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MELDUNG/363: Fünf Unternehmen erhielten den Inklusionspreis 2013 (Selbsthilfe)




Selbsthilfe - 4/2013

Fünf Unternehmen erhielten den Inklusionspreis 2013, auch Volkswagen gehörte zu den Preisträgern

Vorbilder für inklusive Arbeit

Von Lisa Klauss

Die Wirtschaft profitiert davon, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen - das zeigen die fünf Gewinner des "Inklusionspreises 2013 für Unternehmen", der besonderes Engagement in der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Handicap auszeichnet. Vergeben wurde der vom UnternehmensForum ausgelobte Preis in diesem Jahr gemeinsam mit der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, Schirmherr war der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe.


Fünf Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen und damit wirtschaftlich erfolgreich sind: Die Preisträger des Inklusionspreises 2013 zeigen ganz praktisch, dass sich Inklusion lohnt - und zwar unabhängig von der Unternehmensgröße. "Der Inklusionspreis 2013 beweist, dass von einer Ausbildung, Beschäftigung oder Weiterbeschäftigung von Menschen mit Handicap alle Seiten profitieren - egal ob in kleinen, mittelständischen oder großen Firmen", so Olaf Guttzeit, Vorstandsvorsitzender des UnternehmensForums. Um die Vielfalt der möglichen Inklusionsmaßnahmen zu zeigen, wurde der Preis erstmalig in fünf Kategorien verliehen: Unternehmen unterschiedlicher Größe konnten sich für den Inklusionspreis 2013 bewerben und wurden von der Jury in den Kategorien "Kleines Unternehmen", "Mittelgroßes Unternehmen", "Großes Unternehmen", "Öffentliches Unternehmen" und "Für besonderes Engagement" bewertet.


Prämierte Unternehmen zeigen, wie Inklusion gelingt

Und tatsächlich spiegeln die Gewinner des Inklusionspreises 2013 die ganze Bandbreite unternehmerischen Engagements in der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung wider: Der Flughafen München überzeugte in der Kategorie "Mittelgroßes Unternehmen" mit einer hohen Beschäftigtenquote und der Ausbildung von Jugendlichen mit geistiger Behinderung. Als "Kleines Unternehmen" wurde der Biomarkt Roland Geist ausgezeichnet, dessen Kunden von drei jungen Frauen mit Mehrfachbehinderung bedient werden. Dass leistungsgewandelte Mitarbeiter auch unter herausfordernden Bedingungen weiterbeschäftigt werden können, zeigt die Berliner Stadtreinigung, die in der Kategorie "Öffentliches Unternehmen" gewann. Für ihr "Besonderes Engagement" erhielt die Firma Ro/Se Blechverarbeitung GmbH den Inklusionspreis. Dem persönlichen Engagement des Inhabers ist es zu verdanken, dass hier so viele Menschen mit Behinderung eine Beschäftigung gefunden haben: Fast 60 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Menschen mit Behinderung - darunter auch viele leitende Kräfte. Inklusion in ganz großem Stil wird auch bei Volkswagen gelebt: Der Automobilhersteller begeisterte die Jury in der Kategorie "Großunternehmen" vor allem durch einen ganzheitlichen Beschäftigungsansatz und die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.


Auf der Überholspur: Volkswagen als inklusiver Arbeitgeber

Volkswagen weiß um das Potenzial von Menschen mit Behinderung - davon ist die Jury überzeugt. Von den mehr als 110.000 Frauen und Männern, die bei Volkswagen in Deutschland arbeiten, stellen Schwerbehinderte einen Anteil von gut sechs Prozent dar. Allein am Konzernsitz in Wolfsburg arbeiten rund 2.500 Menschen mit verschiedenen Handicaps: Blinde und Gehörlose, Frauen und Männer mit unterschiedlichen Graden von Behinderungen. Zudem bildet das Unternehmen junge Menschen mit Behinderung aus. Die Ganzheitlichkeit, mit der Volkswagen die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im eigenen Unternehmen fördert, kommt nicht von ungefähr: Angesichts einer alternden Gesellschaft und des drohenden Fachkräftemangels setzt der Konzern auf eine demografiefeste Personalpolitik. Inklusion ist bei dem Großunternehmen deshalb fest in der Unternehmenskultur verankert. "Barrierefreiheit beginnt im Kopf", erklärt Volkswagen-Personalleiter Martin Rosik. "Bei Volkswagen schauen wir auf den Menschen, seine Fähigkeiten und Potenziale. Wir schauen darauf, was jemand kann - und nicht darauf, was er oder sie nicht oder nicht mehr so gut kann."


Rehabilitation für langfristige Beschäftigung

Dieser Grundsatz prägt auch die firmeninternen Angebote zur beruflichen Rehabilitation, wie zum Beispiel das Programm "Work2Work": Über 700 leistungsgewandelte Mitarbeiter können an individuell eingerichteten Arbeitsplätzen einer passenden Beschäftigung nachgehen. Neubauten werden bei Volkswagen generell barriere refrei errichtet, darunter auch das neue Logistikzentrum in Wolfsburg-Fallersleben mit 120 Arbeitsplätzen für Mitarbeiter mit Behinderung. Auf ein vorerst geplantes Outsourcing wurde dort bewusst verzichtet - stattdessen kommen nun die Mitarbeiter unter, deren bisherige Tätigkeit im Unternehmen ihre Gesundheit auf Dauer ernsthaft gefährdet hätte. Als Querschnittstelle dient dabei die Arbeitsgruppe Inklusion: Hier arbeitet das Team "Integrationsmanagement und Soziale Dienste" gemeinsam mit Personaiwesen, Fachbereichen, Be-triebsrat, der Schwerbehindertenvertre-tung und dem Gesundheitswesen an der Umsetzung der UN-Behindertenrechts-konvention. Die ganzheitliche Herange- hensweise hat letztendlich auch die Jury überzeugt: "Volkswagen hat alles, was man sich an inklusivem Engagement von einem Großunternehmen und fairen Arbeitgeber wünscht."


Gute Beispiele für Unternehmen

Ob Großkonzern oder Kleinunternehmen - alle Preisträger des Inklusionspreises 2013 haben bewiesen, dass die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung sich lohnt. Das kann Ansporn und Vorbild für Unternehmen sein, denen das Wissen oder vielleicht auch der Mut zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung noch fehlt. Auch im nächsten Jahr wird es deshalb wieder einen Inklusionspreis geben, denn das Ziel der Preisverleihung bleibt bestehen:" Mit dem Inklusionspreis wollen wir konkrete Hilfestellung geben und gemeinsam zum Umdenken anregen - weg von den Schwächen, hin zu den Stärken und Potenzialen von Menschen mit Behinderungen", erklärt Olaf Guttzeit. "Erst, wenn die Barrieren in den Köpfen überwunden sind, kann Inklusion wirklich gelingen."


DAS UNTERNEHMENSFORUM

Das UnternehmensForum ist ein branchenübergreifender Zusammenschluss großer und mittelständischer Unternehmen, der sich für die Ausbildung, Beschäftigung und Weiterbeschäftigung von Menschen mit Behinderung einsetzt - mit dem Ziel, ein Bewusstsein für das besondere Potenzial dieser Menschen für die Arbeitswelt zu schaffen. Die Initiative dient dabei als bundesweite Plattform, um Erfahrungen auszutauschen, gute Beispiele zu erarbeiten und konkrete Anregungen zu entwickeln. Zu den Mitgliedern des UnternehmensForums gehören unter anderem die Fraport AG, RWE, Boehringer Ingelheim, BASF, ZDF, die Deutsche Bahn AG, Galeria Kaufhof, das Paul-Ehrlich-Institut, die KfW Bankengruppe, Schott AG und die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden.

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Quelle:
Selbsthilfe 4/2013, S. 20-21
Zeitschrift der BAG SELBSTHILFE e.V.
Herausgeber: Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe
von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2014