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BADEN-WÜRTTEMBERG/865: Forderung nach einer gendersensiblen Gesundheitspolitik (LBW)


Landtag von Baden-Württemberg - Pressemitteilung 25/2014

Thema im Sozialausschuss: Jungen- und Männergesundheit in Baden-Württemberg
Forderung nach einer gendersensiblen Gesundheitspolitik



Stuttgart. Mit einem Grünen-Antrag zur Jungen- und Männergesundheit in Baden-Württemberg hat sich der Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren in seiner Sitzung am Donnerstag, 13. Februar 2014, beschäftigt. Dies hat die Vorsitzende des Gremiums, die Grünen-Abgeordnete Bärbl Mielich, mitgeteilt. "Rund 80 Prozent der Männer nehmen nach wie vor die gesetzlichen Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen nicht in Anspruch", erläuterte sie. "In Baden-Württemberg gibt es zwar auf vielen Ebenen Aktivitäten zur Prävention und Gesundheitsförderung für Jungen und Männer, aber jede Maßnahme steht für sich. Die Koordination fehlt bislang."


Wie die Ausschussvorsitzende erläuterte, wachse die Bedeutung des Themas Männergesundheit immer mehr. Dennoch fänden genderspezifische Unterschiede in der politischen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit immer noch zu wenig Beachtung. Sowohl die Gesundheitsberichterstattung als auch Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung beleuchteten nur unzureichend geschlechtsspezifische Fragestellungen. "Wir brauchen eine gendersensible Gesundheitspolitik", forderte Mielich.

Fakt sei, dass heranwachsende Jungen Erfahrungen mit Arztbesuchen meistens nur nach Unfällen machten, führte Bärbl Mielich aus. Männer spürten bis in ihr viertes Lebensjahrzehnt selten Veranlassung, zum Arzt zu gehen. Mielich: "Männer zwischen 40 und 50 Jahren erleiden in Folge dessen fünfmal häufiger einen Herzinfarkt als Frauen. Die Zahl der Diabetes-Patienten ist bei Männern fast doppelt so hoch wie bei Frauen. Auch psychische Erkrankungen wie ADHS werden bei Jungen zunehmend diagnostiziert." Nicht zuletzt sei auch die hohe Suizid-Rate bei Männern erschreckend.

Jungen- oder männerorientierte Aktivitäten und Maßnahmen im Bereich Gesundheitsforschung, Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsbildung seien durch Veröffentlichungen, Männergesundheitskongresse, Tagungen und Workshops sowie männerspezifische Internetauftritte aufgegriffen worden. Auch die Krankenkassen hätten Aktivitäten gestartet wie zum Beispiel ein Cardio-Fit-Training sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Essstörungen bei Jungen, zur Vermeidung von Hodenkrebs und eine generelle Sensibilisierung von Männern zur Teilnahme an Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen.

"Das Betriebliche Gesundheitsmanagement ist ein guter Ansatz, um Männer zum Thema Gesundheit zu erreichen", stellte Bärbl Mielich fest. Nach den Erkenntnissen der Krankenkassen würden Männer eher teilnehmen, wenn sie aktiv und als Zugehörige einer Zielgruppe angesprochen werden. Des Weiteren würden sie eine Präferenz für Kompaktkurse oder arbeitsplatzbezogene Angebote zeigen.

Bereits 2012 sei das landesweit tätige Kompetenzzentrum Jungen- und Männergesundheit Baden-Württemberg, das vom Sozialwissenschaftlichen Institut Tübingen (SOWIT) koordiniert werde, initiiert worden. Das Kompetenzzentrum verfolge das Ziel, jungen- und männerbezogene Informationen, Aktivitäten und Projekte im Bereich der Gesundheitsforschung, -versorgung und -förderung zu bündeln und in Baden-Württemberg zu vernetzen. "Das ist ein guter Ansatz. Dennoch muss es auch für Baden-Württemberg eine Männergesundheitsberichterstattung geben, damit hieraus die nötigen Konsequenzen abgeleitet werden können", so Mielichs Überzeugung.

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Quelle:
Pressemitteilungen 25/2014 vom 13.02.2014
Herausgeber: Landtag von Baden-Württemberg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Februar 2014