Schattenblick → INFOPOOL → PARLAMENT → LANDESPARLAMENTE


BADEN-WÜRTTEMBERG/1069: 100 Jahre Frauenwahlrecht im Landtag (LBW)


Landtag von Baden-Württemberg - Pressemitteilung 1/2019

Festveranstaltung 100 Jahre Frauenwahlrecht im Landtag

Frauen fordern: Verfassungsgebot auf gleiche Chancen endlich einlösen


Stuttgart - Mit einem Veranstaltungsreigen aus Vorträgen, Diskussionen und Happenings würdigte der Landtag von Baden-Württemberg am Samstag, 12. Januar 2019, 100 Jahre Frauenwahlrecht in Württemberg. Unter dem Titel "Herrengedeck und Frauengedöns" beleuchteten Landesfrauenrat, der Verein Frauen und Geschichte sowie die Studierenden der Hochschule der Medien diesen Jahrestag historisch, gesellschaftspolitisch und auf kreativ-fiktionale Art. Keynotes hielten Doris König, Richterin am Bundesverfassungsgericht, sowie Professorin Sylvia Schraut, Vorsitzende des Vereins Frauen und Geschichte. "Vor 100 Jahren überwand die Demokratie ihren Geburtsfehler: Den Ausschluss der Frauen aus der Politik", sagte Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne). "Heute geht es um nicht weniger als die Einlösung des Verfassungsversprechens auf Gleichberechtigung und die Beseitigung bestehender Nachteile."

Aras mahnte in ihrem Grußwort die geringen, tendenziell sogar sinkenden Frauenanteile in Parlamenten und Räten an. "Wir rollen zurück", konstatierte die Präsidentin jenes Landtags, der mit einem Viertel weiblicher Abgeordneten den vorletzten Platz deutscher Landesparlamente belegt. Den Anspruch nach dem Demokratieprinzip, Spiegel der Gesellschaft zu sein, könne das baden-württembergische Parlament so nicht erfüllen. Das müsse sich endlich ändern.

BVG-Richterin König lenkte den Blick auf das 1948/49 ausgearbeitete und mit dem Recht auf Gleichberechtigung versehene Grundgesetz. Auf dessen Basis erst hätten nach und nach frauendiskriminierende Vorschriften durch das Bundesverfassungsgericht abgeschafft werden können. "Es lohnt sich, den Weg zu einem Parité-Gesetz weiter zu verfolgen", appellierte König in Stuttgart an das Durchhaltevermögen der Frauen. Als Richterin des Zweiten Senats in Karlsruhe könne sie zwar keine Stellung beziehen. Sie gebe jedoch zu bedenken, so König: "Anfangs schien auch die Einführung des Frauenwahlrechts fernab jeglicher Realität zu sein!"

Charlotte Schneidewind-Hartnagel, Erste Vorsitzende des Landesfrauenrates, forderte dieses Parité-Gesetz mit der Gleichung "Hälfte der Bevölkerung, Hälfte der Mandate". Sie beklagte strukturelle Diskriminierung, die auch nur mit Änderung der Strukturen beseitigt werden könne. Die Vorsitzende des Vereins Frauen und Geschichte, Sylvia Schraut, widmete sich der Fragestellung "Angekommen in der Zielgeraden?". Ihr Appell an junge Frauen lautete: "Schluss mit den Platzhirschen, kämpft für ein neues Landtagswahlrecht!" Wenn Frauen Politik durchsetzen wollten, die sie für richtig halten, müssten sie mitmachen. "Sonst wird mit uns Politik gemacht."

Studierende des Studiengangs Medienwirtschaft an der Hochschule der Medien inszenierten im Rahmen einer CONMEDIA-Produktion ("content in media") im zweiten Teil der Veranstaltung ihren Blick auf das Thema als "verkehrte Welt": Statt 25 Prozent Frauen, nahmen zunächst 75 Prozent Frauen im Plenarsaal Platz. Das Verhältnis drehte sich im Zuge der Performance um, so dass die aktuelle Geschlechterrepräsentanz im Landtag von Baden-Württemberg sichtbar wurde. Flankiert wurde die "Experimentierdemokratie" durch Video-Interviews mit allen frauenpolitischen Sprecherinnen der Fraktionen im Landtag sowie einer Umfrage unter Kindern zu ihrem Rollenverständnis.

*

Quelle:
Pressemitteilungen 1/2019 - 12.01.2019
Herausgeber: Landtag von Baden-Württemberg
Referat Öffentlichkeitsarbeit, Haus des Landtags,
Konrad-Adenauer-Straße 3, 70173 Stuttgart
Telefon: 0711/2063-0
Telefax: 0711/2063-299
E-Mail: Post@Landtag-bw.de
Internet: http://www.landtag-bw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Januar 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang