutlich unter dem vieljährigen Klimawert.

Saarland: Im Saarland war der Unterschied zwischen der Durchschnittstemperatur von 15,7°C und dem Klimamittel (17,5°C) am größten. Hier fielen durchschnittlich 77 l/m² (72 l/m²) und die Sonne zeigte sich 153 Stunden (226 Stunden).

Baden-Württemberg: Im Juli 2011 war Baden-Württemberg laut DWD mit 15,8°C (17,1°C) neben dem Saarland das zweitkälteste Bundesland. So zeigte das Thermometer am 16. mit 2,0°C in Merklingen auf der Schwäbischen Alb den tiefsten Wert. Nur 20 km entfernt, in Münsingen-Apfelstetten, trat sogar geringer Bodenfrost auf. Auch die bundesweit höchste Temperatur stammte aus Baden-Württemberg: Rheinfelden meldete 33,8°C am 12. Diese Station am Hochrhein erhielt mit 230 Stunden auch den meisten Sonnenschein. Insgesamt war Baden-Württemberg mit 186 Stunden (229 Stunden) das zweitsonnigste Bundesland. Beim Niederschlag erreichte es 141 l/m² (91 l/m²). Hagel in der Nacht vom 12. auf den 13. bedeckte bei Tuttlingen die Landschaft bis zu 30 cm hoch und verursachte im Landkreis Konstanz Ernteausfälle bis zu 100 Prozent.

Bayern: Bayern war mit 15,6°C (16,7°C) im Juli 2011 das kälteste und mit 183 Stunden (221 Stunden) ein eher sonnenscheinreiches Bundesland. Die Regenmenge lag bei 142 l/m² (101 l/m²). Am 10. fielen im Chiemgau tischtennisballgroße Hagelkörner. Rasch aufkommende Sturmböen ließen am 17. zahlreiche Boote auf dem Chiemsee in Seenot geraten und kentern. Am 19. meldete Gräfenberg-Kasberg östlich von Erlangen 103 l/m². Dadurch blieb die Autobahn A73 wegen Überflutung einen Tag lang gesperrt.

* Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.

© DWD 1996-2011

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Quelle:
Pressemitteilung vom 29.07.2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2011

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