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BILDUNG/681: Nationaler Bildungsbericht - Mehr Kooperation wagen


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 22. Juni 2012

Nationaler Bildungsbericht: Mehr Kooperation wagen



Zur Vorstellung des vierten Nationalen Bildungsberichts erklärt Kai Gehring, Sprecher für Bildungspolitik:

Gut zehn Jahre nach dem PISA-Schock fehlen in Deutschland noch immer Kita-Plätze, Ganztagsschulen und Studienplätze. Vor allem aber mangelt es an individueller Förderung und Durchlässigkeit zwischen den Bildungseinrichtungen. Der Bildungsbericht zeigt, dass sich Deutschland nur im Schneckentempo an die Umsetzung der notwendigen Modernisierung von Infrastruktur und Lernangeboten gemacht hat.

Das Bildungssystem bleibt unterfinanziert und strukturell blockiert. Anstatt gemeinsam mit den Ländern mehr für Inklusion und individuelle Förderung zu tun, will die Bundesregierung mit dem Betreuungsgeld eine Bildungsfernhalteprämie einführen, die dem Ausbau der frühkindlichen Bildung zuwiderläuft. Nicht die Befindlichkeiten Horst Seehofers, sondern die Zukunft der Kinder und Jugendlichen müssen der Maßstab politischen Handelns sein.

Bildung muss zur gesamtstaatlichen Priorität werden. Das Kooperationsverbot gehört darum aufgehoben, damit Bund und Länder den quantitativen und qualitativen Ausbau der Ganztagsschulen gemeinsam beschleunigen können. Gebundene Ganztagsschulen wirken der weiterhin erschreckend hohen Zahl von Jugendlichen entgegen, die bisher mit großen Defiziten in der Grundbildung die Schulen verlassen. Gute Ganztagsschulen erleichtern zudem gerade benachteiligten Jugendlichen den Zugang zu kultureller Bildung. Musikschulen, Theatergruppen, Initiativen und Vereine erreichen unter dem Dach der ganztägigen Schule nämlich alle Kinder. Dadurch tragen sie zu mehr sozialer Gerechtigkeit bei. Bessere Kooperation ist auch beim Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung und von der Berufs- in die Hochschulbildung notwendig.

Es bleibt ein Skandal und eine große Verschwendung von Fachkräftepotential, dass Benachteiligte von Bildung ausgeschlossen werden, anstatt sie individuell zu fördern. In einer demografisch schrumpfenden Wissensgesellschaft darf Zukunft nicht von Herkunft abhängen und muss sozialer Aufstieg durch Bildung für alle ermöglicht werden. Die Empfehlungen des Bildungsberichts sind eine Hausaufgabe, die die Politik in Bund und Ländern nun endlich beherzt angehen muss.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

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Quelle:
Pressemitteilung vom 22. Juni 2012, Nr. 0564/12
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2012