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PROJEKT/649: Mobile Mieterhilfe unterstützt verschuldete Mieter (Bethel)


Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - 24.10.2012

Mobile Mieterhilfe unterstützt verschuldete Mieter

Helfen, bevor die Wohnung verloren ist



Bielefeld-Bethel. Eigentlich war das Einkommen von Horst Pfannkuche gesichert. Der 69 Jahre alte Mann aus Bielefeld konnte von seiner bescheidenen Rente leben. Doch dann geriet sein Leben in Schräglage: Horst Pfannkuche schlitterte in eine finanzielle Misere, aus der er sich erst mit der Unterstützung der Mobilen Mieterhilfe Bielefeld befreien konnte.

"Es kam einfach eins zum anderen", erinnert sich Horst Pfannkuche, der seit frühster Kindheit körperbehindert und anfallskrank ist und seit zehn Jahren einen Rollstuhl benötigt. Vor allem zwei Todesfälle in der Familie brachten ihn aus dem Gleichgewicht. Der Verlust seiner Angehörigen schmerzte ihn sehr. Zudem war er nun mit seinen monetären Angelegenheiten auf sich allein gestellt. Auch wenn er es zunächst nicht wahrhaben wollte: Nach und nach entglitt ihm die Kontrolle über seine Finanzen.

Aufgrund seiner Beeinträchtigung erledigt er seine Geldgeschäfte vorwiegend telefonisch oder am Computer. Er kann gut umgehen mit dem Computer, fühlte sich auch im Internet sicher - aber trotzdem gab es Situationen, in denen Horst Pfannkuche mit seinem Latein am Ende war. Telefonisch oder via Internet waren mit der Zeit zahlreiche Verträge entstanden, die sein geregeltes, aber überschaubares Einkommen zu immer größeren Teilen auffraßen. "Irgendwann habe ich den Überblick verloren", gesteht der Bielefelder.

"Die haben mich regelrecht geplündert, und ich konnte nichts dagegen machen", klagt Horst Pfannkuche. "Die", das sind vor allem Gewinnspielagenturen, oftmals mit Sitz im Ausland, denen er großzügig Einzugsermächtigungen eingeräumt hatte. Besonders fatal: Kleine Lastschriften dieser Lotto-Gemeinschaften, aber auch von Versicherungen und Telefonanbietern, wurden am Monatsanfang abgebucht. Wenn später dann größere Beträge wie Miete, Stadtwerke oder die Rechnung der Bringedienste, über die er seine Mahlzeiten bezieht, fällig waren, blieb nichts mehr übrig. Bald stand er bei seinen Gläubigern tief in der Kreide, eine Räumungsklage gegen ihn war schon erfolgt. Doch der Vermieter seiner Zwei-Zimmer-Wohnung in Bielefeld-Oldentrup, die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft BGW, wollte nicht räumen. Stattdessen benachrichtigte sie die Mobile Mieterhilfe, die Bielefelder Bürger unterstützt, wenn sie in finanzielle Turbulenzen geraten sind und der Verlust der Wohnung droht.

Seit anderthalb Jahren wird Horst Pfannkuche von Mieterhilfe-Mitarbeiter Jürgen van der List begleitet und unterstützt. Gemeinsam arbeiteten sich die beiden durch einen Wust an finanziellen Verpflichtungen. Jede Kontobewegung wurde überprüft, überflüssige Versicherungen gekündigt, Zahlungsunfähigkeiten mitgeteilt, Ratenzahlungen verabredet, Wohngeld beantragt und Schuldner befriedigt. Der wichtigste Schritt, da sind sich Horst Pfannkuche und Jürgen van der List einig, war die Einrichtung eines so genannten Treuhandkontos. "Ab jetzt", ist Horst Pfannkuche überzeugt, "geht alles seinen geregelten Weg."

Die Mobile Mieterhilfe in Bielefeld war zunächst als dreijähriges Projekt der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, des Ev. Gemeindedienstes im Ev. Johanneswerk und der BGW angelegt, die meist den Kontakt zu den Klienten herstellte. Nach dem Ablauf des von einer wissenschaftlichen Studie begleiteten Projekts im vergangenen Juli ist die Weiterführung jetzt noch offen. Eine Förderung durch die Aktion Mensch war auf drei Jahre befristet, und auch die Kooperation mit dem Ev. Johanneswerk ist mit dem Abschluss beendet. Da sowohl die BGW als auch Bethel das Projekt weiterführen wollen, werden nun neue Partner gesucht.

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Quelle:
Pressemitteilung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel vom 24.10.2012
Zentrale Öffentlichkeitsarbeit
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33617 Bielefeld
Telefon: 0521/144-3599, Telefax 0521/144-5214
E-Mail: pr.information@bethel.de
Internet: www.bethel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2012