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BAYERN/3079: Sozialbericht - Ministerium betreibt Schönfärberei


Pressemitteilung der SPD-Landtagsfraktion vom 11.10.2012

Sozialbericht: Ministerium betreibt Schönfärberei

Pfaffmann: Insbesondere Frauen, Alleinerziehende und ältere Menschen sind stark armutsgefährdet - Haderthauer ignoriert Realität ganz bewusst - Konzepte gegen Armut sind jetzt dringend erforderlich



Der sozialpolitische Sprecher der BayernSPD-Landtagsfraktion Hans-Ulrich Pfaffmann kritisiert den Umgang des Sozialministeriums mit dem aktuellen Sozialbericht scharf. "Die Devise von Frau Haderthauer heißt Schönfärberei", so der SPD-Sozialexperte. "Vermeintliche Erfolgsbilanzen sind wichtiger als Beseitigung der Armutsgefährdung in Bayern!" Anstatt sich selbst für krumme Statistiken zu loben, sei die Staatsregierung jetzt in der Pflicht, Konzepte und Strategien gegen Armut und prekäre Arbeitsverhältnisse zu entwickeln.

Die Kernbotschaft der Selbstdarstellung "Bayerns Arbeitsmarkt ist in hervorragender Verfassung" ignoriere die Realität ganz bewusst, so Pfaffmann. "Die Erwerbstätigenquote ist allein deshalb gut, weil die Zahl der prekären und atypischen Beschäftigungsverhältnisse massiv angestiegen ist!" Fast 18 Prozent aller Beschäftigten arbeiteten demnach im Niedriglohnsektor. "Allein die absolute Zahl der Zeit- und Leiharbeitsverträge ist zwischen 2000 und 2011 um 170 Prozent angestiegen", stellt Pfaffmann fest. "Das betrifft vor allem jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer - und es sind mehr als im gesamten Westen Deutschlands!"

Auch die Behauptung, Bayerns Bürger würden den höchsten Wohlstand in Deutschland genießen, sei eiskalt, so Pfaffmann. "Knapp die Hälfte des Vermögens ist bei zehn Prozent der Bevölkerung konzentriert!" Insbesondere Frauen, Alleinerziehende und ältere Menschen seien armutsgefährdet - noch mehr als im westdeutschen Schnitt. Allein 20 Prozent der älteren Menschen - hier hauptsächtlich Frauen, Alleinlebende und Personen mit Migrationshintergrund - seien von Altersarmut bedroht.

"Und die Kernbotschaft 'Bayern ist Familienland Nummer Eins' ist blanker Hohn", so Pfaffmann abschließend. "In einem Land, in dem 20 Prozent der Familien mit drei oder mehr Kindern und satte 40 Prozent der Alleinerziehenden mit mehr als einem Kind armutsgefährdet sind, kann man kaum von Familienfreundlichkeit sprechen. Der Leitspruch der Staatsregierung an die betroffenen Familien ist: 'Beschwert euch nicht, dass es euch schlecht geht - seid lieber froh, dass es euch nicht ganz so schlecht wie in anderen Bundesländern geht!' Das ist an Zynismus kaum zu überbieten."

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Quelle:
Pressestelle der BayernSPD-Landtagsfraktion
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2012