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KULTUR/134: UnerHÖRte Klänge - Konzerte für Menschen mit Hörgerät oder Cochlea-Implantat (idw)


Universitätsklinikum Heidelberg - 21.05.2010

UnerHÖRte Klänge


Am 20. Mai 2010 lud die Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik Heidelberg zum Konzert für Hörgeschädigte ein / Auftaktveranstaltung der Musik-Reihe "UnerHÖRte Klänge" in Kooperation mit dem Theater und Orchester Heidelberg

Am Donnerstag, dem 20. Mai 2010, hat die Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik Heidelberg in der Kopfklinik ein Konzert speziell für Patienten mit Hörgerät oder Cochlea-Implantat (CI), einer Innenohrprothese, veranstaltet. Vor rund 50 Zuhörern trugen Künstler des Theaters und Orchesters Heidelberg, begleitet von Klavier und Gitarre, klassische Stücke sowie Songs aus den Bereichen Rock, Pop und Singer/Songwriter-Musik vor. Zudem lud eine Ausstellung von "Ohren"-Grafiken des Heidelberger Künstlers Kalle zum Schmunzeln ein.

"Die Konzertreihe 'UnerHÖRte Klänge' ist Teil unseres neuen Rehabilitations-Konzeptes, mit dem wir Träger eines Cochlea-Implantates auf unterhaltsame Art über das reine Hörtraining hinaus fordern wollen", so Professor Peter K. Plinkert, Ärztlicher Direktor der Universitäts-HNO-Klinik Heidelberg, bei der Begrüßung der Gäste.

Aus Angst, nichts zu verstehen, meiden viele hörgeschädigte Menschen kulturelle Angebote wie Theatervorstellungen, Opern oder Konzerte. Die Angst ist nicht ganz unbegründet: Eine Vielzahl von Störgeräuschen in großen Sälen mit vielen Menschen und Instrumenten erschweren das Hören und Verstehen mit Hörgerät und Cochlea-Implantat.

Konzerte im überschaubaren Rahmen erleichtern das Hören

Das Hörzentrum Rhein-Neckar der Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik will seine Patienten nun dabei unterstützen, diese Angst zu überwinden. "Unsere Musikreihe gibt hörgeschädigten Menschen die Möglichkeit, sich ohne Stress wieder an diese Form der kulturellen Unterhaltung heranzutasten", erklärt Organisator Sascha Roder, zuständig für die CI-Rehabilitation an der HNO-Universitätsklinik.

Die Konzerte, die drei- bis viermal im Jahr stattfinden sollen, sind kostenlos und erleichtern durch eine überschaubare Zahl an Instrumenten sowie einem kleinen Publikum das Hören. "Besonders CI-Träger können heute ausprobieren, wie es klingt, jemanden live singen zu hören. Vielleicht klappt es besser als gedacht, und wenn nicht, können wir anschließend besprechen, was wir bei der Einstellung noch verbessern oder im Training berücksichtigen können", so Sascha Roder.

Entsprechend diesem Konzept steigerte sich auch der Anspruch und die Intensität der vorgetragenen Stücke. Den Anfang machte die Sopranistin Silke Schwarz mit dem Abendlied "Der Mond ist aufgegangen" nach Johann Abraham Peter Schulz. Joana Mallwitz begleitete sie auf dem Klavier. Es folgten weitere klassische Stücke von Franz Schubert, Wolfgang Amadeus Mozart oder Robert Schumann.

Künstler des Theaters und Orchesters Heidelberg trugen Klassik sowie Rock und Pop vor

Im zweiten Teil des Konzerts steigerte sich die Dynamik und damit auch der Schwierigkeitsgrad: Schauspieler Bastian Semm trug mit Gitarre und Mundharmonika Songs von Johnny Cash und John Lennon aus seinem aktuellen Bühnenprogramm "Lennon - Free as a Bird" und "Cash - Tribute to the Man in Black" vor. Bei der Zugabe war das Publikum schließlich selbst gefordert. Es galt, gemeinsam mit Silke Schwarz und begleitet von Joana Mallwitz am Klavier "Der Mond ist aufgegangen" mitzusingen.

Anders als bei Hörgeräten muss das Hören mit einem Cochlea-Implantat, das Töne in elektrische Signale umwandelt und an das Innenohr weitergibt, erst wieder erlernt werden. Gerade Musik ist als komplexes Zusammenspiel unterschiedlicher Klänge für CI-Träger eine Herausforderung. Entsprechend war der Höreindruck bei den Besuchern sehr unterschiedlich - ein Anlass zum regen Austausch im Anschluss: Während hohe Töne manchem CI-Träger Schwierigkeiten machten und sich mit dem Cochlea-Implantat eher blechern anhörten, klang der zweite Teil mit den tieferen Tonlagen "schon fast wie Musik" - so das Erfolgserlebnis einer Zuhörerin. Andere CI-Träger hatten keine Probleme mit dem Klangeindruck: "Ich trage seit acht Jahren ein Cochlea-Implantat und kann seit einigen Jahren wieder Musik hören", so CI-Träger Matthias Georgi von der Selbsthilfegruppe Rhein-Neckar. "Man darf die Geduld nicht verlieren."

Abwechslungsreiches Programm für Hörgeschädigte

Neben weiteren Konzerten stehen im Jahr 2010 noch ein Krimispiel sowie ein Workshop zum kreativen Üben mit dem CI, wieder in Zusammenarbeit mit dem Theater und Orchester Heidelberg, auf dem Programm des Hörzentrums Rhein-Neckar.

Weitere Informationen
zum Programm des Hörzentrums Rhein-Neckar:
www.heidelbergte-ganz-ohr.de

Ansprechpartner:
Diplom-Pädagoge Sascha Roder M.A.
Universitäts-HNO-Klinik Heidelberg
CI-Rehabilitation
E-Mail: sascha.roder@med.uni-heidelberg.de


Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.600 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.400 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 21.05.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Mai 2010