Schattenblick →INFOPOOL →PANNWITZBLICK → PRESSE

PROJEKT/613: Selbstständigkeit kann man trainiern (Bethel)


Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - 03.08.2010

Selbstständigkeit kann man trainiern

Mit vielen kleinen Schritten zurück ins Leben


Bielefeld-Bethel. "Das ist schon eine gute Sache, so eine eigene Wohnung", sagt Lutz Aselmann und schaut sich zufrieden in der nagelneuen Küche um in seiner Küche. Seit Kurzem wohnt der 49-Jährige an der Brackweder Straße in Bielefeld. Das geräumige Apartment teilt er sich mit einem Mitbewohner. So weit, so normal.

Was Lutz Aselmann und seinen Zimmernachbarn von den anderen Menschen unterscheidet, die in dem modernen Mehrfamilienhaus leben: Beide sind so genannte "Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen", die noch vor gar nicht allzu langer Zeit auf ein hohes Maß an Hilfe angewiesen waren. Den ehemaligen EDV-Spezialisten riss ein Hirninfarkt aus dem selbstständigen und aktiven Leben und brachte ihn - nach Akutbehandlung und Reha - in das Eckardtsheimer Fachkrankenhaus Rehoboth. Die Betheler Einrichtung hat sich auf die Versorgung, Unterstützung und Förderung von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen spezialisiert.

Die Wohnung an der Brackweder Straße ergänzt als eine von drei Satelliten-Einrichtungen das stationäre Angebot des Hauses Rehoboth. Des Weiteren erhalten acht Menschen in ihren eigenen Wohnungen Unterstützung durch das Eckardtsheimer Fachkrankenhaus; etwa durch eine Rufbereitschaft, die rund um die Uhr zur Verfügung steht. "Die habe ich noch nie gebraucht", sagt Lutz Aselmann nicht ohne Stolz. Er wurde in Rehoboth fit für die Selbstständigkeit gemacht: Ein halbes Jahr lebte er hier in einer Dreier-Wohngruppe. Von den Mitarbeitenden, aber auch von einer ehemaligen Mitbewohnerin hat er viel gelernt. Auch heute noch besucht er jeden Tag die Ergotherapie in Eckardtsheim; ambulante medizinische Rehabilitationsmaßnahmen vervollständigen das Förderprogramm.

"Ein entscheidender Vorteil ist, dass unsere Patienten die Mitarbeiter, die sie ambulant unterstützen, schon aus unserem Fachkrankenhaus kennen", sagt Einrichtungsleiter Wolfgang Ludwig. Zwei Mal am Tag überprüfen sie die Medikation und helfen bei beschwerlichen Tätigkeiten, wie etwa dem Bettenmachen. Das Meiste schafft Lutz Aselmann mittlerweile aber alleine - dank intensiver Förderung und mühevollem Training. "Ich habe geübt, geübt und geübt", blickt er zurück. Das war anstrengend, hat sich aber gelohnt. "Am Anfang konnte ich echt gar nichts. Aber daran kann ich mich nicht mal mehr erinnern. Meine Krankenhaus-Kollegen haben mir später erzählt, wie fertig ich war."

Die Räume in der großzügigen Neubauwohnung sind komplett eingerichtet: "Wir haben jetzt auch eine Mikrowelle", sagt Lutz Aselmann. "Damit mache ich mir abends was zu essen warm." In Rehoboth besuchte er eine Kochgruppe, in der Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen lernen, sich wieder zunehmend selbst zu versorgen. Aber dieses Training sollte das einzige sein, das er abbrach. "Das war nix", sagt Lutz Aselmann, zuckt mit den Achseln und lacht verlegen. Der große Koch sei er auch früher nie gewesen.

Heute kann Lutz Aselmann wieder sprechen, schreiben und innerhalb seiner Wohnung mit einem Gehstock laufen. Verloren geglaubte Fähigkeiten kommen wieder, sein Bewegungsradius wächst. Den nahen Supermarkt erreicht er jetzt alleine mit seinem Rollstuhl. "Viele Menschen sind nach einem Schicksalsschlag sehr deprimiert", sagt Lutz Aselmann. "Ich war das am Anfang auch. Aber ich habe verstanden, dass ich selbst etwas ändern kann." Mit dem Erreichten will er sich nicht zufrieden geben. Das nächste Ziel: Die drei Treppen, die zu seiner Wohnung führen - die will er alleine schaffen.


Für viele Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen bedeutet das Leben in einer externen Wohngruppe der erste Schritt zurück in die Selbstständigkeit. Deshalb will das Fachkrankenhaus Rehoboth weitere barrierefreie, rollstuhlgerechte Wohnungen anmieten. Angebote nimmt Einrichtungsleiter Wolfgang Ludwig unter der Tel. 0521/144-1586 oder via Email: wolfgang.ludwig@bethel.de entgegen. Ebenfalls gesucht werden ehrenamtliche "Paten", die Bewohnerinnen und Bewohner von Haus Rehoboth dabei unterstützen, wieder einen Platz im öffentlichen Leben einzunehmen - sei es im Sportverein, in der Gemeindearbeit oder einer anderen geselligen Aktivität.


*


Quelle:
Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel vom 03.08.2010
Zentrale Öffentlichkeitsarbeit
Dankort, Quellenhofweg 25
33617 Bielefeld
Telefon: 0521/144-3599, Telefax 0521/144-5214
E-Mail: pr.information@bethel.de
Internet: www.bethel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2010