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PROJEKT/717: Uni Leipzig geht in der Forschung neue Wege - Leichte Sprache im Arbeitsleben (idw)


Universität Leipzig - 17.06.2015

Menschen mit Lernschwierigkeiten forschen im Projekt "Leichte Sprache im Arbeitsleben"


Die Universität Leipzig geht in der Forschung neue Wege: Wissenschaftler und Menschen mit Lernschwierigkeiten arbeiten gemeinsam in dem großen, interdisziplinären Projekt "Leichte Sprache im Arbeitsleben" (LeiSA). Ziel ist es, Menschen mit geringen Lesekompetenzen das Verstehen von Texten zu erleichtern und so ihren Berufsalltag zu verbessern. Seit Oktober vergangenen Jahres evaluieren Wissenschaftler aus der Sonderpädagogik, der Sozialmedizin, der Soziologie und der Linguistik sowie Menschen mit Lernschwierigkeiten in dem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten Projekt die sogenannte Leichte Sprache.

Diese wurde speziell für und von Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung oder - wie es sich aufgrund der mit dem Begriffspaar verbundenen diskriminierenden Zuschreibungen zunehmend durchsetzt - Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt. Das Forschungsprojekt LeiSA rückt die Bedeutung der Leichten Sprache im Arbeitsleben und die Perspektive von Menschen mit Lernschwierigkeiten in Bezug auf ihre berufliche Situation in den Mittelpunkt. Momentan werden Strategien zur fachübergreifenden Erforschung dieser Sprache und für eine bessere Wirksamkeit im Arbeitsleben erarbeitet.

"Ich habe selbst Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, vor allem beim Verstehen langer Sätze. Ich hoffe, dass sich das durch Leichte Sprache verbessert und ich so auch anderen helfen kann, Texte besser zu verstehen. Meine Familie und meine Freunde sind stolz auf mich, dass ich jetzt an der Universität Leipzig forsche", sagt Co-Forscherin Beate Schlothauer. Sie und andere Menschen mit Lernschwierigkeiten spielen als Experten ihrer Lebenswelt eine wichtige Rolle im Forschungsprozess. Sie geben als Co-Forschende wertvolle Hinweise und Impulse zur Umsetzung des Forschungsvorhabens. Gemeinsam wurde bisher insbesondere forschungsmethodisch gearbeitet, indem Erhebungsinstrumente zusammen entwickelt und erprobt wurden. Die Vertreter des Netzwerks Leichte Sprache achten dabei im gesamten Forschungsverlauf auf gute Verständlichkeit.

Im sozialwissenschaftlichen Teil des Projektes sollen Arbeitnehmer mit Lernschwierigkeiten aus Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Arbeitnehmer auf Außenarbeitsplätzen sowie Beschäftigte in beruflicher Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt zu ihren individuellen Kompetenzen, ihrer subjektiven Zufriedenheit im Arbeitsalltag, möglichen Kommunikationsbarrieren und dem Sozialklima am Arbeitsplatz befragt werden. "Unser Ziel ist es, ein Qualifizierungsprogramm für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu entwickeln, welches aufzeigt, wo und wie Leichte Sprache am Arbeitsplatz eingesetzt werden kann, um kommunikative Barrieren zu verringern und eine Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse für Menschen mit Lernschwierigkeiten zu erleichtern", sagt Dr. Marion Michel vom Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Universität Leipzig.

Im Projekt wird aus sprachwissenschaftlicher Perspektive ergänzend untersucht, welche Prinzipien der bisherigen Praxis mit Leichter Sprache das Textverstehen bei der Zielgruppe am besten unterstützen. "Der bisherige praktische Umgang mit Leichter Sprache ist oft intuitiv. Eine empirische Überprüfung der Leichten Sprache ist bisher noch nicht systematisch vorgenommen worden. Auch eine theoretische Beschreibung steht noch aus", berichtet die Linguistik-Professorin Ulla Fix. Eine im Projekt geplante linguistische Fundierung der Leichten Sprache könne die gesellschaftliche Akzeptanz erhöhen und zur weiteren Etablierung dieser Sprachform beitragen.

Die besondere Bedeutung des Projekts stellt die Projektleiterin Prof. Dr. Saskia Schuppener vom Institut für Förderpädagogik der Universität Leipzig heraus: "Das Forschungsprojekt LeiSA möchte einen Beitrag zur Verringerung von Barrieren im Arbeitsalltag von Menschen mit Lernschwierigkeiten leisten. Nur die Einbeziehung von Menschen mit Lernschwierigkeiten in den gesamten Forschungsprozesses ermöglicht es, dass die für sie selbst relevanten Forschungsfragen im Mittelpunkt stehen und so die Forschung zu einer wirklichen Veränderung ihrer Lebenssituation beitragen kann."

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution232

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Susann Huster, 17.06.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juni 2015

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