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PROJEKT/711: Bethel in Lobetal - "Jedes Kind wir angenommen, wie es ist" (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - März 2015

Bethel in Lobetal
Ein Nest für die Kleinen
"Jedes Kind wird angenommen, wie es ist"

Von Christina Heitkämper


Die rothaarige Pia saust gemeinsam mit ihrem Freund Otto den kleinen Schneehügel hinunter und quietscht vergnügt. Fast alle Jungen und Mädchen sind an diesem verschneiten Morgen draußen und toben auf dem Gelände der Kindertagesstätte Sonnenschein in Lobetal: Sie rodeln, bauen Schneemänner oder machen Schneeballschlachten. Für die kleine Meta ist es der erste weiße Winter. Dick eingepackt mit Mütze und Schal beobachtet sie mit großen Augen das bunte Treiben.

"Wir gehen mit den Kindern mindestens morgens und nachmittags an die frische Luft, egal bei welchem Wetter", erzählt die Leiterin der Kita Marlen Schimmelpfennig. Die Natur ist ein wichtiger Teil des Konzepts. Das zeigen auch die Lage und die Architektur des Gebäudes, das wesentlich mit Hilfe von Spenden gebaut wurde: Am Ortsrand, ganz am Ende der Straße, in unmittelbarer Nähe zum Wald und dem Lobetaler Mechesee steht das holzverkleidete Haus umgeben von Bäumen und Grünflächen - perfekt angepasst an seine Umgebung. Die ovale Form erinnert an ein Nest.

71 Kinder werden zurzeit in der integrativen Kita Sonnenschein in Lobetal betreut. Vier Kinder haben einen zusätzlichen Förderbedarf, und vier bekommen Frühförderung, "Wir nehmen jedes Kind so an, wie es ist", sagt Marlen Schimmelpfennig. Um die Kinder vom Säuglingsalter bis zum Schulbeginn kümmern sich zwölf pädagogische Mitarbeiterinnen - Erzieherinnen, Integrationserzieherinnen und Heilerziehungspflegerinnen. Außerdem kommen wöchentlich eine Logopädin und eine Ergotherapeutin in die Einrichtung der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal.

Der "Himmelguckerraum"

Aufgeteilt sind die Kinder in fünf Gruppen: die Igel, die Käfer, die Eichhörnchen, die Hasen und die Amseln. Sie sind altersgemischt. Auch die Jungen und Mädchen mit Entwicklungsverzögerungen und körperlichen oder kognitiven Einschränkungen sind in die Gruppen integriert. Jedes dieser Kinder hat eine feste Bezugsperson, die Integrationspädagogin. Sie achtet darauf, dass es dem Kind gut geht und es bei den Gruppenaktivitäten mitmachen und dabei sein kann. Teilhabe, Gemeinschaft und Integration lernen die Kinder hier von klein auf. "Wenn es dem Kind aber zu viel werden sollte, zieht sich die Erzieherin mit ihm zurück", erklärt Marlen Schimmelpfennig.

Rückzugsmöglichkeiten gibt es in der barrierefreien Kita genug. Ein Förderraum mit einer großen Hängematte kann auch als "Raum der Stille" zur Entspannung genutzt werden. Das Zentrum des "Nestes", um das alle Zimmer ringsherum liegen, ist das große Atrium, auch "Himmelguckraum" genannt wegen des großen Glasfensters in der Decke. Es dient sowohl als Schlaf- als auch als Sportraum.

Kinderstimmen durchbrechen die Ruhe in der Kita. Im Eingangsbereich ist es jetzt laut geworden. Rotbäckige Kinder stürmen den Eingang, sie lachen und reden durcheinander. Jetzt heißt es: schnell heraus aus den nassen Klamotten. Nach dem Umziehen gehen alle Kinder wieder in ihre Gruppen.

Bei den "Hasen" ist heute ein ganz besonderer Tag: Joris feiert seinen sechsten Geburtstag. Alle sind ganz aufgeregt und haben sich in einem Stuhlkreis um das Geburtstagskind gereiht. Das thront wie ein König mit einer Krone auf dem Kopf auf dem Geburtstagsstuhl. Die Lehne ziert eine Krone mit goldenem Glitzer, und auf der Sitzfläche liegt eine rote Decke mit goldenem Saum.

Aus vollen Kehlen

"Heute kann es regnen, stürmen oder schneien" - aus vollen Kehlen singen die Kinder gemeinsam mit der Erzieherin Carola Polack für Joris ein Geburtstagsständchen. Danach beten sie für ihn. Die Kita Sonnenschein ist eine evangelische Einrichtung, und das Gebet hat einen festen Platz im Alltag. "Wir gestalten unsere Angebote mit religionspädagogischen Inhalten, singen Kirchenlieder und beten gemeinsam", erklärt Marlen Schimmelpfennig. Auch der Weltgebetstag Anfang März ist ein Thema, auf das die Erzieherinnen die Kinder vorbereiten. Der Glaube und die christlichen Werte spielen in der Kita eine wichtige Rolle, auch wenn sie offen ist für alle Kinder - mit und ohne religiöse Bindung.

Für Joris ist es der letzte Geburtstag in der Kita, denn im Sommer wird der Junge eingeschult. "Ich wünsche Dir alles Gute in deiner Schule", gratuliert Claudius seinem Spielkameraden leise. "Und ganz viele neue Freunde", fügt Jona hinzu. Für einen kurzen Augenblick schwingt etwas Wehmut in ihren Stimmen mit. Bald beginnt für viele von ihnen ein neuer Lebensabschnitt. Beim Anblick des Geburtstagskuchens sind die traurigen Gedanken jedoch schnell wieder verschwunden. Und bis zum Sommer gibt es in der Kita ja noch jede Menge mit den Freunden zu erleben.


Integrative Kita Sonnenschein
  • Einrichtung der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal
  • 2012 eröffnet
  • 72 Plätze für Kinder mit und ohne Förderbedarf
  • Team: 12 pädagogische Mitarbeiterinnen, 2 Praktikantinnen und 1 Hauswirtschaftskraft

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Quelle:
DER RING, März 2015, S. 14 - 15
Monatszeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der Gesamtmitarbeitervertretung
Redaktion: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld
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Die Zeitschrift kann kostenlos abonniert werden


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2015

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