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GESCHICHTE/024: Max Planck - Wissenschaftler mit Zivilcourage (TU Berlin intern)


TU Berlin intern 2-3/08
Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin

"Wenn er ein Zimmer betrat, wurde die Luft besser"
Max Planck - Wissenschaftler mit Zivilcourage

Von Hans Christian Förster


Max Planck, dessen 150. Geburtstag wir am 23. April 2008 begehen, gehört neben Albert Einstein zu den bedeutendsten Physikern des 20. Jahrhunderts. Durch die Quantentheorie revolutionierte Planck wider Willen die Physik und eröffnete eine neue Epoche der Naturforschung. Seine großen theoretischen Leistungen werden in diesen Tagen vielerorts gewürdigt; hier soll an die Persönlichkeit Max Plancks erinnert werden.


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Planck, in Kiel geboren, wächst in einer liberal-konservativen Juristenfamilie auf. Ordnungssinn und Akribie gelten ihm früh als wichtige Handlungsmaximen. Das Abiturzeugnis des angesehenen Münchner Maximiliansgymnasiums lobt seine Tüchtigkeit und Liebenswürdigkeit, Eigenschaften, die sich in seinem Leben trotz der Widrigkeiten bewähren werden. Hochbegabt auf vielen Gebieten entscheidet sich der junge Mann für ein Physik- und Mathematikstudium ab 1875 in München und Berlin. Die Vorlesungen von Hermann von Heimholtz und Gustav Kirchhoff findet er wenig innovativ. Auf seinem Spezialgebiet, der modernen Thermodynamik, bevorzugt er - im Selbststudium - die Schriften des Bonner Physikprofessors Rudolf Clausius, die sein wissenschaftliches Verständnis mehr und mehr prägen. Dieses akademische Einzelkämpferdasein ist bestimmend für Plancks Leben als Physiker. Doch er liebt und genießt auch die Geselligkeit des gemeinsamen Musizierens, des intellektuellen Gesprächs und des alpinen Wanderns. Bald beginnt eine der erstaunlichsten Wissenschaftlerkarrieren des Jahrhunderts: 1879 die Promotion mit "summa cum laude", 1880 mit 22 Jahren Habilitation und unbezahlter Privatdozent, 1883 Extraordinarius in Kiel - sein "glücklichster Tag", weil endlich finanziell unabhängig -, 1885 Ordinarius, 1889 Nachfolger Kirchhoffs in Berlin als Extraordinarius, 1892 Ordinarius, 1894 Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften und Beginn jener Arbeiten, die 1900 zur "Geburt der Quantentheorie" führen, und dann - 1918 der Nobelpreis.

Auch im Privatleben gibt es Veränderung: Planck heiratet 1887 Marie Merck. Vier Kinder, Karl, die Zwillinge Emma und Grete sowie Erwin, werden geboren. Neben seiner Forschungstätigkeit ist Planck ein guter, aufmerksamer Vater. Das Haus wird ein kultureller Mittelpunkt Berlins. Besonders die Musik wird auf hohem Niveau gepflegt. Planck komponiert und begleitet den berühmten Geiger Joseph Joachim am Klavier. Mit Assistenten und Kollegen wie Lise Meitner, Albert Einstein und Otto Hahn musiziert er gemeinsam, genießt die aktive Erholung im familiären und kollegialen Kreis. Trotz schwerer Schicksalsschläge - 1909 stirbt seine Frau, 1916 fällt Sohn Karl, 1917 und 1919 sterben die Töchter im Kindbett - versagt Planck sich die Verbitterung. 1914 holt er Einstein nach Berlin und protestiert in den zwanziger Jahren gegen antisemitische Angriffe auf den Kollegen.

Auch nach 1933 verteidigt Planck die deutsche Wissenschaft verzweifelt gegen die Indienstnahme durch das Hitlerregime. Doch wie könnte dieser kultivierte, taktvolle Mann dem skrupellosen Diktator gewachsen sein? Dennoch zeigt Planck Mut und setzt sich für eine Ehrung des aus Deutschland vertriebenen Nobelpreisträgers und Juden Fritz Haber ein. Für diese humane Pflicht nimmt er selbst eine Verhaftung in Kauf. Im Februar 1945 wird sein Sohn Erwin wegen Beteiligung am Widerstand hingerichtet - das Gnadengesuch Max Plancks bleibt ohne Antwort von Hitler. Mit den Bomben auf Berlin verliert er fast seine gesamte Habe. In Göttingen findet der 87-Jährige ein neues Zuhause und engagiert sich ab Mai '45 für den Wiederaufbau von Forschung und Lehre. Am 4. Oktober 1947 stirbt Max Planck - hochgeehrt und verehrt von vielen Physikern weltweit. Lise Meitner, Plancks erste Assistentin, sagte über ihn einmal: "Wenn er ein Zimmer betrat, wurde die Luft besser."


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Quelle:
TU Berlin intern Nr. 2-3, Februar/März 2008, Seite 12
Herausgeber:
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Erscheinungsweise: monatlich, neunmal im 23. Jahrgang


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2008