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WETTER/137: Deutschlandwetter im Juli 2012 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 30.07.2012

Deutschlandwetter im Juli 2012
Ein zu nasser, aber sonst recht durchschnittlicher Juli


Offenbach, 30. Juli 2012 - "Der Schaukelsommer, den wir bereits im Juni ertragen mussten, setzte sich auch im Juli 2012 fort. So überrascht nicht, dass der Monat zwar viel zu nass war, bei Temperatur und Sonnenschein aber recht durchschnittlich ausfiel", erklärte Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zum Monatsrückblick der Bundesbehörde. Die meist starke Bewölkung verhinderte tagsüber oft höhere Temperaturen, während sie nachts das Quecksilber nicht so stark absinken ließ. Im letzten Monatsdrittel brachte Hoch "Xerxes" schließlich den Sommer zurück. Das meldet der DWD nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.


Zunächst meist angenehme Temperaturen - dann drehte der Sommer auf heiß

Der Juli 2012 lag in Deutschland mit 17,4 Grad Celsius (°C) um 0,5 Grad über dem Mittel der international gültigen Referenzperiode 1961-1990. Nach der Vergleichsperiode 1981-2010 betrug die Abweichung -0,6°C. Trotz des wechselhaften Wetters bewegten sich die Höchstwerte vom 1. bis zum 21. meist im angenehmen Bereich zwischen 20 und 26°C. Ab dem 22. geriet Deutschland unter den Einfluss des Hochs "Xerxes". Trotzdem traten zunächst noch ein paar recht frische Nächte auf: Am 23. sank das Quecksilber in Oberstdorf und in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge auf 2°C. Nürnberg-Netzstall meldete sogar Bodenfrost von -1,1°C. Bereits einen Tag später kletterte die Temperatur bei viel Sonnenschein an der gleichen Station auf 31,1°C. Die größte Hitze herrschte bundesweit am 27. mit gebietsweise mehr als 35°C. Heißester Ort war dabei Bad Kreuznach südwestlich von Mainz mit 36,5°C.


Besonders im Norden und Osten zu nass - gebietsweise aber auch zu trocken

Im bundesweiten Durchschnitt fiel im Juli 2012 mit rund 99 Litern pro Quadratmeter (l/m²) 128 Prozent des vieljährigen Klimawertes von 78 l/m². Zunächst befand sich Mitteleuropa in einer lebhaften südwestlichen Strömung, mit der zahlreiche Tiefausläufer über Deutschland hinweg zogen. Sie sorgten fast täglich für Niederschläge, die meist schauerartig oder zusammen mit heftigen Gewittern auftraten - oft in Verbindung mit Blitzeinschlägen und schweren Sturmböen. So wurden am 6. und 7. vier Menschen durch Blitze oder umstürzende Bäume erschlagen. Ergiebige Regenfälle, bei denen vom 1. bis zum 6. zum Beispiel in Sohland südlich von Bautzen 104 l/m² niedergingen, ließen in der Oberlausitz zahlreiche Flüsse und Bäche über die Ufer treten. Im letzten Drittel des Monats erlebte fast ganz Deutschland erstmals seit Mai fünf trockene Tage am Stück. Allerdings folgten sofort teils kräftige Gewitter. Der im Juli nasseste Ort war Wolfach im Schwarzwald mit 207 l/m². Die größte 24-stündige Menge meldete Lichtentanne bei Zwickau am 6. mit 81,1 l/m². Etwa 25 Prozent aller Stationen des DWD - die meisten davon in Bayern -blieben unter ihrem Niederschlagssoll für den Juli. Am trockensten war es in Neuburg an der Donau mit nur 29 l/m².


Am sonnigsten war es im Juli im Küstenbereich der Nordsee

Nach den wolkenreichen ersten beiden Dekaden holte der Juli 2012 im letzten Drittel mächtig auf, erreichte aber mit 194 Stunden nicht mehr sein Soll von 209 Stunden. Die sonnenscheinreichste Region war die Küste der Nordsee, der Spitzenreiter hieß St. Peter-Ording mit 248 Stunden. Schlusslicht war Braunlage im Harz mit nur 145 Stunden.


Das Wetter in den Bundesländern im Juli 2012
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Schleswig-Holstein war im Juli mit 16,6°C (16,3°C) das kühlste und mit 124 l/m² (80 l/m²) das nasseste Bundesland. Die Sonne zeigte sich hier 210 Stunden (210 Stunden). Den deutschlandweit meisten Sonnenschein erhielt St. Peter-Ording mit 248 Stunden. Am 8. zog um 19.30 Uhr ein Tornado über Nordhastedt bei Heide. In Hamburg lag die Mitteltemperatur bei 17,6°C (17,0°C), die Niederschlagsmenge bei 90 l/m² (77 l/m²) und die Sonnenscheindauer bei 198 Stunden (201 Stunden).

Niedersachsen und Bremen: Das im Durchschnitt mit 17,1°C (16,7°C) zweitkühlste Bundesland Niedersachsen kam auf 200 Sonnenstunden (191 Stunden) und 101 l/m² (73 l/m²). Nach einem heftigen Gewitter wurde am 6. in Lüneburg eine Radfahrerin von einem umstürzenden Baum erschlagen. Bremen erreichte mit 17,4°C (16,9°C) genau den bundesweiten Schnitt, gehörte mit 86 l/m² (75 l/m²) zu den vergleichsweise trockenen Regionen und war mit 217 Stunden (192 Stunden) das sonnigste Bundesland.

Mecklenburg-Vorpommern: Die Meteorologen des DWD notierten hier 17,5°C (16,8°C) und 201 Stunden (223 Stunden) Sonnenschein. Mit nur 79 l/m² (66 l/m²) belegte Mecklenburg-Vorpommern beim Niederschlag den letzten Platz. Starker Wind während eines Gewitters brachte am 8. ein Segelboot auf dem Schweriner See zum Kentern. Einer der beiden Männer wird noch vermisst. Tornados konnte man am 8. in Vielist bei Waren (Müritz) und am 13. in Tessin südöstlich von Rostock beobachten.

Brandenburg und Berlin: Im Juli 2012 war Brandenburg mit 18,6°C (17,9°C) das zweit-wärmste Bundesland. Bei durchschnittlich 95 l/m² (54 l/m²) Regen schien die Sonne 211 Stunden (223 Stunden). Berlin präsentierte sich mit 18,9°C (18,3°C) als das wärmste und mit 213 Stunden (224 Stunden) als das zweitsonnigste Bundesland. Die Regenmenge überstieg mit 115 l/m² das Soll (53 l/m²) um mehr als das Doppelte. In der Nacht zum 1. brannten in Berlin durch Blitzeinschläge zwei Einfamilienhäuser.

Sachsen-Anhalt: Hier brachte der Juli bei 17,8°C (17,6°C), 209 Sonnenstunden (207 Stunden) und 79 l Niederschlag/m² (52 l/m²). Nach sintflutartigem Regen mit bis zu 61 l/m² in kurzer Zeit standen am 5. Teile von Staßfurt sowie Aschersleben unter Wasser.

Sachsen: Sachsen zählte mit 107 l/m² (69 l/m²) zu den nassen, mit 211 Stunden (210 Stunden) zu den sonnenscheinreichen und mit 18,3°C (17,2°C) zu den warmen Bundesländern. Trotzdem registrierte man in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge am 23. ein Minimum von nur 1,9°C. In der Nacht zum 1. wurden auf einem Musik-Festival in Roitzschjora nördlich von Leipzig 51 Menschen durch einen Blitzeinschlag verletzt. Am frühen Abend des 6. und am Nachmittag des 7. erschlug der Blitz sogar zwei Menschen. Ebenfalls am 6. stürzte in Laußnitz bei Dresden ein Baum auf ein Auto, in dem ein Mann starb. Die bundesweit höchste Tagesmenge meldete Lichtentanne bei Zwickau am 6. mit 81,1 l/m². In Sohland südlich von Bautzen gingen vom 1. bis zum 6. 104 l/m² nieder. An zahlreichen Flüssen in der Oberlausitz entstand Hochwasser, im Landkreis Görlitz wurde sogar Katastrophenalarm ausgerufen.

Thüringen: Thüringen erreichte im Juli 2012 17,4°C (16,4°C) und 91 l/m² (63 l/m²). Beim Sonnenschein landete es mit 186 Stunden (205 Stunden) auf dem letzten Platz.

Nordrhein-Westfalen: In dem mit 186 Stunden (187 Stunden) zweitsonnenscheinärmsten Bundesland fiel im Juli 2012 mit 116 l/m² (82 l/m²) der zweitmeiste Niederschlag. Mit 17,1°C (17,0°C) gehörte Nordrhein-Westfalen zu den kühleren Regionen. Ein Tornado der Stärke F1 deckte am 13. ab 16.40 Uhr in Remscheid zahlreiche Dächer ab.

Hessen: Für Hessen errechnete man im Juli 17,3°C (16,9°C), 198 Sonnenstunden (204 Stunden) und 106 l/m² (73 l/m²). Am 7. um 11.20 Uhr schlug ein Tornado zwischen Heuchelheim und Gießen eine 2 km lange Schneise in die Pflanzenwelt.

Rheinland-Pfalz: In Rheinland-Pfalz betrug die Regenmenge 91 l/m² (72 l/m²). Die Sonnenscheindauer mit 205 Stunden (210 Stunden) und die Temperatur mit 17,2°C (17,1°C) wichen in Rheinland-Pfalz nur wenig vom Klimawert ab. Am höchsten kletterte das Quecksilber am 27. Juli 2012 in Bad Kreuznach: gemessen wurden 36,5°C.

Saarland: Das Saarland war im Juli bei 205 Sonnenstunden (226 Stunden) mit 83 l/m² (72 l/m²) das zweittrockenste Bundesland. Mit 17,1°C (17,5°C) wies lediglich das Saarland bundesweit eine negative Temperaturabweichung auf.

Baden-Württemberg: Hier registrierten die Meteorologen 17,4°C (17,1°C), 210 Sonnenstunden (229 Stunden) und 105 l/m² (91 l/m²) Regen. Wolfach im Schwarzwald war im Juli der nasseste Ort mit rund 207 l/m². In der Nacht zum 1. fegten heftige Gewitter vor allem über die mittleren und östlichen Landesteile hinweg. In Dischingen bei Heidenheim blies der Sturm einige Zelte eines Rockfestivals empor und verletzte dabei zehn Menschen. In einem Zeltlager in Balingen im Zollernabkreis musste das Rote Kreuz 250 Kinder evakuieren. Starke Regenfälle lösten am frühen Morgen des 6. einen Erdrutsch aus, der die Bahnstrecke zwischen Rheinfelden und Murg blockierte.

Bayern: Bayern konnte im Juli 2012 weder mit 199 Stunden sein Sonnenscheinsoll (221 Stunden) noch mit 91 l/m² sein Regensoll (101 l/m²) erfüllen. Die trockenste deutsche Station hieß Neuburg an der Donau mit nur 29 l/m². Doch tobten örtlich auch schwere Gewitter. In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli trafen sie besonders das nördliche Schwaben: Auf der Fahrt zwischen Günzburg nach Gundelfingen wurde eine Frau durch einen umstürzenden Baum in ihrem Auto erschlagen. In Oettingen verletzte der Gewittersturm 18 Besucher eines Volksfestes durch umknickende Bäume und umherfliegende Gegenstände. Im unterfränkischen Aub schlugen bis 4 cm dicke Hagelkörner Löcher in ein Festzelt. In Hilpertsweiler bei Feuchtwangen fielen sogar Hagelkörner mit einem Durchmesser bis zu 9 cm. Ein heftiges Gewitter, bei dem 62 l/m² fielen, setzte am Morgen des 5.Teile von Waldaschaff im Spessart unter Wasser. Die Temperatur lag in Bayern bei 17,5°C (16,7°C). Nürnberg-Netzstall meldete am 23. Bodenfrost mit -1,1°C.

Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten drei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.

© DWD 1996-2012

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Quelle:
Pressemitteilung vom 30.07.2012
Pressestelle des Deutschen Wetterdienstes,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Juli 2012

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